Dietfurt
Mitmachen ausdrücklich erwünscht

Tag des offenen Archäologieparks im Erlebnisdorf Alcmona mit vielen Aktionen zum Leben in der Bronzezeit

26.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:53 Uhr

Aus Kupferrohlingen konnten die Kinder sich kreativ betätigen und Umhängeschmuck herstellen. Der Emmer steht gut, wie Bronzezeitmann Michael feststellte. - Fotos: Grad

Dietfurt (grj) Das vorgeschichtliche Erlebnisdorf Alcmona bei Dietfurt ist einer von mehreren Orten gewesen, an denen am Tag des offenen Archäologieparks Geschichte erlebbar war. Zahlreiche Interessierte schauten am Sonntag dort vorbei.

Ruhe und absolute Konzentration. Der Bogen spannt sich, der Pfeil schnellt von der Sehne. Das "Wildschwein" ist getroffen. Applaus für Thomas und seinen perfekten Schuss. Karlheinz Hinz von der Alcmona, ein passionierter Bogenbauer, freute sich ebenfalls: "Der wird ein tüchtiger Steinzeitjäger." Unter seiner Anleitung probierten viele kleine und große Leute diese Jagdtechnik beim Tag des offenen Archäologieparks.

Der Verein beschäftigt sich mit der Bronzezeit vor etwa 3000 Jahren. Bei Grabungsarbeiten am Ortseingang von Dietfurt war man auf Pfostenlöcher gestoßen, die den Grundriss eines Gebäudes ergaben. Nach diesem Plan rekonstruierten Vereinsmitglieder auf dem Gelände bei der Schleuse 14 ein Langhaus der Mittelbronzezeit und machen diese Epoche und davor die Jungsteinzeit erfahrbar. Hinter dem markanten Gebäude aus Holz und Lehm wächst Urgetreide - Verwandte des Weizens wie Einkorn, Emmer und Dinkel.

Immer wieder strichen Besucherhände über Ähren und Grannen, die leicht im Wind wogten. Der halb fertige Speicher, auf massigen Stämmen ruhend, wird Stroh und Heu aufnehmen.

Friedlich fraß und ruhte die kleine Herde der Soay-Schafe in ihrem Gehege hinter einem Zaun aus Rutenflechtwerk. Interessiert begutachteten Besucherinnen und Besucher die Tiere mit den Hörnern, die gerne mit Ziegen verwechselt werden. Rhythmisches Hämmern unterbrach die Ruhe und Beschaulichkeit. "Wir bauen unser erstes Messer", hieß es bei Robert Player. Mehrere Kinder bearbeiteten mit dem harten Amphibolit-Stein vorgefertigte Messer- und Speerklingen aus Kupfer und hämmerten sie ganz flach. Am Sandstein schärften sie die Ränder und die Spitze. Der Archäotechniker ließ Birkenrinde in Tontöpfen bei viel und heißer Holzkohleglut verschwelen zu Birkenpech, dem Kleber der Steinzeit.

Inzwischen waren die Klingen hergerichtet und jedes Kind durfte sich einen Griff oder einen längeren Holzstab aussuchen. Pleyer taucht das Ende der Klinge in schwarzes und heißes Birkenpech, steckte es in den Holzgriff oder Speerschaft und verknotete es noch mit einem starken Faden. Ein wenig musste der Steinzeitkleber noch auskühlen, dann waren die Werkzeuge gebrauchsfertig. Sofort ließ Urs seinen Speer sausen und traf sicher einen "Eber". Pleyer beantwortete geduldig alle Fragen und erklärte kompetent die Zusammenhänge. Dann nahm er einen Stein in die Hand, einen Feuerstein aus Abensberg, wie er sagte, in die andere eine kurze, dicke Stange vom Hirschgeweih. Er musterte genau den Stein, ein Schlag und schon hatte er ein breites, längliches Stück abgehauen.

Glatt und scharf wie eine Messerklinge war das Teil. Der Fachmann tauchte eine Seite in das Birkenpech, formte die noch heiße Masse und fertig war ein Schaber. Daneben auf dem kurzen Stück des "König-Ludwig-Kanals" glitt geschmeidig der Einbaum vorbei. In solchen Booten transportierten Händler auf den Flüssen ihre Waren, oft die einzige Möglichkeit, von einer Siedlung zur anderen zu gelangen. Im Schatten der alten Apfelbäume konnte man Kaffee und Kuchen genießen oder andere kühle Getränke.

Viel Interesse fand der Garten mit seltenen Gemüsearten, Kräutern und Blumen. Ein großes Steinrad mit acht Feldern wartet noch auf Bepflanzung und wird sicher zu einem echten Hingucker.

Allmählich kehrte wieder Ruhe ein auf Alcmona. Michael, bronzezeitlich gekleidet und ausgerüstet, hatte endlich Zeit, sein Getreide zu begutachten und auf einer Steinbank die warmen Sonnenstrahlen zu genießen.