Dietfurt
"Bis auf den Grund vereist"

Dietfurter Erinnerungen an den strengen Winter 1963 Minus 34 Grad am Klosterweiher gemessen

20.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:46 Uhr

Wo das Laberbürscherl frierend von der Rengnathbrücke in die Laber blickt, floss das Wasser auch im Rekordwinter 1963, während die Stadtlaber bis auf den Grund vereiste. In der "Stadtgeschichte" zeigt ein Foto aus den Filmaufnahmen von Benedikt Spitzer die Auswirkungen der Kälte. In der Labergasse unterhalb der Brücke beim Gasthaus Bräu-Toni ist die Laber in dicken Eisschollen erstarrt. - Fotos: Götz/Stadt Dietfurt

Dietfurt (DK)

Dietfurt (DK) Der Winter hat in diesen Tagen das Altmühltal mit der Stadt Dietfurt fest im Griff. Vom glitzernden Weiß bedeckt sind die Fluren und in der Nacht sinkt das Quecksilber in beträchtliche Tiefen. Eisig pfeift der Nordwind vom Labertal her und nur dick vermummte Spaziergänger können in sonnigen Stunden die klare Winterluft genießen. Mehr als 50 Jahre ist es her, dass der Jahrhundertwinter 1963 in ganz Europa und auch im Städtchen Dietfurt sogar die Fließgewässer erstarren ließ.

Chronist Benedikt Spitzer hat damals mit der Filmkamera die Auswirkungen der Kältewelle in und um die Sieben-Täler-Stadt auf Zelluloid gebannt. Diese wertvollen Aufzeichnungen zitiert der Dietfurter Heimatpfleger Franz Kerschensteiner in seinem Buch zur "Stadtgeschichte Dietfurt". Er hat es im vergangenen Jahr anlässlich der 600-Jahr-Feier der Stadt nach jahrelanger Arbeit im Auftrag der Stadt geschrieben. Seinen Angaben nach wurden im Januar und Februar am Klosterweiher minus 34 Grad gemessen. Außerdem war, wie weiter vermerkt ist, die "schnell fließende Stadtlaber bis auf den Grund vereist".

Unter den Brücken sammelte sich das Treibeis und verstopfte die Durchläufe. Es drohten gefährliche Überschwemmungen. "Mit schwerem Gerät" sorgten die Bediensteten der Gemeinde dafür, dass das Laberwasser ablaufen konnte, beschreibt Kerschensteiner und lässt im Kommentar den gestorbenen Filmchronisten und Dietfurter Ehrenbürger Spitzer zu Wort kommen. "Total zugefroren war der westliche Laberarm, der durch das Krankenhaus zum Zech (Krampelmühle) und Sitzmann (Herrnmühle) fließt", beschreibt er die Eisbildung auf der Stadtlaber.

Geflossen sei nur noch die Werklaber durch das Sägewerk Rengnath, während die Eisschollen im Stadtbereich bis zu 80 Zentimeter Stärke erreichten. Das Bachbett musste von "Stadtarbeitern und vielen Hilfskräften geräumt" werden, wird berichtet, meterhoch türmten sich die Eismassen am Laberufer.

Eine kritische Stelle gab es besonders bei der Krankenhausbrücke, wo "liegend das Eis unter der Brücke hervorgeholt werden musste". Auch bei der Wasserversorgung entstanden durch die anhaltende Kälte Engpässe, ist zu erfahren. Wegen Rohrbrüchen durch das teilweise Aufgefrieren der Wasserleitung blieb manchmal die "ganze Stadt ohne Wasser", ist zu lesen. Als "letzte Rettung bei der Wassernot" erwies sich für die Dietfurter der Antoniusbrunnen am Premerzhofer Weg. "Er ließ uns nie im Stich und gab uns immer sein sauberes, köstliches und klares Nass", das der Chronist gerade in seiner Eigenschaft als Bäckermeister dankbar zu schätzen wusste.

Spitzer schildert zum Film weiter, wie "wir Dietfurter Bäcker uns morgens um drei Uhr beim Antoniusbrunnen trafen, da kein Wasser in der Leitung war". Eindrucksvoll bestätigen die Filmaufnahmen aus den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, dass der Wasserhahn in der Backstube außer ein paar kümmerlichen Tropfen nichts mehr lieferte. Doch bot der kalte Winter manchen Abenteurern die Möglichkeit zu einer besonderen Vergnügung.

Als Anwohnerin am Stadtgraben erinnert sich eine Zeitzeugin an einen Abend im strengen Winter des Jahres 1963, als sich im Haus wieder einmal die Faschingsgesellschaft vor dem Faschingsball traf. Ein Maschkerer aus dem Gefolge des damaligen Prinzenpaares nutzte in übermütiger Faschingslaune die zugefrorene Laber für eine ausgelassene Schlitterpartie.