Dietfurt
Vom "Preudoni" und dem "Niedermeierschen Stipendium"

Großes Interesse an Vortrag von Anton Zacherl über die Dietfurter Brauerei- und Wirtshausgeschichte

21.11.2016 | Stand 02.12.2020, 19:01 Uhr

Ein mächtiges Gebäude ist die ehemalige Brauerei Winhard (Foto links), in der sich nun das Gasthaus Scheippl befindet. Die Brauerei Geyer beherrschte den Marktplatz. Bis 1955 war das Gasthaus in Betrieb. - Fotos: Sammlungen Zacherl und Roider

Dietfurt (gtz) Zu einer aufschlussreichen Exkursion durch die Brauereigeschichte Dietfurts in Bildern und Texten hat Anton Zacherl bei einem Vortrag am Wochenende viele interessierte Zuhörer mitgenommen. Das Publikum, in dem auch Nachfahren früherer Brauereifamilien saßen, nahm lebhaft Anteil und lieferte wertvolle Anmerkungen.

Gerne erinnern ließen sich die Zuhörer auch an Dietfurter Originale wie den Zacherl Gust als versierten Unterhalter. Motiviert durch die persönliche Familiengeschichte und "erblich vorbelastet als Wirtsbub", hatte sich der Referent im Jubiläumsjahr der Stadt und des Reinheitsgebotes damit befasst, die örtliche Entwicklung darzustellen, "als Bayern zu einem Bierland wurde". Der Rebenbau am Dietfurter Weinberg wurde wohl auch wegen der Klimaveränderung im ausgehenden Mittelalter eingestellt. Während die übliche Brauphase von Michaeli bis Georgi ging, ist in Dietfurt ein Aegidi-Bier bezeugt, das außerhalb dieser Frist gebraut wurde. Weißbier war herzoglichem Braumonopol vorbehalten.

Im Dietfurter Stadtrat kontrollierten drei "Biersetzer" die Qualität und setzten den Preis fest. Wegen fehlender Einigung traf sich 1750 der Stadtrat zur Bierprobe, deren Ergebnis erhalten ist. Die Herren fanden "Stauners Pier etwas bitter, Forsters Pier leer, doch lauter" (klar) und "Niedermeiers Pier ein ehrlicher Trunk". "Ein Geschmäckl" hatte Kunstmanns Bier. Der Bierpreis rangierte entsprechend.

Gustav Einstein, der 1918 das Gut Wildenstein mit Brauerei kaufte, mischte in der gastronomischen Finanzszene mit. Der Jude lebte ab 1933 in der Emigration, das Rittergut wurde 1936 an Major Adolf Kebbel verkauft. Bei der Brauerei Winhard, dem jetzigen Gasthaus Scheippl, begann die Präsentation der zwölf Brauereien, die als Gaststätten teilweise heute noch bestehen. Im Zweiten Weltkrieg kamen die Schüler hierher zum Unterricht, weil die Schulräume als Lazarett dienten. 1766 schon war der "Preudoni" erwähnt, wo bis 1926 gebraut wurde. In der Brauerei Ihrler am Eck hatte früher das Eichamt Kontrolltage, in der "Katakombe zur schönen Mina" trafen sich die Diplomaten. Pizl hieß die Brauerfamilie auf dem späteren Gasthof Kapfer, wo eine "Lustbarkeitsabgabe für das Bajazzokugelspiel" bezeugt ist. Bis 1955 schenkte als letzter Wirt Egid Geyer im mächtigen Anwesen am Marktplatz aus.

Im Saal des früheren Schrannerwirts, des Gasthauses Oexl, wurde Theater gespielt. Die Familie Pögl braute früher dort, wo der Referent aufwuchs und die Eltern das Gasthaus Mehringer führten. Eine fidele Männerrunde hatte Bierkrüge mit Deckeln vor sich stehen, auch aus hygienischen Gründen, wie eine Schrift von 1910 belehrte. Die einstige Brauerei Biebl war im Haus Pollinger, wo in der ersten Disco Dietfurts Michael Holm einen legendären Auftritt hatte. Aus Bad Tölz stammte Martin Stirzer, der der Brauerei den Namen gab. Sigmund Niedermeier, der unter den Zuhörern saß, war mit 21 Jahren als jüngster Braumeister Deutschlands in der letzten aktiven Brauerei Dietfurts tätig, bevor 1967 das Brauen in Dietfurt eingestellt wurde.

In früheren Zeiten wurde das "Niedermeiersche Stipendium" als Förderung für Studenten vom Stadtrat vergeben. Die Familien Stauner und Mayerhöfer gingen dem Brauereigewerbe gegenüber dem Rathaus nach. Kein Brauhaus war das ehemalige Gasthaus "Zur Blauen Traube", wo der Weinausschank gepflegt wurde. Im Kloster wurde über 200 Jahre lang bis 1885 gebraut. Von Brauerei und Schänke Anderzert im Herzen der Stadt ist nichts mehr erhalten. Ab 1812 wurde auch in den Bierkellern, die zu den Brauereien gehörten, ausgeschenkt. Auch sie begleiteten den Weg durch die Biergeschichte. Eine Begehung der sehenswerten, teilweise gut erhaltenen Gewölbe stellte der Referent in Aussicht. Seine fundierten Ausführungen, unterhaltsam aufbereitet, fanden großen Beifall.