Dietfurt
Datenautobahn erreicht kleinsten Weiler

Verlegung der Leitungen läuft: Dietfurt strebt beim DSL-Ausbau eine Quote von 100 Prozent an

29.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:22 Uhr

Auf Hochtouren läuft derzeit in der ganzen Großgemeinde Dietfurt, wie hier in der Bahnhofstraße, die Verlegung der neuen Glasfaserkabel. Die Datenautobahn für das Internet soll noch in diesem Jahr in Betrieb gehen. - Foto: Rast

Dietfurt (rat) Der Ausbau der Datenautobahn in Dietfurt schreitet derzeit schnell voran. Bis Weihnachten sollen die Bürger auch in sämtlichen Ortsteilen in den Genuss der schnellen DSL-Leitungen kommen, die derzeit überall in der Großgemeinde verlegt werden.

Sobald die Arbeiten abgeschlossen sind, soll die Grundversorgung mit 30 Megabit pro Sekunde überall gewährleistet sein. Das kündigten der Geschäftsleitende Beamte Ernst Dietlmeier und Breitbandpate Markus Koller gestern in einem Gespräch mit unserer Zeitung an. Zum Vergleich: Derzeit schwanken die Übertragungsraten je nach Ortsteil zwischen knapp einem Megabit und 30 Megabit in der Kernstadt. Beide Mitarbeiter der Stadt sind zufrieden, dass bald der kleinste Weiler in der Großgemeinde mit modernster Technik an das globale Datennetz angeschlossen sein dürfte. Koller spricht von "100 Prozent aller Dietfurter Gebäude", eine Erfolgsquote, die nur wenige Kommunen schaffen würden. "Für uns ist es extrem wichtig, dass keine Familie mehr ihre Heimatgemeinde verlassen muss, weil das Internet zu langsam ist", betont Koller.

Das hat natürlich seinen Preis. Koller nennt eine Summe von 1,488 Millionen Euro. Doch dieser Betrag wird nicht allein dem Dietfurter Haushalt aufgebürdet. Es gibt laut Koller einen Zuschuss der bayerischen Landesregierung in Höhe von 890 000 Euro sowie eine Zusatzförderung von 50 000 Euro, die sich Dietfurt mithilfe einer engen Kooperation mit Breitenbrunn verdient hat, wo der Breitbandausbau ebenfalls auf gutem Weg ist. Der Geschäftsleitende Beamte freut sich über diese finanzielle Unterstützung: "Im Landkreis Neumarkt sind wir die Kommune mit dem höchsten Förderanteil."

Derzeit wird vielerorts fleißig gegraben: Oberbürg, Predlfing Parleithen, Wildenstein, Pestenrain, Mühlbach, Töging und in der Bahnhofstraße in Dietfurt. Wie weiter erklärt wurde, erhält auch das Freibad, das derzeit einer aufwendigen Sanierung unterzogen wird, einen eigenen Anschluss.

Bei der Verlegung der Leitungen kommt moderne Technik zum Einsatz. Wenn es das Gelände zulässt, also wenig Steine den Weg der Bohrer kreuzen, lassen sich Strecken von bis zu 300 Meter "durchschießen", wie die Fachleute sagen. Das heißt, dass nicht mühsam und zeitraubend aufgegraben werden muss. "Auf freiem Feld kann auch gepflügt werden", erläutert Dietlmeier. Das gehe ebenfalls schnell. Allerdings müsse sichergestellt sein, dass keine anderen Versorgungsleitungen den Weg der Baumaschine kreuzen.

Verlegt werden Glasfaserkabel, die bis zu den sogenannten Kabelverzweigern reichen, die überall in der Großgemeinde aufgestellt werden. Auch in diesen Kästen verbirgt sich edelste Technik. Das Innenleben muss im Sommer gekühlt und im Winter beheizt werden, um eine gleichbleibende Funktion bei wechselnden Temperaturen zu gewährleisten. "Deshalb haben die Kabelverzweiger einen jährlichen Stromverbrauch wie ein Einfamilienhaus", weiß Koller.

Von der Verbindungsart zwischen den Kabelverzweigern und den Häusern hängt es dann allerdings ab, ob die neuen Übertragungsraten voll ausgeschöpft werden können. Denn wenn hier nur ein altes Kupferkabel verlegt ist, bahnen sich die Daten langsamer ihren Weg. Generell lasse sich das Glasfaserkabel aber direkt ins Gebäude führen. "Weit über 200 Dietfurter Haushalte könnten diese Möglichkeit nutzen", schätzt Dietlmeier. Er weist aber darauf hin, dass möglicherweise die im Gebäude verlegten Leitungen der Erneuerung bedürfen. Das sei aber die individuelle Entscheidung der Bürger: "Jeder der will, kann dafür Geld in die Hand nehmen."

Dem pflichtet der Breitbandpate Koller bei. Derzeit sei keine bessere Technologie bekannt als die Glasfaserkabel. Der Experte geht davon aus, dass diese Technik nun doch lange Jahre das Nonplusultra darstellt und trotz der häufigen Technologiesprünge nicht schon in kurzer Zeit veraltet ist. Laut Koller werden auch in Hebersdorf, Staadorf, sowie Ober- und Unterbürg derzeit Kabel verlegt. In diesen Dörfern ist der Internetzugang bislang durch Richtfunkstrecken gewährleistet, was aber bald der Vergangenheit angehören werde.

Derzeit treibt die Verantwortlichen im Rathaus aber noch eine Frage um: Werden die Bürger die sich aus dem DSL-Ausbau ergebenden neuen Möglichkeiten annehmen? Wie hoch wird die Akzeptanz sein? Koller ist zuversichtlich. Er vertraut darauf, dass vor allem die jungen Leute das schnelle Internet wollen. "Das im Haushalt herrschende Durchschnittsalter dürfte entscheidend sein", vermutet er.

Ausgeführt werden die Arbeiten von der im Saarland ansässigen Firma Inexio. Urlaubsbedingt konnte das Unternehmen gestern keine Stellungsnahme zum Breitbandausbau in Dietfurt abgeben.