Dietfurt
Wie entscheiden die Dietfurter?

Carolin Braun gegen Christian Linz – Am Sonntag Bürgermeisterwahl in der Sieben-Täler-Stadt

27.03.2014 | Stand 02.12.2020, 22:53 Uhr

Wer beerbt Bürgermeister Franz Stephan? Carolin Braun und Christian Linz treten am Sonntag gegeneinander an. - Fotos: privat

Dietfurt (uke) Am Sonntag müssen die 4942 Wahlberechtigten aus Dietfurt und den Ortsteilen erneut an die Wahlurnen. Nachdem die Sitzverteilung des neuen Stadtrats bereits feststeht, fällt nun bei der Stichwahl die Entscheidung, wer in den nächsten sechs Jahren Bürgermeister wird.

Dass es eine Stichwahl geben würde, davon waren die Dietfurter mehrheitlich ausgegangen. Aber dass mit Carolin Braun von der SPD eine Frau mit 43,9 Prozent das beste Ergebnis erzielen sollte, das war für viele Dietfurter doch eine faustdicke Überraschung. Damit verwies sie Christian Linz, den gemeinsamen Bürgermeisterkandidaten von CSU und CWU, der 30,1 Prozent holte, auf Platz zwei. Der dritte Bewerber, Bernd Mayr von den Freien Wählern, war mit 26,0 Prozent nach dem ersten Durchgang aus dem Rennen um den Chefsessel im Rathaus.

Linz sieht dem Ausgang der Wahl am Sonntag völlig unaufgeregt entgegen. „29 Wahlversammlungen sind genug“, hatte er nach dem 16. März gesagt und daran hat er sich auch gehalten. „Der Wähler wird entscheiden, wer Bürgermeister von Dietfurt wird“, sagt er gelassen. „Das lasse ich ganz einfach auf mich zukommen.“

Sollte der 52-jährige Betriebsstellenleiter der Revierzentrale Gösselthal beim Wasser- und Schifffahrtsamt Nürnberg siegen, dann wäre er nach Alois Hengl (1990 bis 2002) und Franz Stephan (ab 2002) der dritte CSU-Bürgermeister der Sieben-Täler-Stadt in Folge. Politisch ist der Ortsvorsitzende der CSU auf jeden Fall kein unbeschriebenes Blatt: Von 1990 bis 2002 sammelte er als Stadtratsmitglied kommunalpolitische Erfahrung, bis er eine „politische Babypause“ nahm und sich mehr dem beruflichen Fortkommen widmete. Bei den Stadtratswahlen vor zwei Wochen erzielte er mit 2111 Stimmen für die CSU das zweitbeste Ergebnis hinter der Zweiten Bürgermeisterin Ilse Werner. Verlässlich – ehrlich – zielstrebig – gerecht – ehrgeizig: Diese Eigenschaften hatte er für sich in Anspruch genommen. Und nun steht die Entscheidung, ober er Stephan beerben wird – er war aus Altersgründen nicht mehr angetreten – unmittelbar bevor.

Sollte Carolin Braun eine Stimmenmehrheit einfahren, wäre sie die erste Bürgermeisterin in der Geschichte der Sieben-Täler-Stadt – noch dazu mit dem Parteibuch der SPD. Seit zwölf Jahren gehört sie dem Stadtrat an und dem Kreistag. Vor sechs Jahren übertrug Landrat Albert Löhner (CSU) der Kreisvorsitzenden der SPD das Amt der Vize-Landrätin.

Bei den Stadtratswahlen erzielte sie das beste Ergebnis überhaupt. Diese 3619 Stimmen sind der eindeutige Beweis für die Popularität der 52-Jährigen, die sich über alle Parteischranken hinweg für Dietfurt und den Landkreis Neumarkt engagiert. Auch Carolin Braun sieht dem 30. März ohne große Emotionen entgegen. „Schau mer mal, dann sehn mer scho.“ Mit diesem Satz von Fußball-Kaiser Franz Beckenbauer hatte Braun unmittelbar nach der Bekanntgabe der Ergebnisse ihre Siegchancen kommentiert.

Haustürbesuche und Türhängeraktionen hatte sie sich vorgenommen, aber eine starke Erkältung mit hohem Fieber zwang sie in den vergangenen Tagen, das Bett zu hüten. „Wahrscheinlich ist das eine Nachwirkung des Wahlkampfs“, sagt sie und hofft, zumindest bis zum Sonntag wieder auf den Beinen zu sein. Sie setzt auf eine möglichst hohe Wahlbeteiligung und appelliert deshalb noch einmal an die Dietfurter, am Sonntag zur Wahl zu gehen.

Den Ausschlag darüber, wer letztlich das Sagen hat, dürften letztlich die 26 Prozent der Dietfurter sein, die zunächst den Namen des FW-Kandidaten Bernd Mayr angekreuzt hatten. Wie sie sich entscheiden, das ist offen. „Wir geben keine Wahlempfehlung“, sagt der Ortsvorsitzende Klaus-Josef Knaus. „Wie unser Name schon sagt, sollen unsere Wähler frei entscheiden können, wem sie letztlich ihre Stimme geben.“