Dietfurt
"Sucht entsteht nicht durch einmaligen Konsum"

Seminar der Hanns-Seidl-Stiftung in Dietfurt zum Thema Drogen Ehemaliger Kommissar der Kripo informiert

14.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:11 Uhr

Dietfurt (rfs) Sind illegale Drogen auf dem Vormarsch? Diese Frage stellen sich seit den jüngsten Vorkommnissen auch viele Bürgerinnen und Bürger Dietfurts. Im Sommer war eine 14-Jährige an den Folgen einer Überdosis Liquid Ecstasy gestorben.

Die CSU griff dieses Thema auf und holte einen kompetenten Fachmann zu einem Vortragsabend. Der pensionierte Kriminalhauptkommissar Andreas Will aus Bamberg gab einen ausführlichen Überblick über die enormen Gefahren von Dogen. Er sprach auch den Dietfurter Todesfall an. Michaela Hengl eröffnete als stellvertretende CSU-Vorsitzende das Abendseminar. Helmut Christa informierte kurz über die Aufgaben der Hanns-Seidl-Stiftung.

Andreas Will, der sich auch ein paar Jugendliche an diesem Abend gewünscht hätte, schilderte zunächst seinen persönlichen Werdegang. Als junger Polizist verbrachte er mehr als drei Jahre im "Untergrund", als Rauschgift- und Drogenfahnder lernte er die Drogen-, Zuhälter- und Rauschgiftszene kennen. Mit schockierenden Filmen und Bildern zeigte der Referent, was Drogen aus Menschen machen. Vor allem Jugendliche wollten stark sein, in der Gruppe nicht abseitsstehen oder Neues ausprobieren. "In einer intakten Familie sollte man merken, wenn sich das Verhalten ändert, Leistungen in der Schule nachlassen, die Lehre abgebrochen wird." Gerade weiche Drogen seien am Geruch der Kleider erkennbar. Wenn Einstichstellen erkennbar werden oder überhöhter Geldbedarf besteht, sollten alle Alarmglocken läuten. Der Referent machte deutlich, dass in diesen Fällen nicht Strafen, sondern nur Reden und nochmals Reden helfen könne. In allen Fällen gehe dieses Verhalten vor allem auf eine seelische Not zurück. Eltern sollten auch den Rat von Fachleuten nicht scheuen. Es gebe ausreichend Beratungsmöglichkeiten, die auch bei den Gemeinden und Jugendämtern erfragt werden können. Auch die Schulen und Schulleitungen wissen Ansprechpartner und können Hilfen anbieten. Unsere Gesellschaft sei eine Ellbogengesellschaft, Werte seien zweitrangig. Gute Vorbilder und eine Jugendarbeit in Vereinen und öffentlichen Einrichtungen seien gerade für Jugendliche wichtig.

"Wenn die Familie an Bedeutung verliert, dann werden die Probleme nur größer, so der Fachmann. An Drogen gelangen würden die Jugendlichen nicht über den Dealer an der Ecke, sondern immer über den Freundeskreis.

Crystal Meth führe sehr schnell zu Knochenschwund, zum Zahnausfall und möglicherweise zum "einsamen Tod". Liquid Ecstasy, das zu den K.-O.-Tropfen gehört, verursache Hemmungslosigkeit, Kreislaufversagen, Willenlosigkeit und Bewusstlosigkeit, beschrieb er.

Auf die Frage, wie man loskomme von der Droge, meinte der Kriminalhauptkommissar, es bedürfe fremder Hilfe, langer ständiger Begleitung, eines festen freundschaftlichen Umfelds und Ausdauer. Als wichtigste Erkenntnis meinte Will: "Sucht entsteht nicht durch einmaligen Konsum, sondern immer durch das Verlangen nach dem schönen Gefühl."