Dietfurt
Gute Seele und Seelentröster

Hans Freihart ist noch mit 81 Jahren Hausmeister aus Leidenschaft an der Grund- und Mittelschule Dietfurt

09.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:58 Uhr

Auch in den Ferien, wenn Stille ins Schulgebäude eingezogen ist, gibt es für Hans Freihart immer etwas zu tun. - Foto: Hradetzky

Dietfurt (khr) Er ist die gute Seele der Grund- und Mittelschule Dietfurt und von ihr gar nicht mehr wegzudenken. Hans Freihart ist auch mit 81 Jahren noch Hausmeister aus Leidenschaft.

Zusammen mit seinem jüngeren Kollegen Hans Weinzierl widmet er seine ganze Kraft der Jugend - obwohl er eigentlich seit 2001 im Ruhestand ist. Gemeinsam mit seinem Bruder und den Eltern verbrachte er seine Kindheit in Mallerstetten, wo die Eltern eine Landwirtschaft betrieben. Diese Jahre waren von reichlich Arbeit geprägt. Frühmorgens schon sammelte Freihart Futterklee für die Kühe im Stall. Zur Schule nach Hainsberg sei er gerne gegangen, erinnert er sich, auch wenn er nicht gerade der bravste Schüler gewesen sei.

1951 begann Hans Freihart eine Ausbildung bei der Firma Siebenwurst als Modellbauer. Er hielt dem Unternehmen bis 1972 die Treue. Als die Schule eröffnet wurde und ein Hausmeister gesucht wurde, dachte sich Freihart: "Das probierst einmal. Dann wurde ich vom Stadtrat mit zehn zu neun Stimmen - wie einst Konrad Adenauer - gewählt."

Nach der Arbeit mit den Maschinen freute er sich auf seine neue Aufgabe. Zur Jugend hatte er immer schon einen guten Draht gehabt. "Wie du das aushältst - den ganzen Lärm", hätten die Eltern oft zu ihm gesagt, erzählt er. Damit hatte er nie Probleme, im Gegenteil: "Ich habe mich schon in der Früh gefreut, wenn die ersten Schüler kamen", versichert Freihart.

Seine Aufgaben waren bis zum heutigen Tag vielfältiger Natur. Er koordinierte das Reinigungspersonal und sorgte dafür, dass alles nach dem Rechten lief. Der Hans, wie ihn die Schüler nannten, hielt die Sportanlagen instand und die Weitsprunganlage sowie das Beachvolleyballfeld frei von Unkraut. Er kümmerte sich um die Heizung, beaufsichtigte die Kinder vor Schulbeginn und beim Buseinstieg. In der Pause verkaufte er Wurst- und Käsesemmeln, Brezen, Nusshörnchen oder seine legendären Fischsemmeln. Dazu gab es gelegentlich frischen Rettich aus dem Gemüsegarten, hin und wieder stellte er einen Korb voller Äpfel hin.

Auch Anschreiben war erlaubt bei Hans Freihart. "Wenn jemand kein Geld für die Breze dabei hatte, hab ich halt wieder ein Auge zugedrückt", schmunzelt der rüstige Rentner im Unruhestand. Viele lustige Geschichten fallen ihm ein, dann sprudelt es aus ihm heraus wie aus einem Wasserfall. So habe Rektor Irrler seinerzeit ein Rundschreiben verfasst, in dem er die Schüler aufforderte, die Erwachsenen generell zu siezen. Natürlich duzte sich der Hans mit seinen Schützlingen und als die Schüler einen Aufsatz über ihren Hausmeister schreiben sollten, formulierte einer alles in der Du-Form. Er begründete dies damit, dass er doch seinen besten Freund nicht mit Sie anreden könne.

Die Jugend ist seiner Meinung nach auch nicht anders als früher, keinesfalls schlechter. "Ich lasse auf sie gar nichts kommen", sagt er. Manchmal müsse man den ein oder anderen etwas härter anpacken, aber eins sei gewiss: "Mit Güte erreicht man viel mehr als mit Strenge", da ist sich Hans Freihart hunderttausendprozentig sicher. Er spricht aus Erfahrung. Als Voraussetzungen für den Job des Hausmeisters nennt er viel Geduld, innerer Gelassenheit und Ehrlichkeit. Außerdem müsse man ab und an mal ein Auge zudrücken können. "Man muss die Jugend für voll nehmen und darf sich nie einbilden, dass man der Stärkere ist." Gute Manieren hat er den Schülern mit unorthodoxen Methoden beigebracht. "Wenn sie zum Beispiel in der Früh nicht gegrüßt haben und ich im Hochsommer die 100-Meter-Bahn grad sauber machte, hab ich die Kinder mit dem Wasserschlauch angespritzt und sie so an das Grüßen erinnert. Danach hat es geklappt." Der Lehrer, der ihn vom Schlauchspritzen abhalten wollte, habe damals selbst eine kühle Abreibung abbekommen.

Als Freihart einmal in einem der Abfalleimer den Müll zusammentrat, "da hatten die "Banditos", wie Freihart die Schüler bezeichnet, Wasser reingefüllt. Er hat es ihnen nicht weiter krummgenommen.

Einmal, so erinnert er sich, habe er mal wieder mit einem Burschen schimpfen müssen und sich sehr echauffiert. Ein Mädchen, das die Szene verfolgt hatte, meinte: "Hans, wenn du dich da so aufregst, dann brauchst fei keinen Hausmeister machen". Im Stillen musste er ihr recht geben. "Von der Jugend kann man auch lernen", lautet sein Fazit.

Die Schüler haben ihm viel geholfen, erzählt er. Beim Zusammenkehren und Saubermachen oder beim Stühleschleppen. Dafür revanchierte er sich mit seinem riesengroßen Herz und war immer zur Stelle, wenn sie ihn brauchten. Auch bei vor Liebeskummer heulenden Siebtklässlerinnen wusste er Rat: "Andere Mütter haben auch schöne Söhne", so lautete seine Empfehlung.

Einmal vor vielen Jahren, hatten ein paar Schüler der sechsten Klasse den Bus ins Hallenbad versäumt. "Ich habe die 13 Schüler dann in meinen Käfer alle reingeschlichtet und risikoreich zur Schwimmstunde nachgefahren." Mit seinem Markenzeichen, dem grünen Flitze-Käfer - der allerdings momentan gerade in Reparatur ist - tuckert er immer noch munter rund ums Schulgelände: "Einmal Käfer, immer Käfer". Auch heute noch stutzt er die Hecken, damit die Schule nicht zuwächst, mäht eifrig Rasen, klaubt er die Abfallpapierchen und leeren Flaschen auf. Wenn die Schüler ihm ab und an dabei helfen, dann lobt er sie dafür gerne, auch wenn sie nicht alles komplett aufheben. Aber Hans hat viel Verständnis und liebt die Jugend. Dass habe er höchstwahrscheinlich von seiner Oma Maria Freihart geerbt, meint er, denn die war eine gute Seele. So wie er selbst.