Dietfurt
"Nicht original – aber originell"

Der Dietfurter Fritz Koller feiert als Kaiser Ko-Houang-Di 60 Jahre Kaiserei in Bayrisch-China

06.02.2014 | Stand 02.12.2020, 23:07 Uhr

Der Kaiserwagen von Ko-Houang-Di ist jedes Jahr der Mittelpunkt des Umzugs. Anlässlich des Thronjubiläums verspricht die Organisatorin Pia Pritschet einige Neuerungen für den Unsinnigen. - Foto: DK-Archiv

Dietfurt (DK) 60 Jahre ist es heuer her, dass ein Kaiser über Bayrisch-China regiert. Das Thronjubiläum steht im Mittelpunkt des Unsinnigen Donnerstags. Auch der derzeitige Amtsinhaber Fritz Koller, besser bekannt als Ko-Houang-Di, fiebert diesem Ereignis entgegen.

Herr Koller, dieses Jahr feiert Bayrisch-China das Thronjubiläum. Gestaltet sich die Planung deshalb schwieriger als in den vergangenen Jahren?

Fritz Koller: Ich würde nicht sagen, dass die Organisation heuer intensiver ist. Aber ein Jubiläum soll auf jeden Fall spektakulär beginnen. Darum sind wir dabei, eine Art Vorspann zusätzlich zum üblichen Programm auszuarbeiten. Dieses kleine Vorspiel soll ab zwölf Uhr zur Einstimmung der Leute dienen, die sich auf dem Marktplatz versammelt haben.

 

Wie weit sind die Dietfurter mit der Organisation?

Koller: Die Planung hat gerade ihren Höhepunkt erreicht. Das Podiumsprogramm ist fertiggestellt, momentan sitze ich über der musikalischen Untermalung. Das Ergebnis muss dann noch von der Stadt abgesegnet werden. Da mache ich mir keine Sorgen. Wir sind ein gutes Team und die Zusammenarbeit läuft gut.

 

Stellt sich nach so langer Zeit nicht Routine ein?

Koller: Bestimmte Dinge laufen tatsächlich immer wieder gleich ab, trotzdem ist jedes Jahr anders. Es gibt stets neue Herausforderungen. Mit der Zeit lernt man viel dazu, auch technische Neuerungen spielen dabei eine Rolle. Heuer haben wir beispielsweise neue Räder für den Wagen, die sich hoffentlich bewähren werden.

 

Gibt es etwas, über das Sie sich besonders freuen?

Koller: Diesmal nehmen sehr viele Kapellen teil, das finde ich super. Musik bedeutet Leben, Abwechslung. Wo Musik ist, kommen die Leute zusammen. Deshalb will ich versuchen, an verschiedenen Punkten der Stadt Kapellen zu platzieren.

 

Was würden Sie als die größte Herausforderung in der fünften Jahreszeit bezeichnen?

Koller: Der Fasching muss mit allen Sinnen erlebbar sein, man muss ihn sehen, hören – und auch spüren. Die Leute sollen mitgerissen werden, aus dem Staunen nicht mehr herauskommen. Auf dem Podium haben wir deshalb wieder einiges an Technik verbaut.

 

Was bedeutet es für Sie, der Kaiser von Bayrisch-China zu sein?

Koller: Die Kaiserrolle sehe ich als gute Plattform, um Dietfurt zu repräsentieren. Der Kaiser ist zentrale Figur des Geschehens. Seit ich regiere, wird das Motto bereits am 11.11. verkündet. Ich gebe den roten Faden vor, von dem sich viele Gruppen inspirieren lassen. Teilweise kommen die Leute von weit her. Eine Gruppe kommt zum Beispiel jedes Jahr aus dem Raum Nürnberg. Die chinesisch verkleideten Franken kennt man schon von Weitem. Der Kaiser ist eine Figur, die die Traditionen lebendig hält.

 

Seit 2001 regieren Sie als Ko-Houang-Di die Dietfurter Chinesen. Was motiviert sie, nach über einem Jahrzehnt Kaiserei weiter am Ball zu bleiben?

Koller: Das ist ganz einfach zu erklären: Es macht Spaß. Es ist jetzt mein 14. Jahr als Kaiser, aber langweilig war es noch nie. Meine Motivation ziehe ich aus der Gaudi im Fasching. Ich bin mit der bayrisch-chinesischen Tradition aufgewachsen. Natürlich kann es sein, dass ich es irgendwann aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr machen kann. Aber bis dahin höre ich nicht auf.

Sie sagen, Sie seien fest in der bayrisch-chinesischen Tradition verwurzelt. Wie erklären Sie sich das?

Koller: Ich bin in die Maskerade hineingewachsen. Als Kind war ich oft bei der benachbarten Schneiderin, die für eine Gruppe von 15 Personen die Kostüme angefertigt hat. Damals gab es schon an den Sonntagen vor dem Faschingswochenende ein buntes Maskentreiben. Besonders schön war, dass die Gruppe immer erst in unser Haus gekommen ist, bevor sie weiter in die Wirtshäuser gezogen ist – zum Maschkerer anschauen. Das war jedes Mal ein Mordstrubel, das hat mir schon damals gefallen.

 

War für Sie schon früh klar, dass Sie die Chinesen selbst regieren wollen?

Koller: Es ist nicht so, dass ich unbedingt Kaiser werden wollte. Ich hatte einfach Spaß am Fasching. Mein Antritt nach dem Tod von Boo-Da-Washy war zunächst eine Übergangslösung. Ich habe gründlich überlegt, ob ich die Rolle übernehmen soll. Ausschlaggebend war meine langjährige Theatererfahrung: Ich habe keine Angst vor der Bühne.

 

Das heißt, Sie sind vor ihrem großen Auftritt auf dem Podium nicht aufgeregt?

Koller: Nein, Lampenfieber habe ich nicht. Das ist einfach eine Sache der guten Vorbereitung und natürlich auch der Leidenschaft für die Rolle. Für mich ist es kein Muss, Kaiser zu sein. Es ist eine tolle Sache, vor so vielen Menschen auf dem Podium zu stehen, ein gutes Gefühl, die Musik zu hören, wenn man auf die Bühne tritt.

 

Was empfinden Sie, wenn Sie vor Tausenden von Zuschauern ihre Rede halten?

Koller: Wenn man vom Podium in die Menge schaut, in der sich die Menschen Kopf an Kopf drängen, und merkt, wie begeistert sie sind, dann ist das für mich der größte Lohn. Die Leute tun damit nämlich auch etwas für mich. Wenn sie Lachen und Klatschen, zeigen sie mir, dass sich der Aufwand gelohnt hat.

 

Was hat es mit Ihrem Kaisernamen auf sich?

Koller: Die Namen der bisherigen Kaiser haben sich aus ihren Berufen abgeleitet. Mein Vorgänger Boo-Da-Washy war Friseur. Bei meinem kaufmännischen Beruf ist das schwieriger. Darum habe ich mir Folgendes überlegt. Ko steht für meinen Nachnamen, das Houang habe ich mir vom ersten Kaiser von China geliehen und Di ist eine Hommage an Dietfurt.

 

Wie bringt man chinesische und bayerische Lebensart zusammen?

Koller: Die Chinesen sind bunt. Uns Bayern fehlt das in gewisser Weise, da muss farblich alles zusammenpassen. Der Chinese kann alle Farben auf einmal sehen – ein knalliges Pink neben einem krachenden Rot – und findet es trotzdem schön. Wir können das nicht so, aber wir bemühen uns. Da darf der Hut gerne mal ein alter Lampenschirm sein, Hauptsache exotisch. Die Dietfurter Chinesen sind zwar nicht original, dafür aber ziemlich originell.

 

Ihre Gewänder sind dementsprechend schrill. Sind Sie selbst an der Gestaltung beteiligt?

Koller: Ja – und das finde ich toll. Ich setze mich dafür mit der Schneiderin an den Tisch, wir besprechen die Stoffe und den Schnitt für das Kostüm. Dann wird es geschneidert. Mir macht es Spaß, meine eigenen Ideen einzubringen.

 

Und nach dem Fasching?

Koller: Dieses Jahr werden die Dietfurter Chinesen auch an der Gluck-Oper in Berching als Statisten mitwirken. Wir machen gerne mit, weil es einfach mal etwas anderes ist. Darauf freuen wir uns sehr.

 

Das Interview führte

Kathrin Schmied