Dietfurt
Sportlich und unfallfrei über Stock und Stein

16.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:56 Uhr

Herrliche Ausblicke und steiles Gefälle: Bei einer Mountainbike-Ausfahrt rund um Dietfurt bekommt man so einiges geboten. - Fotos: Hradetzky

Schnuppern für Anfänger, das ist immer spannend. Auch die Mountainbike-Abteilung des TSV Dietfurt, die es seit Mai 2014 gibt, nimmt Anfänger an die Hand. Für einen Selbstversuch hat sich unsere freie Mitarbeiterin auf den Sattel geschwungen.

Dietfurt (DK) Steigt man von einem klassischen, vielleicht etwas in die Jahre gekommenen, altmodischen Fünfgang-Fahrrad, bei dem nur mehr zwei Gänge funktionieren und auch die Bremsen schon ein wenig schlapp machen, stundenweise auf ein sportliches Mountainbike um, so ist das prickelnde Fahrerlebnis bereits während der ersten 50 Meter deutlich zu spüren. Zunächst verheddert sich die lange Jogginghose der Testerin in der Fahrradkette, beim Absteigen schürft sie sich das Schienbein an den Pins.

Eine kleine Produktbeschreibung des unbekannten Gefährts wäre hilfreich gewesen. Dass kein Ständer da ist, womit man es abstellen kann, erfährt man schließlich in der Einführung von TSV-Mountainbikerin Elisabeth Plankl, die sehr viel Gespür und Geduld aufbringt. Eine gute Ausrüstung sei wichtig. Mountainbiker sollten immer einen Helm und eine Brille als Schutz vor Geäst tragen, mitunter empfiehlt es sich auch, Schien- und Ellenbogenschoner zu tragen und genug zu trinken, damit man nicht verdurstet.

Der Schnupperkurs beginnt mit einer ausführlichen Beschreibung, was so ein "Geländejeep" unter den Drahteseln so alles kann. Gebremst wird nur vorne, Schalten lassen sich beliebig viele Gänge - und sie tun es auch, nicht wie beim altgewohnten Damenfahrrad. Abstellen muss man das Fahrrad nicht, es dient schließlich sportlichen Zwecken und da wäre jeder Fahrradständer oder sonstiger Schnickschnack nur hinderlich und unnötiges Gewicht. An den Pedalen sitzen sogenannte Pins, sprich Pedale, die sich in die Sohle - oder wenn man eben nicht aufpasst ins Schienbein - krallen und somit dem Fuß einen besseren Halt geben.

Auch die Reifen des Bikes sind ziemlich breit und auffällig, denn im Gelände muss so ein Allrounder schließlich überall drüber: über Wurzeln, Steine und Äste. Aber das kommt dann erst später, so Elisabeth Plankl, die ihrer Schnupperschülerin empfiehlt, erst einmal ein paar Runden im Pausenhof der Schule zu drehen, um die Gangschaltung und die Bremsen zu testen. Und auch den spektakulären Sattel, der sich während der Fahrt spielend leicht verstellen lässt.

Dann geht es los. Die kleine Ausfahrt für Anfänger beginnt und führt zunächst den geteerten Radweg hinauf nach Mallerstetten. Ideal dafür, das unbekannte Gefährt erst einmal genauer auf Tauglichkeit zu testen und auszuprobieren. Den Berg schaffen Lehrerin und Schülerin locker, schließlich kommt dem Radler hier die große Auswahl an niedrigen Gängen entgegen. Das Treten geht leicht, gefragt sind Kondition und Ausdauer. Oben angekommen, gibt es erst einmal eine kleine Trinkpause, denn dann geht es ins ebenerdige Gelände, Wiesen und Wanderwege entlang. Davor müssen nochmals technische Dinge geklärt werden. Die Grundstellung, die bei der Einführung im Pausenhof schon gezeigt wurde, wird als Trockenübung ausprobiert und auch die korrekte Nutzung der Bremsen, damit man nicht vorn über das Lenkrad fällt, wird ausführlich erklärt.

Die Tour führt den Moosbärenweg entlang über saftige Wiesen, beleuchtet von der wunderschönen Abendsonne. Die Wiese ist gleich geschafft, da warten auch schon die ersten Zapfen und Wurzeln, die es zu überwinden gilt. Elisabeth Plankl fährt voraus und erklärt zur richtigen Zeit, wie mit den neuen Herausforderungen umzugehen sei. Sie rät, immer ein wenig vorauszuschauen und nicht jede einzelne Wurzel zu fixieren, nicht zu verkrampfen und mit den Füßen auf den Pedalen parallel in stehender Position ganz locker zu fahren. Eine gewisse Grundgeschwindigkeit sorge zudem für die nötige Stabilität. Der Neuling versucht dies zu beherzigen, steigt aber vor einer scheinbar überdimensionalen Wurzel nun doch lieber ab.

Apropos Absteigen. Auch das will gelernt sein. Etwas ungewohnt, dennoch eingeübt werden sollte das rückwärtige Absteigen. Die nächsten kleineren Wurzeln "wuppt" die Schülerin dann fast mit links, was womöglich auch daran liegt, dass für ein Absteigen keine Zeit bleibt und das Fahren sicherer erscheint. Ein kurzer Stopp am Etappenziel - dem Herzogstand - wird eingelegt, Zeit für ein Selfie und um den Panoramablick über Dietfurt zu genießen. Schließlich geht es bei angenehmem Fahrtwind über Schotterwege in Richtung Hainsberg. Die Strecke dient der Entspannung. Es wird kurz angehalten und die Radler genießen den fantastischen Blick auf die Wallfahrtskirche Eichlberg und die leuchtenden Weizenfelder. Auf dem Abschnitt wird aber auch fleißig weiter geübt: die Aktivstellung wird ausprobiert und bereitet auf die Bergabfahrt vor. Wichtig ist hier, mit dem ganzen Körpergewicht auf den Pedalen zu sein und in die Knie zu gehen.

Nach einem kurzen Teerstück geht es auf einem Single-Trail, einem schmalen Wanderpfad, hinab ins Tal. Hier ist die Herausforderung der enge Weg, daneben der Abhang, Wurzeln und Zweige und die Brennnesseln, die am Wegesrand nur darauf warten, dass der Biker anhält und absteigt. Nachdem die Schülerin diesen strategischen Fehler gemacht hat und vom Bike gestiegen ist, wird nun lieber durchgefahren. Am Schluss - einmal nicht aufgepasst - und aufgrund des Bangens über ein im Weg liegendes Stöckchen, wird die Vorderbremse - trotz aller Vorwarnungen seitens der Lehrerin - mit einem zu heftigen Ruck bewegt und ein Vornüberkippen gerade noch verhindert. Stolz unten angekommen, läuft der Weg nochmals seicht am "Wald der Nationen" vorbei, bevor die Tour endet. Am Schluss sind die Vorurteile gegenüber Mountainbikern passé. Das Mountainbiken, betont Elisabeth Plankl, werde von den meisten Mountainbikern sozialverträglich - mit Rücksicht auf Spaziergänger und Wanderer - als auch umweltverträglich, mit Rücksicht auf die Natur ausgeführt. Schwarze Schafe gebe es leider immer. "Wir möchten auf unseren Mountainbikes die schöne Natur genießen und gleichzeitig sportlich unterwegs sein", versichert Plankl.