Dietfurt
Beistand bis zum letzten Atemzug

Dietfurter Arzt Gregor Black steht als einer von vier Palliativmedizinern todkranken Menschen zur Seite

04.03.2015 | Stand 02.12.2020, 21:35 Uhr

Arzt aus Leidenschaft: Palliativmediziner Gregor Black begleitet seine Patienten intensiv auf ihrem letzten Lebensweg - Foto: khr

Dietfurt (DK) Nach einer zweieinhalbjährigen Fortbildung hat der Dietfurter Allgemeinarzt Gregor Black die Prüfung zum Palliativmediziner vor der Landesärztekammer in München abgelegt. Diese Zusatzausbildung soll ihm helfen, die Betreuung todkranker Menschen zu verbessern.

Im Gespräch mit unserer Zeitung schildert er seine Motivation zu dieser Ausbildung, die von der Palliativstation in München in Kooperation mit den Stationen in Neumarkt und Regensburg angeboten wird. „Wir haben heute ein Problem mit dem Tod umzugehen“, stellt Black fest. So sei noch vor 100 Jahren ein Fünfzehnjähriger viel häufiger mit dem Thema Tod und Sterben konfrontiert gewesen als heute ein Sechzigjähriger. Krankheiten, die nicht geheilt werden konnten, wie die Schwindsucht, rafften in Großfamilien die Mitglieder damals oft schon früh dahin. Viele Kinder starben bei der Geburt. Hinzu kamen Kriege, aus denen die Ehemänner und Söhne allzu oft nicht mehr heimkehrten.

„Die Gesellschaft war früher viel besser in der Lage, mit dem Tod umzugehen“, sagt Black. Heute hingegen werde der Tod ausgeblendet, mitunter tabuisiert. „Da steckt unser Problem. Wir werden älter, werden immer individueller. Aber dieses Individuum strebt ganz stark nach Egoismus. Und dieses Ego kann nicht sterben“, empfindet Black. Die Palliativmedizin wolle verhindern, dass Patienten im Krankenhaus sterben und die Menschen vor einen anonymen Tod bewahren, zumal Patienten einen Anspruch darauf hätten, zu Hause sterben zu dürfen und damit auf eine sogenannte spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV).

Diese wird derzeit im Landkreis Neumarkt aufgebaut: ein Team aus Palliativmedizinern – wovon es im Landkreis derzeit mit Black lediglich vier Ärzte gibt – und spezielles Betreuungspersonal ermöglichen es in enger Kooperation mit dem Hausarzt, dass die Patienten in den eigenen vier Wänden sterben können, sofern sie dies wünschen.

Die Ausbildung zum Palliativmediziner habe Black fachlich weitergebracht. Inhaltlich ging es um Schmerztherapie, den Umgang mit diversen Medikamenten, Stoffen und Techniken. „Hier konnte ich meine Erfahrung als Notarzt einfließen lassen.“ Aber auch darum, wie man die mit dem Tod konfrontierten Patienten seelisch betreut, die Angehörigen psychisch begleitet, stand auf der Tagesordnung des Lehrplans. „Den Patienten ist Ehrlichkeit wichtig. Sie wissen meist, dass es zu Ende geht, nun geht es darum, intensiv zu besprechen, wie man dieses Ende gestalten soll.“ Black hat für sich selbst gelernt, während belastender Situationen rund um das Thema Tod, Ventile zu finden – Sport nennt er als Ausgleich, besonders das Rudern in den warmen Jahreszeiten.

Ein wichtiger Inhalt der Ausbildung sind juristische Aspekte. Black rät auch jungen Menschen, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Wenn es um das Sterben geht, müsse jeder Einzelne konkretisieren, was er in bestimmten Situationen, wie etwa bei einem Schlaganfall wolle und was nicht. Ob lebensverlängernde Maßnahmen zum Einsatz kommen sollten oder schmerzlindernde Therapien, wie etwa bei Krebs, ein Leben mitunter verkürzen sollen. „Die Patientenverfügung ist für den Arzt bindend“, sagt er. Mache man sich hierüber keine Gedanken, sei es für die Angehörigen oft schwierig, den mutmaßlichen Patientenwillen zu erörtern. Eine Patientenverfügung gestalte es einfacher, so Black, den Willen des Betroffenen durchzusetzen, auch bei potenziellen Ängsten der Angehörigen.

Dass der Tod zum Schluss nie schön sein kann, davon ist der Mediziner überzeugt. „Medien verbreiten oft das Bild vom schönen Tod. Wir haben oft gerne diese romantische Vorstellung\", konstatiert Black. Auch wenn es so etwas nicht gibt, so könne die Palliativmedizin dazu beitragen, beim Sterben zu helfen, „einen möglichst guten Tod“ zu haben.

Wenngleich wichtige Hilfen wie Seelsorge und Hospizhilfe im Landkreis rückläufig sind, die einen wichtigen Beitrag auf diesem Gebiet leisten, so fühlt sich Black dennoch gut vernetzt und unterstützt: Es gebe eine sehr gute Kooperation mit den Caritasschwestern der Großgemeinde, von denen viele eine palliative Weiterbildung im pflegerischen Bereich hätten. Auch die Palliativmediziner im Kreis unterstützen sich gegenseitig, wo sie nur können.

Stolz ist Black auch auf sein Praxisteam: „Wenn ich schnell mal zu einem Termin im Rahmen der ambulanten palliativen Versorgung weg muss, dann fangen die Mitarbeiter dies auf. Und auch die Patienten haben enormes Verständnis, wenn ich im Einsatz als Palliativmediziner bin und stellen ihren Husten gerne mal hintan.“ Man könne alles üben, nur den Tod nicht, so Gregor Black. Aber so gut es eben geht, könne man die Todkranken beim Sterben begleiten.