Dietfurt
Schauspiel an historischen Stätten

Rund 100 Kinder und Erwachsene proben seit Monaten für die Sieben-Täler-Stadtgeschichten

28.04.2016 | Stand 02.12.2020, 19:53 Uhr

Foto: DK

Dietfurt (DK) Es ist das Großereignis dieses Jahres: Zwölf Monate lang feiert Dietfurt die Verleihung der Stadtrechte 1416. Auch die Kolping-Sieben-Täler-Knirpse haben sich als Geburtstagsgeschenk etwas ganz Besonderes einfallen lassen: die Sieben-Täler-Stadtgeschichten.

An sieben Stationen der Stadt werden die kleinen Schauspieler mit einem Stück aus der Feder von Maria Hauk-Rakos am Sonntag, 12. Juni, einen Einblick in die Dietfurter Vergangenheit gewähren. "Wir sind mit allen möglichen Gruppen Dietfurts in Verbindung getreten", sagt Hauk-Rakos. Mitwirkende sind neben den Sieben-Täler-Knirpsen die Kinder und Frauen der Katholischen Arbeitnehmerbewegung, ein Team der Stadtbücherei Dietfurt, ein Teil der Kolping-Sieben-Täler-Bühne, der Männerchor, Dietfurter Musikanten sowie das Franziskanerkloster", fasst Hauk-Rakos zusammen. Gemeinsam mit Regisseurin Charlotte Meier-Röll übt sie seit Wochen das Stück ein. Die beiden Frauen stellen seit fünf Jahren auch die Dietfurter Waldweihnacht auf die Beine. "Alleine als Schauspieler sind 31 Kinder und 20 Erwachsene beteiligt", rechnet Meier-Röll nach. Mit allen Beteiligten - auch den Helfern hinter den Kulissen - sind mehr als 100 Personen an den Sieben-Täler-Geschichten beteiligt.

Schirmherrin ist Bürgermeisterin Carolin Braun (SPD). Sie wird das Schauspiel am 12. Juni um 16 Uhr mit den "Heimatgeschichte(n)" eröffnen. Treffpunkt ist an der Klostergasse 5. Sie spielen vor dem Pfarrheim. Mit Ausläuterer Josef Maier alias Nikolaus Landa und dem Postboten Xaver Weber (Stefan Graf) nehmen die Geschichten im Jahr 1903 ihren Anfang. Beide Figuren übernehmen die Rahmenhandlung und führen durch sämtliche Stationen. Gespielt wird im Original-Oberpfälzer-Dialekt. Mit den "Glaubensgeschichte(n)" taucht das Stück anno 1520 tief in die Dietfurter Geschichte ein, als Kulisse dient hier der Hollerturm. Im Mittelpunkt der zweiten Station steht Argula von Grumbach, die sich als protestantische Reformatorin im 16. Jahrhundert in Dietfurt sehr um die Anliegen der jungen Mädchen annahm und sich dafür einsetzte, dass das Wort Gottes jedem zustehe, unabhängig von Geschlecht, Reichtum und Stand. Argula von Grumbach, die 1492 geboren wurde, wirkte auch in Dietfurt und nahm sich der Jugend sehr an, was in den Sieben-Täler-Stadtgeschichten im Pfarrheim dargestellt wird, wo damals das Schloss des Pflegers stand, in dem Pfleger Grumbach und seine Frau Argula damals wohnten.

Station Nummer drei zeigt die "Wassergeschichte(n)" von 1867 im Franziskuspark. Hier treten die Waschfrauen auf. Die Szene bezieht sich auf die Belege der Siechenpflegerin Homeier, die in ihren Aufzeichnungen und Berichten die damaligen Zustände des ehemaligen Spitals beschreibt, das an der heutigen Friedhofskirche existierte.

Die vierte Station rückt die "Braugeschichte(n)" aus dem Jahr 1850 in den Fokus. In früheren Ratsprotokollen ist von einer legendären Bierprobe die Rede. Nach alten Ratsprotokollen wurde das Bier der zwölf Dietfurter Brauer hier unter die Lupe genommen. Eine kleine Bierprobe wird es auch aktuell beim Antoniusbrunnen geben, bei der das eigens für das Jubiläumsjahr gebraute Ägidi-Bier von den Zuschauern, die im Übrigen zu allen Stationen mitlaufen, verkostet werden kann. In den "Gründungsgeschichte(n)" geht es um die Gründung des Klosters durch Schenkung des Bürgermeisters Johann Huebner im Jahr 1660. Diese Szene spielt im Klostergarten, wohingegen die "Schulgeschichte(n)" als sechste Station beim Franziskusbrunnen im Vorhof des Klosters stattfinden. Hier stand eines der ersten Schulgebäude. Die sechste Szene zeigt den Alltag eines Lehrers und nimmt Bezug auf die Existenz des Mädchenschulhauses und der Sternschwestern, die damals schon in Dietfurt waren.

Bei den "Klostergeschichte(n)" wird die Einkleidungsszene von Georg Großhauser, dem späteren Bruder Balthasar Werner gezeigt. Die Szene wird im Kloster aufgeführt und vom Dietfurter Männerchor musikalisch begleitet.

Entstanden sind die Impulse für die Stationen im Jahr 2014. Bereits vor dem ersten Organisationstreffen für das Stadtjubiläum schlummerte die Idee für die besondere Art der Aufführung an verschiedenen Stationen. Bei einem Rundgang durch die Stadt hat Maria Hauk-Rakos darauf geachtet, an welchen Ecken in Dietfurt Tafeln oder besondere Gebäude oder Plätze ins Auge stachen, die sich als Spielkulisse eignen könnten. Hauk-Rakos lief den Rundgang mit Charlotte Meier-Röll ab, gemeinsam wurden die kreativen Einfälle beider Frauen weitergesponnen. Danach ging es an die Recherche, bei der Hauk-Rakos von Heimatpfleger Franz Kerschensteiner sehr unterstützte wurde. Kerschensteiner wie auch Archivar Hans Hutter versorgten sie mit alten Aufzeichnungen, Ratsprotokollen und machten sie mit der Stadtchronik noch intensiver vertraut. "An sieben Orten, die geschichtlich bedeutsam sind, werden historische Personen und Ereignisse nachgespielt", betonen die beiden Regisseurinnen. Einen angemessenen Ausklang finden die Stadtgeschichten gegen 18 Uhr im Garten des Franziskanerklosters, das die Mitwirkenden bestens unterstützt. Im Klostergarten sorgt die Kolpingfamilie für Speis und Trank, bei verschiedenen Schmankerln, Getränken und natürlich Ägidi-Bier können es sich alle interessierten Bewohner der Großgemeinde bei Musik gemütlich machen. Für die Kinder organisiert die Kolpingjugend Spiele wie im Mittelalter. Der Eintritt für das Theaterspiel ist frei, jedoch freuen sich die Mitwirkenden auf freiwillige Spenden. Der Erlös aus dem Essensverkauf und die Spenden sollen dem Kloster zugutekommen sowie für die Sanierung des Pfarrheims verwendet werden.