Dietfurt
Aus 700 Getreidekörnern werden zehn Semmeln

Kinder lernen bei Projekt des Landwirtschaftsamts Neumarkt den Wert von Lebensmitteln kennen Auftakt in Dietfurt

21.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:54 Uhr

Foto: Ursula Kirschner

Dietfurt (uke) Sommer. Erlebnis. Bauernhof. So nennt sich ein Lernprogramm des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Neumarkt, bei dem Grundschülern der Wert der Lebensmittel näher gebracht werden soll. Auftakt war gestern Morgen in Dietfurt.

In aller Herrgottsfrühe begrüßte in der - noch - morgendlich kühlen Aula Rektorin Elisabeth Plankl neben den Hauptdarstellern aus den dritten und vierten Klassen die Ehrengäste, allen voran Landrat Willibald Gailler (CSU). Auch Harald Gebhardt, der Leiter des AELF Neumarkt, Bürgermeisterin Carolin Braun (SPD), Schulamtsdirektor Franz Hübl und Kreisbäuerin Sieglinde Hollweck nahmen an der Auftaktveranstaltung teil.

Musikalisch eröffnet wurde diese von den Viertklässlern, die zusammen mit ihren Lehrern Klaus Stegerer und Heinrich Duschinger das Lied "Im Märzen der Bauer" einstudiert hatten und den Arbeitsalltag auch gleich szenisch darstellten.

"Wer hat daheim einen Bauernhof? fragte Gailler, der als Erster ein Grußwort sprach. Immerhin eine Handvoll Finger schnellten in die Luft. Auch wenn die meisten der Dietfurter Kinder noch wüssten, woher die Lebensmittel im Supermarkt sind, sei diese Aktion immens wichtig, nicht zuletzt, um die kommende Generation für den verantwortungsvollen Umgang mit Lebensmitteln zu sensibilisieren, so der Landrat. Er hatte beeindruckende Zahlen mitgebracht. Mehr als 80 Kilo Lebensmittel pro Person würden jährlich im Abfall landen, das seien 1,3 Millionen Tonnen bundesweit. 75 000 Lastwagen könnten damit beladen werden, rechnete der Kreischef den beeindruckten Kindern vor.

"Ihr hättet keinen besseren Ort für die Auftaktveranstaltung finden können", meinte Braun in ihrem Grußwort. An kaum einer anderen Schule im Landkreis gebe es einen eigenen Hühnerhof, hier könnten die Kinder schon seit Jahren erleben, woher die Eier kommen. Im Ferienprogramm der Stadt hätten die Besuche der Schüler auf dem Bauernhof einen festen Platz. Jedes Jahr aufs Neue würden 80 bis 100 Kinder die Betriebe von Ottmar Rösch in Ottmaring und Martin Schmid in Schweinkofen besuchen. Wie wichtig das Wissen über die "Mittel zum Leben" sei, betonten auch Behördenleiter Gebhardt und Kreisbäuerin Hollweck. Schulamtsdirektor Hübl bedankte sich bei Gebhardt für das Engagement seiner Behörde.

"Sommer. Erlebnis. Bauernhof ist dreigeteilt. Im Tagesprogramm gestern Vormittag stand an drei Stationen das Thema "Vom Korn zum Brot" im Mittelpunkt. Gemeinsam mit den Ehrengästen ging es zur ersten Station. Dort erklärte ihnen Simone Schauer vom AELF, dass auf einem Quadratmeter Ackerfläche rund 700 Körner wachsen. Die ergeben etwa 500 Gramm Mehl, die wiederum für zehn Brezen oder zwei Wiesnbrezen, für 750 Gramm Brot oder zehn Semmeln reichen. Beim Anbau von Braugerste würde die Erntemenge für eine Maß Bier reichen, bei der Kartoffel könnten es zwei Kilo Pommes frites werden, beim Raps 170 Milliliter Öl oder Biodiesel und beim Hopfen würde der Ernteertrag eines Quadratmeters ausreichen für 900 Liter Bier.

Mit diesem wichtigen Vorwissen ging es zur nächsten Station. Dort erklärte ihnen Erlebnisbäuerin Beate Eichenseer aus Neuhaid bei Lupburg, welche Getreidesorten in der Region angebaut werden und wie sie ausschauen. Fachkundig gab sie Tipps, wie die Kinder Weizen, Gerste, Hafer und Roggen unterscheiden können und aus welchen Bestandteilen sich die Körner zusammensetzen.

An der dritten Station durften die Mädchen und Buben ihr Müsli selber machen. Eifrig wurde unter der Regie von Sabine Pfeiffer vom AELF Neumarkt Hafer an einer Getreidequetsche zerkleinert. Die frischen Haferflocken konnten dann mit Biomilch und Rosinen zu Müsli verarbeitet und schon vor der Pause aufgegessen werden.

Weiter geht das Lernprogramm gleich in der kommenden Woche. Dann dürfen die Mädchen und Buben aus Dietfurt zusammen mit ihren Lehrern den Erlebnisbauernhof von Beate Eichenseer in Neuhaid erkunden oder den Milchviehbetrieb der Familie Schön in Rasch, einem Ortsteil von Breitenbrunn. Dort können sie das frisch erworbene Wissen anwenden. Mit einem kulinarischen Abschluss gehen die Aktionstage kurz vor den Sommerferien zu Ende.

Ein Koch- und Backprogramm am Schuljahrsende beschließt das Projekt. Die Grundschüler dürfen das Getreide für ihr Abschlussfest - es kommt direkt vom Bauernhof - selbst mahlen und backen darauf frisches Brot und Baguette. Verfeinert werden die selbst gebackenen Genüsse mit frischen Aufstrichen aus Kräutern und Gemüse aus dem Schulgarten sowie Speisen aus den Eiern der Dietfurter Schulhühner.