Dietfurt
Hainsberg darf Wohndorf bleiben

Gewerbegebiet gescheitert: Stadtrat lehnt Aufnahme eines Flurstücks in den Flächennutzungsplan ab

19.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:28 Uhr

Ein Gewerbebetrieb am Ortsrand von Hainsberg ist vorerst nicht möglich. Der Dietfurt Stadtrat hat sich am Montag gegen die Ansiedlung ausgesprochen. Damit bleibt der Ortsteil erst einmal das, was er ist, nämlich ein reines Wohndorf. - Foto: Hradetzky

Dietfurt (uke) Ein Werk für die Ewigkeit wird der neue Flächennutzungs- und Landschaftsplan von Dietfurt sicher nicht werden, aber für mindestens 15 Jahre soll er die Entwicklung der Sieben-Täler-Stadt vorgeben. Am Montag hat der Stadtrat sich mit den Stellungnahmen und Einwendungen dazu befasst.

Dabei hat der Plan schon einen längeren Weg hinter sich. Den Auftrag zur Neuerstellung erhielt das Stadtplanungsbüro Team 4 aus Nürnberg vor rund zehn Jahren. Verzögert wurde dies immer wieder durch die Hochwasserproblematik in Dietfurt und die Debatte um die Windenergie im Freistaat.

Jetzt war es an der Zeit, die Planung wieder aufleben zu lassen und ein Stück weit voranzubringen. Doch auch die jüngste Behandlung im Stadtrat sollte sich in die Länge ziehen. Geschlagene vier Stunden dauerte der öffentliche Teil der Sitzung, welche die Verwaltung in weiser Voraussicht schon eine Stunde vor dem gewohnten 19-Uhr-Termin angesetzt hatte. Moderator des Abends war Guido Bauernschmitt von Team 4 aus Nürnberg. Der Planer hatte sich vorsorglich mit Halstabletten ausgerüstet, um der Sitzung stimmlich gewachsen zu sein. In dieser galt es, die Stellungnahmen der Behörden und der Träger öffentlicher Belange sowie die vorgebrachten Einwendungen der Bürger abzuhandeln.

Erstaunlich groß war das Interesse der Öffentlichkeit, vor allem das aus dem Ortsteil Hainsberg. Es waren so viele Hainsberger erschienen, dass die Stühle gerade noch ausreichten. Der Grund für ihr starkes Auftreten war folgender: So trägt sich ein Dorfbewohner wohl mit dem Gedanken, schon in absehbarer Zukunft am Ortsrand einen Gewerbebetrieb anzusiedeln. Ziel ist die serientechnische Fertigung von Leichtbauelementen. Deshalb hatte er auch die Aufnahme der von ihm favorisierten Fläche auf Flurnummer 193 der Gemarkung Hainsberg in den Plan angeregt. Die Hainsberger jedoch konnten sich mit seinen Plänen nicht anfreunden. Sie wollten ihr "Wohndorf", wie es Stadträtin Martha Thumann (FW) formulierte, frei wissen von Gewerbebetrieben. Sie hatten ihrer Ortssprecherin ausreichend munitioniert und ihr sogar eine Unterschriftenliste mitgegeben. Von sinkenden Grundstücks- und Immobilienpreisen über Beeinträchtigungen durch Lärm bis zur fehlenden Infrastruktur reichten die Argumente gegen die Aufnahme der grünen Wiese in den Flächennutzungsplan. "Manche sind sogar extra zu uns rausgezogen, um hier ihre Ruhe zu haben", so Thumann.

Bauernschmitt hingegen konnte sich die Ansiedlung des Betriebs unter gewissen Bedingungen durchaus vorstellen. Das Grundstück sei angebunden an die Ortschaft, liege aber im Außenbereich. Es sei expansionsfähig und biete geeignete Zufahrtsmöglichkeiten von Westen her. Damit müsse der Zulieferverkehr nicht durch den Ort. Die Bodenbeschaffenheit sei ideal, Überschwemmungen und Grundwasserprobleme würden hier nicht erwartet. Die Produktionshallen seien deutlich niedriger als ein Wohnhaus, Lärmemissionen nicht zu erwarten. Mit etwa vier Lkw täglich könne man in etwa rechnen. Dafür würden hier, so schätzte Bauernschmitt, 25 bis 30 Arbeitsplätze entstehen. Die erforderlichen Ausgleichsflächen seien ebenfalls vorhanden. Der Planer regte an, den westlichen Teil des Flurstücks als Gewerbegebiet mit Beschränkungen aufzunehmen, den östlichen als Mischgebiet.

Auf der anderen Seite, so Bauernschmitt, dränge sich der reine Wohnort Hainsberg nicht unbedingt als Standort für so einen Betrieb auf. Diese Grundsatzentscheidung zur weiteren Entwicklung von Hainsberg müsse genau abgewogen werden, schloss der Planer. Das war dann auch der Fall. Für und Wider wurden ausführlich gegenübergestellt und diskutiert. "Wir können die Gewerbesteuer gut brauchen", gab Bürgermeisterin Carolin Braun (SPD) zu bedenken. Zudem würden hier wohnortnahe Arbeitsplätze geschaffen. Das sah auch Vizebürgermeister Oliver Kuhn (CSU) so. Christian Linz (CSU) meinte, es sei besser, hier ein Wohngebiet anzusiedeln. Karl Ferstl (CSU) gefiel die Fläche gar nicht, er konnte sich eher für eine Ortsabrundungssatzung für Hainsberg erwärmen. Und Martin Schmid (CWU) äußerte, "strikt gegen einen Gewerbebetrieb" in Hainsberg zu sein. "Wir haben die Pflicht, das zu schützen, was da ist", betonte Ilse Werner (CSU). Hainsberg sei prädestiniert für eine Wohnbebauung. Sie schlug vor, nach einem Alternativgrundstück, eventuell in Töging, zu suchen. Man wolle den investitionsfreudigen Jungunternehmer ja nicht verprellen. Dem stimmte auch Johann Gietl (FW) zu. Andreas Porschert (CWU) schlug vor, lieber ein größeres Gewerbegebiet zu schaffen und nicht mehrere kleine. "Da werden wir doch eine Ecke finden", so Porschert. Die Rathauschefin konnte sich vorstellen, das Thema Gewerbeansiedlung, das mehrfach im Verlauf des Abends aufgegriffen wurde, bei einer Herbstklausur zu diskutieren.

Nach längerer Debatte sprach sich der Stadtrat einheitlich gegen die Aufnahme in den Flächennutzungsplan aus, die Beschlussvorlage musste geändert werden. Als die Hainsberger nach rund drei Stunden erleichtert den Sitzungssaal verließen, war der Zeiger der Uhr schon auf 21 Uhr vorgerückt. Weiterer Bericht folgt.