Dietfurt
Verborgene Schätze aus Truhen und Schränken

Pfarrei Dietfurt besitzt 60 Messgewänder aus der Barockzeit Ausstellung stößt auf großes Interesse

26.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:16 Uhr

Für ein paar Stunden zu besichtigen waren die Messgewänder, die Stadtpfarrer Gerhard Schlechta den Interessierten zeigte. - Foto: Bachhuber

Dietfurt (grb) Sie haben fast ihr ganzes Leben im Verborgenen verbracht. Am Sonntag haben die rund 60 historischen Messgewänder, die im Besitz der Pfarrei Dietfurt sind, für kurze Zeit die Schränke und Truhen verlassen, in denen sie seit vielen Jahren aufbewahrt werden.

Bei einer Ausstellung in der Turnhalle der ehemaligen Grundschule konnten die teilweise Jahrhunderte alten Textilien ein paar Stunden lang besichtigt werden. Die Halle eignete sich hervorragend für die Präsentation der wertvollen Paramente, wie die kirchlichen Textilien genannt werden. Weil die Gläubigen wussten, dass sie die Exponate so schnell nicht wiedersehen würden, hatten sie sich in großer Zahl auf den Weg zu der Ausstellung gemacht.

Die meisten von ihnen hatten gar nicht gewusst, dass die Pfarrei Dietfurt so viele liturgische Gewänder besitzt. Er sei selbst überrascht gewesen über die große Zahl barocker Messgewänder, erzählte Stadtpfarrer Gerhard Schlechta, der seit neun Jahren in Dietfurt ist. Er hatte die Ausstellung angeregt und auch organisiert. Beim Pfarrfest im vergangenen Jahr waren liturgische Gegenstände gezeigt worden.

Auch bei der Vorbereitung der jüngsten Ausstellung hatte der Pfarrgemeinderat Schlechta unterstützt. Die Messgewänder lagen fein säuberlich und übersichtlich auf den Tischen. Einige besonders erlesene Stücke, vor allem die schweren Rauchmäntel, waren auf Spezialkleiderbügeln aufgehängt worden. Schlechta führte selbst durch die Halle und erklärte die vielen Exponate. Die zahlreichen Interessierten erfuhren, dass die gezeigten liturgischen Gewänder in etwa Mitte des 18. bis Anfang des 19. Jahrhunderts entstanden sind. Alle wurden mit viel Aufwand handwerklich gefertigt. Gut 60 Messgewänder für Priester und Leviten - auch Diakone genannt - sowie einige Rauchmäntel wurden gezeigt.

Schlechta erklärte, dass die liturgische Bekleidung ein fester Bestandteil der Gottesdienste sei. In der Barockzeit, als die habsburgische Frömmigkeit ihren Höhepunkt erreichte, wurden sie besonders aufwendig gestaltet. Leider, so der Stadtpfarrer, merke man vielen ihr Alter an. Die Stoffe seien abgenützt und teilweise brüchig oder voller Flecken, Nähte würden aufgehen. Aus diesem Grund könnten nur noch wenige von ihnen bei Gottesdiensten verwendet werden. "Trotzdem sind sie für die Pfarrei wertvoll. Sie sollen nicht verkauft oder weggegeben werden", so Schlechta, zumal man nicht wisse, was dann mit den Messgewändern geschieht. "Die meisten sind vor langer Zeit von Wohltätern gestiftet oder mitfinanziert worden, denn Dietfurt war nie eine reiche Pfarrei", erzählte der Geistliche. Den Wohltätern müsse man heute noch für ihre guten Werke dankbar sein, denn sie hätten damit gezeigt, dass sie zu ihrer Kirche stehen. Deshalb sollten die Gewänder auch in der Pfarrei bleiben.

Beim Rundgang durch die Tischreihen erzählte Schlechta, dass die Pfarrei über nahezu 50 "gotische Messgewänder" verfüge, wie sie vorwiegend in der heutigen Zeit verwendet werden. Er erläuterte auch die Symbolik. Weiß stehe für Freude und werde in der Oster- und Weihnachtszeit verwendet, Rot für die Liebe und die Blutzeugen. Diese Gewänder seien bei Feiern zum Leiden Christi und zum Gedenken der Martyrer im Einsatz. Grün stehe für die Hoffnung, grüne Gewänder würden bei Messfeiern im Jahreskreis getragen. Die Farbe lila stehe für die Buße im Advent und der Fastenzeit und Schwarz für Trauer, wobei bei Beerdigungen auch violette Messgewänder getragen würden. In Bayern gebe es die Besonderheit, dass bei Marienfesten manchmal auch blaue Messgewänder getragen werden.

Die Besucher bewunderten die Feinheiten der kunstvollen Arbeiten so sehr, dass manche mehrmals durch die Tischreihen gingen. Stadtpfarrer Schlechta dankte allen für ihr Interesse und den Personen, die sich bei Auf- und Abbau einbrachten. Der Dank ging auch an die Frauen der Katholischen Arbeitnehmerbewegung, welche die Besucher mit Kaffee und Kuchen verköstigten.