Dietfurt
Von Alkohol bis zu Crystal Meth

Fachmann klärt Dietfurter Eltern über Drogenkonsum und seine Folgen auf

28.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:29 Uhr

Dietfurt (khr) Über "Drogensucht und Prävention" hat in dieser Woche der Mediziner Harald Kamp im Pfarrheim aufgeklärt. Die Stadt Dietfurt hatte ihn nach dem tragischen Drogentod einer 14-Jährigen vor ein paar Wochen eingeladen. Der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie war lange am ehemaligen Bezirkskrankenhaus in Haar tätig und arbeitet seit mehr als 20 Jahren im Notfalldienst.

Er hatte erschreckende Zahlen mitgebracht: Gut 16 Millionen Raucher gibt es in Deutschland, 1,8 Millionen Alkoholabhängige, 1,5 Millionen Medikamentenabhängige und 150 000 Drogenabhängige. "Die Auffälligkeit von Süchtigen besteht in ihrer Unauffälligkeit", betonte Kamp.

Zu den neuen psychoaktiven Substanzen (NPS) gehören neben den sogenannten Designerdrogen die Legal Highs. Sie fallen noch nicht unter staatliche Regulierung und sind auch im Rahmen des Betäubungsmittelgesetzes nicht verboten, informierte Kamp. An Legal Highs sei nur unschwer heranzukommen, das Internet voll von Angeboten. Mit exotischen Produktnamen versehen, würden sie in bunten Tütchen angeboten. Auch gebe es Legal Highs mit cannabisähnlicher Wirkung offiziell als "Kräutermischungen" zum "Verräuchern" oder zur "Raumluftaromatisierung". Legal Highs mit ecstasyähnlicher Wirkung kursierten unter anderem als Badesalze oder würden zweckentfremdet als Pflanzendünger getarnt angeboten. Neue Produkte und Vermarktungsstrategien würden diese Drogen schnell in Umlauf bringen. "Sie werden unkompliziert direkt nach Hause als Paket geliefert werden, oft auch mit 24-Stunden-Lieferservice", so Kamp.

Vermehrt würden Research Chemicals (RCs) angeboten, psychoaktive Wirkstoffe in Reinform, die als Chemikalien vermarktet werden. Vielfach seien diese mit den Gefahrenzeichen und Warnhinweisen "Nur zu Forschungszwecken bestimmt!" versehen. RCs und Legal Highs seien in gängigen Drogenschnelltests nicht nachweisbar, was einen zusätzlichen Konsumanreiz darstelle. Auch über Partydrogen wie Liquid Ecstasy und K.-o.-Tropfen wurde gesprochen, die genauso einfach im Internet günstig bestellt werden können. Nachweisbar seien diese Stoffe nur sechs bis acht Stunden im Blut, bis zu zwölf Stunden im Urin.

Crystal Meth sei in sämtlichen Gesellschaftsschichten angekommen. Starker Leistungsdruck, extreme Wachheit und Euphorie oder hohe Risikobereitschaft nannte der Fachmann als Wirkungen. Depressive Verstimmungen, Angstzustände, starke Müdigkeit, Erschöpfung, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen seien die Folgen. Problematisch ist laut Kamp, dass Nachwirkungen eher oft als Entzugssymptome empfunden würden, das bedeutet, dass ein erneuter Konsum erfolge, um unangenehme Nachwirkungen zu mindern.

In der anschließenden Diskussion wies die Dietfurter Rektorin Elisabeth Plankl darauf hin, dass an ihrer Schule viel Aufklärungsarbeit betrieben werde. "Wir bemühen uns in jedem Jahrgang, Hilfestellungen und Anlaufstellen aufzuzeigen." Kamp riet im Umgang mit den Kindern, den Kontakt beständig zu halten, genau hinzuschauen und mit ihnen zu sprechen. "Nur nicht moralisieren, das ist ganz wichtig, sondern sachlich miteinander reden", lautete der Tipp des Experten.