Dietfurt
Erster Schritt zur Integration

Asylbewerber und Langzeitarbeitslose recyceln Elektrogeräte im Dietfurter Gebrauchtwarenmarkt

31.03.2015 | Stand 02.12.2020, 21:28 Uhr

 

Dietfurt (DK) Im Gebrauchtwarenmarkt und E-Recycling der Christlichen Arbeiterhilfe (CAH) Dietfurt finden neben Langzeitarbeitslosen auch bis zu zwölf Asylbewerber Beschäftigung. Die Asylsuchenden kommen aus dem Kosovo, aus Syrien und der Ukraine. Für sie ist es ein erster Schritt zur Integration.

Brahim Kerellaj schraubt ein Computergehäuse auf, entnimmt die Steckplatten, entfernt die Batterie und alle Kabel. Die Einzelteile landen in großen Fässern und Kisten, wo sie für die Wiederverwertung gesammelt werden. Brahim Kerellaj kommt aus dem Kosovo und wartet auf die Entscheidung über seinen Asylantrag. Bis diese gefallen ist, arbeitet er bei der CAH Dietfurt. „Ich bin froh über diese Beschäftigung. Es ist gute Arbeit und ich treffe viele Leute“, sagt er.

Dass das wichtig ist, weiß Axel Kunz, der sich in der Sieben-Täler-Stadt um die Betreuung der Asylbewerber kümmert. „Die Arbeit hat gleich mehrere Vorteile“, sagt er und zählt auf: „Die Leute haben einen geregelten Tagesablauf, sie können sich ein wenig zu ihrem Verpflegungsgeld dazuverdienen und sie lernen so schon viel von der deutschen Sprache. Das hilft später enorm beim Deutschintegrationskurs.“ Die Zusammenarbeit mit der CAH funktioniere bestens, sagt Kunz. „Und das liegt vorrangig an dem Leiter hier in Dietfurt, Wolfgang Beyer, der alles perfekt im Griff hat, die Leute nach ihren Fähigkeiten einsetzt und sehr viel Wert auf die menschliche Seite legt.“

Seit rund zwei Jahren kümmert sich Wolfgang Beyer um die CAH, die es seit 2003 in Dietfurt gibt, und – wie die CAH-Werkstätten in Neumarkt und in Bechhofen – ein Beschäftigungsprojekt des Diözesanverbands Eichstätt ist. In diesen etwas mehr als zwei Jahren hat sich enorm viel getan, das bestätigt auch Ernst Dietlmeier von der Stadt Dietfurt bei einem Besuch in dem Gebrauchtwarenlager, bei dem sich Bürgermeisterin Carolin Braun (SPD) ein Bild von der Einrichtung macht. Freundlich, hell und gut durchdacht sortiert präsentieren sich die Räume, in denen Möbel, Kleidungsstücke, Haushalts- und Einrichtungsgegenstände, Bücher und Elektrogeräte zu Schnäppchenpreisen angeboten werden. In einer eigens eingerichteten Werkstatt arbeiten Brahim Kerellaj und weitere Beschäftigte an gut organisierten Arbeitsplätzen, auf die Beyer großen Wert legt. Denn neben einer offenen Mitarbeiterführung ist Beyer besonders wichtig: Sauberkeit, strukturierte Arbeitsabläufe, aber auch „Mitdenken und aus allem das Beste machen“. Was er damit meint, zeigt er der Bürgermeisterin beim Rundgang anhand vieler kleiner Beispiele. Der äußere saubere Gesamteindruck spiegelt sich im Inneren wider. Ein alter Gefrierschrank wurde von ihm beispielsweise zum Werkzeugschrank umorganisiert, „damit alle Geräte ihren festen Platz haben und nichts verloren gehen kann“.

Ein großes Holzbrett an der Wand mit festen Haken sorgt im Nebenraum für Ordnung. Einen Wasserschlauch, der für das Testen von Waschmaschinen nötig war und der bisher bei Bedarf quer durch die Räume gezogen werden musste, ließ er kurzerhand fest übers Dach verlegen. Die kleinen Fenster, früher überwuchert von Pflanzen außen und bedeckt mit Spinnweben innen, blitzen vor Sauberkeit. Die Wertstoffcontainer und Gitterboxen in der Halle und auch im Freigelände sind ordentlich beschriftet. Mit einem riesigen, rund 1000 Kilo schweren Stein lässt Beyer den Schrott für die Metallcontainer vorpressen, „damit mehr an Gewicht rein geht und wir so auch mehr verdienen“.

Denn Geld ist ein wesentlicher Punkt: Die Zahlungen der Jobcenter aus Neumarkt und Eichstätt decken nur einen extrem kleinen Teil der Kosten. Trotzdem arbeitet die CAH Dietfurt dank der ausgeklügelten Spar- und Wiederverwertungsmaßnahmen Beyers kostendeckend. Darauf ist der fast 60-Jährige stolz, habe er doch viel Herzblut in die Organisation des Gebrauchtwarenlagers gesteckt. Und die Pläne gehen ihm nicht aus: Derzeit wird das Außengelände neu strukturiert, Großcontainer sollen auf einem neu gepflasterten Platz aufgestellt werden. „Probleme gibt es immer wieder mal, aber die werden halt gelöst“, sagt der engagierte CAH-Leiter.

Bürgermeisterin Carolin Braun und Ernst Dietlmeier schätzen seine Arbeit sehr und möchten nicht mehr auf ihn verzichten: „Er ist eine starke Führungspersönlichkeit mit guten Ideen und Eigeninitiative, ein Gewinn auch für die Stadt und den Landkreis durch die E-Recycling-Entsorgung an den Bauhöfen der Region. Bei ihm können wir sicher sein, dass alles in besten Händen ist.“