Dietfurt
"Beeindruckend und außergewöhnlich"

Mammutstoßzähne aus der Kiesgrube wandern ins Museum Offizielle Übergabe im Dietfurter Rathaus

06.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:23 Uhr

Präsentation der Mammutstoßzähne im Dietfurter Rathaus: Bürgermeisterin Carolin Braun (von links), der Eichstätter Kreisheimatpfleger Karl Heinz Rieder, der Dietfurter Heimatpfleger Franz Kerschensteiner, Stadtarchivar Hans Hutter, Finder Hans Flierl und Elisabeth Meier vom Förderverein Alcmona. - Foto: Kirschner

Dietfurt (uke) Das Museum Hollerhaus in Dietfurt hat eine erhebliche Aufwertung erfahren. Dort werden künftig die Fragmente von zwei gewaltigen Mammutstoßzähnen gezeigt. Die offizielle Übergabe der wertvollen Exponate fand am Freitagvormittag im Sitzungssaal des Rathauses statt.

Auf roten Samt gebettet ruhten die Teile der beiden ebenso gewaltigen wie gewichtigen Stoßzähne, die vor Abertausenden von Jahren einmal einem Mammut gehört haben. Davor lagen, weit weniger groß, aber ebenso beeindruckend die Reste von zwei Backenzähnen, mit denen diese Elefanten der Vorzeit einst ihre Nahrung zermalmten. Gemeinsam werden diese Exponate künftig den Museumsbesuchern gezeigt.

Zur Präsentation gekommen war Karl Heinz Rieder, der Eichstätter Kreisheimatpfleger. Er erläuterte im Beisein von Bürgermeisterin Carolin Braun (SPD), wie es zu dem Fund kam. Ihm zufolge waren die Mammutzähne im vergangenen Jahr beim Ausbaggern einer Kiesgrube der Firma Rohmann auf Dietfurter Gemeindegebiet entdeckt worden. Dem Baggerführer Karl Metz aus Aschbuch war aufgefallen, dass dies kein gewöhnlicher Fund sein konnte. "Er hat die Zähne in den Kofferraum seines Autos gepackt und ist zu mir gefahren", erzählte Rieder. Metz sei im Übrigen nicht zum ersten Mal bei ihm vorstellig geworden. Der Aufmerksamkeit des historisch interessierten 76-Jährigen sei es zu verdanken, dass auch schon andere Funde geborgen werden konnten.

Rieder bestätigte auch in diesem Fall Karl Metz, dass er mit seiner Vermutung, dass es sich hier nicht um eine Wasserleitung von anno dazumal handelte, richtig gelegen habe. Um die Stoßzähne zu retten, war Eile angesagt. "Nach 50 000 bis 70 000 Jahren, die sie in der Kiesschicht der Urdonau im Wasser verbracht hatten, wären sie an der Luft schnell zerfallen", erklärte Rieder. Der Fachmann hatte eine kleine Schachtel mitgebracht, in der zahlreiche Splitter und Bruchstücke eines Mammutzahns lagen. "So hätte der Dietfurter Fund auch bald ausgesehen", erklärte er. Die Stadt Dietfurt hatte sich sofort bereit erklärt, die Konservierungskosten zu übernehmen. "Wir haben die Zahnteile mit Kunststoff und Kunstharz konserviert", erläuterte Rieder. Nun sei es möglich, sie auch künftigen Generationen zu zeigen.

Der Heimatpfleger hatte beeindruckende Zahlen und Fakten über das Mammut und seine Lebensumstände im Allgemeinen und Besonderen mitgebracht. So muss es sich bei dem Dietfurter Fund um einen gewaltigen Bullen gehandelt haben, der mindestens 50 bis 60 Jahre auf dem Buckel hatte und eventuell an Altersschwäche gestorben ist. Das hohe Alter lasse sich durch den Durchmesser der Stoßzähne von 17 Zentimetern erschließen. Ob beide Teile von einem Tier stammen, stehe nicht fest, es könnten auch zwei gewesen sein, mutmaßte Rieder.

Die beiden, wesentlich kleineren Backenzähne, die ebenfalls im Hollerhaus ausgestellt werden, liegen schon lange im Archiv der Stadt Dietfurt. Hans Flierl hatte 1980 einen in einer Baugrube gefunden und bei Stadtarchivar Hans Hutter abgegeben. In einem Pappkarton hatten sie die Jahre überdauert und auf eben diesen Tag gewartet.

Bürgermeisterin Carolin Braun (SPD) freute sich, dass diese "ausgesprochen beeindruckende und ungewöhnliche Sammlung" nun das Hollerhaus bereichere. Ihr Dank ging an alle, die dazu beigetragen hätten, diesen Fund zu retten und zu bergen. Vor allem, dass Metz und Flierl nicht achtsam daran vorbeigeschaut haben, könne man nicht genug würdigen. Sie hätten sich die Fähigkeit bewahrt, "mit offenen Augen durch die Landschaft zu gehen". Die Mammutzähne sollen auch über die Homepage der Stadt bekannt gemacht werden, vor allem Kinder durch einen Museumsbesuch für die Schätze der Vergangenheit sensibilisiert werden.

Rieder erklärte sich spontan dazu bereit, zu einem Mammutvortrag nach Dietfurt zu kommen und all das, was er vorher in kleiner Runde ebenso spannend wie anschaulich schilderte, noch einmal vor einem größeren Publikum zu erzählen. Das Langhaus des vorgeschichtlichen Erlebnisdorfes Alcmona erschien Braun als der ideale Ort dafür.