Dietfurt
Pater Samuel verlässt das Kloster

Der Leiter des Dietfurter Ordenshauses will auch den Priesterberuf aufgeben

19.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:32 Uhr

Der letzte öffentliche Auftritt: Noch am Sonntag hat Samuel Heimler das Goldene Priesterjubiläum von Pater Gregor Huber mitgefeiert. Am Tag darauf teilte er seine Entscheidung mit, Kloster und Priesteramt aufzugeben. - Foto: Grammetbauer

Dietfurt (uke) Pater Samuel Heimler, Guardian des Dietfurter Franziskanerklosters, hat den Orden und die Sieben-Täler-Stadt verlassen. Er wird auch sein Amt als Priester aufgeben.

Die Nachricht vom Rückzug des langjährigen Hausoberen, die gestern wie ein Lauffeuer durch die Sieben-Täler-Stadt eilte, bestätigte im Gespräch mit unserer Zeitung sein Mitbruder, Pater Raphael Konrad. "Pater Samuel hat den Konvent und die Angestellten des Hauses am Montag zusammengerufen und ihnen mitgeteilt, dass er das Haus verlassen werde", sagt Pater Raphael. Auch den Priesterberuf wolle Samuel Heimler aufgeben und sich "völlig neu orientieren".

Noch am Sonntag stand Heimler zusammen mit seinen Mitbrüdern und den Dietfurter Geistlichen am Altar, um das Goldene Priesterjubiläum von Pater Gregor Huber zu feiern. Diese persönliche Entscheidung von Pater Samuel müssten seine Mitbrüder akzeptieren, so Pater Raphael, der sich zu den Motiven des langjährigen Hausoberen, seinem Leben eine komplette Neuausrichtung zu geben, nicht weiter äußern wollte.

Voraussichtlich diese Woche noch werde die Stelle des Guardian von der Franziskanerprovinz neu besetzt, teilte er mit, die Entscheidung, wer neuer Guardian wird, könnte laut Pater Raphael bereits morgen fallen.

Pater Samuel Heimler war vor zehn Jahren nach Dietfurt gekommen. Im Sommer des darauf folgenden Jahres übernahm er das Amt des schwer erkrankten Guardian Egbert Mall. Heimler stammt aus dem Kreis Kelheim. Geboren wurde er 1965 in Hausen, wo er mit drei Brüdern als Sohn eines selbstständigen Zimmerermeisters aufwuchs. Nach dem Besuch der Hauptschule erlernte er den Beruf eines Stahlbetonbauers, er arbeitete einige Jahre in diesem Beruf. Seine religiösen Wurzeln entdeckte er während seiner Zeit in Regensburg, als er die Mittlere Reife und das Abitur nachholte. In den Franziskanerorden trat er 1988 in Bad Tölz ein.

Die Jahre des Theologiestudiums führten ihn wiederholt nach Dietfurt, aber auch nach Bolivien, wo er sein Freisemester verbrachte. Nach dem Studium wirkte er in Gößweinstein in der Fränkischen Schweiz als Kaplan, anschließend leitete er das "Kloster zum Mitleben" in Eggenfelden. Dort war er auch als Postulatsleiter in der Ordensausbildung tätig. Nach kurzer Tätigkeit in Nürnberg als Pfarrer und einem Aufenthalt in Bad Tölz, wechselte er im Juli 2006 nach Dietfurt, das er nach exakt zehn Jahren verlassen hat.

"Eine offizielle Verabschiedung wird es nicht geben", teilte Pater Raphael mit, doch werde Samuel Heimler noch einmal ins Kloster zurückkommen, um seine Amtsgeschäfte an seinen Nachfolger zu übergeben. Zu diesen gehört nicht nur die Führung des Klosters, sondern auch die Leitung des Meditationshauses, einem exemplarischen Ort der Begegnung von westlicher und östlicher Spiritualität. Hier war der ehemalige Guardian als Leiter von Zen-Kursen tätig.