Dietfurt
Votivkerzen erinnern an Neustart

Dietfurter Katholiken pilgern seit 40 Jahren wieder nach Bettbrunn

14.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:57 Uhr

Foto: Anton Bachhuber

Dietfurt (grb) Stets am Sonntag nach Fronleichnam pilgert die Pfarrei Dietfurt zur Kirche St. Salvator nach Bettbrunn. Diese Wallfahrt ist seit 40 Jahren ein fester Bestandteil im Terminkalender der Pfarrei. Eigentlich gibt es diese Wallfahrt für die Dietfurter aber schon seit 540 Jahren.

An diesem Sonntag um 4.15 Uhr treffen sich die Fußwallfahrer an der Frauenkirche, um sich betend und singend noch bei Dunkelheit auf den 25 Kilometer langen Weg zu machen. Allmählich erwacht die Natur und die Pilger gehen über den Hallenhausener Berg nach Zell und von dort nach Winden. Dort hat Pfarrgemeinderat Herbert Sippl eine Brotzeitstation organisiert. Windener Frauen bewirten die Gläubigen aus Dietfurt, ehe es über Breitenhill weitergeht in den Köschinger Forst.

Ab der Taferlbuche am Waldrand von Bettbrunn werden die Fußwallfahrer vom Ortspfarrer abgeholt und zur Kirche geleitet. Den Gottesdienst zelebriert Pater Gregor Huber vom Franziskanerkloster Dietfurt in Vertretung von Stadtpfarrer Gerhard Schlechta. Denn gleichzeitig ist in Dietfurt Firmung, bei der Schlechta anwesend sein muss. Vorbeter für die Fußwallfahrer ist Josef Ferstl.

Dietfurt bringt in Person von Josef Baier einen eigenen Orgelspieler mit. Alljährlich fahren auch viele Gläubige aus Dietfurt und Umgebung mit dem Auto nach Bettbrunn und nehmen dann die Fußwallfahrer wieder mit nach Hause.

Vor 40 Jahren, also 500 Jahre nach der Gründung, wurde die Wallfahrt nach Bettbrunn durch die Dietfurter neu belebt. Zeitweise hatte sie überhaupt nicht mehr stattgefunden. Bei der Wiederbelebung, die sowohl vom damaligen Wallfahrtspfarrer Gustav Reiß als auch vom Dietfurter Stadtpfarrer Karl Strehle angeregt worden war, war damals ganz Dietfurt auf den Beinen. Mitorganisiert hatte dieses Ereignis, das noch vielen in Erinnerung ist, Anton Bachhuber. Etwa 200 Personen pilgerten zu Fuß nach Bettbrunn. Die Dietfurter kamen mit ihrer Blaskapelle, den Siebentäler-Musikanten unter Leitung von Wilfried Handfest, und mit dem Kirchenchor mit Chorleiter Max Bauer, der inzwischen Ehrenbürger der Stadt ist, zur St. Salvatorkirche. Ute Mühlbauer hatte eine große Votivkerze künstlerisch gestaltet, sie wurde an diesem Tag nach Bettbrunn gebracht. Die Festpredigt hielt der aus Dietfurt stammende Professor Anton Straßer, auch Stadtpfarrer Karl Strehle war als Zelebrant mit dabei.

Im Jahr 1777 war das Fest "200 Jahre Wallfahrt nach Bettbrunn" von den Dietfurtern ebenfalls festlich begangen worden. Heimatpfleger Franz Kerschensteiner hat aus alten Ratsprotokollen und Büchern vieles über die damalige Jubelwallfahrt zusammentragen können. Auch damals wurde eine große Kerze nach Bettbrunn gebracht. Diese Votivkerze 1777 gestaltete der Maler Franz Anton Biebl. Im gleichen Jahr trug man am 11. Mai bei einer Wallfahrtsprozession eine sieben Pfund schwere Jubiläumskerze mit, die vom Lebzelter Dirnhammer gefertigt und von Biebl bemalt worden war. Die Gesamtkosten belasteten das Stadtsäckel damals mit 36 Gulden und 44 Kreuzern. Diese Jubiläumskerze kann ebenso wie die Kerze von 1977 in der Kirche in Bettbrunn besichtigt werden. Im Jahr 1777 gingen die Wallfahrer bereits um 2 Uhr nachts weg, das Wetter war laut den Aufzeichnungen sehr schlecht. Auch Gläubige aus der Umgebung nahmen daran teil.

In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Fußwallfahrer allerdings trotz der langen Tradition etwas gesunken.