Dietfurt
Unwiederbringlich verloren

Wanderung des Bunds Naturschutz zu den Irrlewiesen Feuchtbiotop fällt durch den Kanalbau trocken

29.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:02 Uhr

Zu den Irrlewiesen südlich des Wolfsbergs führte eine Exkursion des Bund Naturschutz unter der Leitung von Marlene Gmelch-Werner (rechts). - Foto: Hradetzky

Dietfurt (khr) Rund 15 interessierte Naturfreunde aus Dietfurt und dem Kreis Neumarkt haben sich am Samstag einer dreieinhalbstündigen Exkursion zu den Irrlewiesen angeschlossen. Dieses bedeutende Feuchtgebiet wurde durch unvorhergesehene Grundwasserabsenkungen stark beeinträchtigt.

Geführt wurde die Wanderung von Marlene Gmelch, der Vorsitzenden der Dietfurter Ortsgruppe des Bunds Naturschutz. Die Wanderung mit der Biologin, die im Jubiläumsjahr "25 Jahre Main-Donau-Kanal" stattfand, führte vom Pavillon bei der Schiffsanlegestelle über das Hafengelände zum Floß, von dort weiter zu den Irrlewiesen und dann zum Trockenhang am Wolfsberg.

Auch 25 Jahre nach der Eröffnung der Wasserstraße fällt die Bilanz der Naturschützer alles andere als positiv aus. Allzu massiv waren die Eingriffe, allzu groß die Verluste und die Zerstörung wertvoller Natur. Gleich zu Beginn der Führung stellte Gmelch die Wirtschaftlichkeit der geschaffenen Wasserstraße infrage. Durch den Bau des Kanals sollte der Transport großer Güter auf das Wasser verlegt werden, um die Straßen zu entlasten. "Sie können jetzt einmal beobachten, wie viele Schiffe wir heute vorbeifahren sehen," so die Biologin. Auch der Tourismus sollte unter anderem durch die Freizeitschifffahrt angekurbelt werden. Doch die Schiffsanlegestelle in Dietfurt, führte Gmelch aus, sei schon seit Längerem für die Personenschifffahrt stillgelegt, die Ausflugsdampfer würden daran vorbeifahren. Die Teilnehmer bekamen an diesem Tag nur die Catwalk, as Partyschiff des Radiosenders Bayern 3 zu Gesicht, das jährlich einmal hier Station macht. Ein einziges Frachtschiff wurde während der dreieinhalbstündigen Tour gesichtet. Dass der Dietfurter Hafen sich schon lange nicht mehr rechne, wie die Umschlagszahlen belegten, sei schon bekannt, so Gmelch.

Während der Tour stellte sie den Interessierten allerhand Pflanzen vor: den blau blühenden Flachs, den Wiesenknopfameisenbläuling, die Kuckuckslichtnelke, Wiesenkerbel und Baldrian. Die Sumpfschwertlilie hat sich am Wendebecken des Kanals von selbst wieder angesiedelt, ebenso die Taubenskabiose.

Die Erlen am Uferrand, die noch vor ein paar Jahren vom Biber gefällt wurden, sind wieder nachgewachsen. Ein Hobby-Ornithologe, der an der Wanderung teilnahm, kannte die verschiedenen Vogelgeräusche: Die Dorngrasmücke und die Sumpfmeise unterhielten mit fröhlichem Gezwitscher. Der Kuckuck begleitete die Wanderer mit seinen Rufen über die gesamte Tour hinweg.

Kurz vor dem Übersetzen mit dem Floß über das Altwasser der Altmühl hin zu den Irrlewiesen, erläuterte Gmelch an einem Schattenplatz die Zerstörung des Niedermoores. Mit dem Kanalbau, so Gmelch, sei Ende der 1980er Jahre ein circa 35 Hektar großes wertvolles, mit Entwässerungsgräben durchzogenes Niedermoor südlich des Wolfsbergs trockengefallen - trotz anderer Voraussagen der Planer, die eigens ein hydrogeologisches Gutachten erstellt hatten. Die vielen Büsche, Weiden, Sauergräser, Disteln und Schilf seien verschwunden und damit ein wichtiger Lebensraum für viele gefährdete Tiere und Pflanzen. Hier nannte sie Vogelarten wie die Bekassine und das Braunkehlchen, bei den Pflanzen die Sumpfschwertlilie, die dort zu Hause waren.

Ähnlich sei es dem Ottmaringer Moor ergangen. Auch wenn Ausgleichsflächen geschaffen werden mussten - die Zerstörung der letzten Moore konnte nicht mehr rückgängig gemacht werden. Wertvolle archäologische Funde, welche die frühzeitige Besiedelung der Gegend bezeugten, konnten den Bau des Kanals damals ebenfalls nicht stoppen, erklärte die Biologin. So hatten die Kelten im Bereich der Irrlewiesen ihre Toten in Hügelgräbern bestattet.

Die Tour führte auch auf den südlichen Trockenhang des Wolfsbergs, wo die Teilnehmer das blaue Blütenmeer des Wiesensalbei bestaunen durften. Dort wachsen zahlreiche Pflanzen wie die Wolfsmilch, Maitaschen, Orchideen und der Wiesenwachtelweizen. Die Wanderer stießen zudem auch auf eine fantastische Tierwelt: Wildbienenhöhlen wurden gesichtet, mit der Becherlupe Rüsselkäfer und Grillen inspiziert und faszinierende Schmetterlinge, wie die Bläulinge flatterten umher. Nach der langen, aber sehr abwechslungsreichen und vielseitigen Tour, die einen anderen Blick auf die Umgebung rund um den Main-Donau-Kanal gewährte, beendeten die Wanderer die Tour bei einer kleinen Einkehr.