Dietfurt
"Wir sind anders"

Manuela Hofbauer aus Mallerstetten setzt sich für die Nachwuchsförderung im Fleischerhandwerk ein

14.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:13 Uhr

Unter anderem mit einem Wandkalender will der Verein "Wir sind anders" Werbung für das Fleischerhandwerk machen. Eines von zwölf Models ist Manuela Hofbauer. - Foto: Hradetzky

Dietfurt (DK) Es ist ein mutiger Kalender. Es ist ein Kalender, der aufrütteln und der wach machen soll. Der Wandkalender des Vereins "Fleischerhandwerk. Wir sind anders" stellt im Jahr 2018 wieder zwölf starke Frauen in den Mittelpunkt. Eine davon ist Manuela Hofbauer aus Mallerstetten.

Verein und Kalender haben ein Ziel, nämlich die Nachwuchsförderung im Fleischerhandwerk zu unterstützen. Der Verein wurde vor zwei Jahren gegründet. Er war unter anderem bereits auf der Fachmesse für das Fleischerhandwerk in Stuttgart - kurz Süffa genannt - vertreten. "Metzgereifachverkäuferin war erst einmal nicht mein Traumberuf, aber ich wollte auch nicht ins Büro", blickt die 38-jährige Manuela Hofbauer zurück. Als sie im April 1994 nach der Schule nach einer Ausbildungsstelle Ausschau hielt, war das Hauptkriterium, welcher Betrieb überhaupt Azubis suche.

Ihre Mutter brachte sie auf die Idee, bei der Metzgerei Leidl anzuheuern. Der Kontakt war schon da, schließlich war Metzgermeister Xaver Leidl auch ihr Musiklehrer bei den Weißblauen-Siebentäler-Musikanten, wo Hofbauer Klarinette und Saxofon lernte. "Mittlerweile kann ich es mir nicht mehr vorstellen, etwas Anderes zu machen", erzählt sie. Oftmals seien es negative Klischees, die Schulabgänger davon abhalten, eine Lehre in einem Metzgereifachbetrieb zu beginnen. Dabei gehe es nicht nur um Verkaufen von Wurst und Zerlegen von Fleisch. "Unser Beruf ist sehr vielfältig", sagt sie. "Wir dekorieren, organisieren, tranchieren, kochen, bereiten Platten für Party- und Cateringservice vor, designen Wurst und erfinden Neues." So wie etwa die Tussi-Bratwurst, die Metzgermeisterin Nadine Fuchs kreiert hat und die auch auf dem Bratwurstgipfel in Pegnitz vorgestellt wurde. Mittels Roter Bete ist die Bratwurst pinkfarben, daher der Name. "Im Fleischerhandwerk sind viele kreative Köpfe dabei. Und auch beim Verein sind wir ein bunt gemischter Haufen geballter Frauenpower bestehend aus Fachverkäuferinnen, Metzgermeisterinnen, Lehrlingen, Betriebswirten, Ernährungsberaterinnen und Fleischsommeliers", fasst Hofbauer zusammen. Die 24 jungen Frauen des Vereins und ein Mann, die sich aktiv engagieren, würden sich über weitere Mitstreiter, gerne auch passive Mitglieder, freuen. Schließlich gehe es darum, ein Zeichen zu setzen, um Nachwuchs zu fördern. Im Verein könne man sich weiterbilden, denn neue Trends und die Notwendigkeit, sich weiterzubilden, machen auch vor der Metzgerbranche nicht Halt. "Allein die Namensgebung von Fleisch und Wurst wird anders und englische Ausdrücke kommen dazu." Ihr Lieblingsfleisch heißt zum Beispiel "Dry Aged Steak" und die Wurst "Peppadew". Viele Kunden würden diese als "scharfe Paprikawurst" bestellen, was nicht ganz stimme. "Wir verstehen sie dann schon, was sie meinen, aber wir müssen die richtigen Begriffe auch alle kennen", betont Hofbauer.

Immer auf dem aktuellen Stand zu sein und sich weiterzubilden, gehörte im Fleischer- und Metzgereihandwerk dazu. Und die Kunden, die immer aufgeklärter seien, fragten oft nach, woher das Fleisch stammt. Hofbauer selbst meint, dass trotz Veggie-Trend und Fleischskandalen die Kunden nicht komplett auf Fleisch und Wurst verzichten sollten. "Lieber genießt man bewusst einmal ein gutes Stück Fleisch, als täglich eines, von dem man nicht weiß, woher es kommt." Hofbauer berät ihre Kunden gerne persönlich und empfindet ihren Beruf in einem traditionellen Metzgereifachbetrieb als äußerst vielseitig: "Hier kann ich Leute glücklich machen, ich gestalte zum Beispiel Platten nach Kundenwünschen. Da bin ich keine Nummer." Daher will sie auch, dass es zukünftig wieder ausreichend Nachwuchs in der Branche gibt, und unterstützt den Verein, wo sie nur kann.

Der Erlös aus den Verkaufsobjekten wie Wandkalender, Hüte oder T-Shirts kommt direkt dem Fleischerverband für die Nachwuchsförderung zugute. Auf die Frage, wie sie selbst auf den Verein aufmerksam geworden sei, erzählt sie, dass sie den Verein bei einer Bühnenshow in der Markthalle 9 beim "Stadt, Land, Foodfestival" in Berlin kennengelernt hat. Der Verein habe noch nach Models für den Wandkalender 2018 gesucht. Im April sei sie zum Casting nach Schlüchtern bei Fulda eingeladen worden und schon im August stand sie zwei Tage beim Fotoshooting in Hamburg vor der Linse. "Das hat riesig Spaß gemacht!" erinnert sich Hofbauer, die mittlerweile Chefverkäuferin in der Zweigstelle Beilngries ist.

Von der Gestaltung des Kalenders ist Hofbauer mehr als begeistert. Die "starken" Frauen werden im Schwarz-Weiß-Porträt gezeigt und halten wiederum alle kreative Farbfotos mit tollen kleinen Gerichten und Snacks in der Hand. Der Fokus hier liegt auf der Farbe Pink, denn alle Speisen wurden eingefärbt. Dabei bilde die Rote Bete die Tussi-Linie ab. Es gehe aber nicht darum, Tussis zu zeigen, sondern um Frauenpower, um Frauen, die etwas zu sagen haben. "Wir sind Macher! Mit dem Kalender und unseren anderen Aktionen möchten wir unser Image aufbessern und dem Fleischer- und Metzgerverband helfen, Nachwuchskräfte zu finden", beschreibt Hofbauer. Wer die Initiative des Vereins "Fleischerhandwerk. Wir sind anders" unterstützen möchte oder sich informieren will, findet weitere Informationen auf der Website unter www.fh-wirsindanders.com.