Kevenhüll
"Der Fichte wird es zu warm"

Förster Georg Dütsch informiert Waldbesitzerinnen bei Rundgang über verschiedene Baumarten

17.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:21 Uhr
Fachmann: Förster Georg Dütschhat die Teilnehmer an einem Rundgang über die Wiederaufforstung von Schadflächen informiert. −Foto: Patzelt

Kevenhüll (DK) Wie soll der Wald der Zukunft aussehen? Mit dieser Frage haben sich mehr als 20 Waldbesitzerinnen aus der Region in Kevenhüll auseinandergesetzt. Förster Georg Dütsch hatte für den gemeinsamen Rundgang das Thema Wiederaufforstung von Schadflächen ausgesucht.

Bereits seit Jahren ist es üblich, dass sich die Waldbesitzerinnen des Landkreises Eichstätt am Kirchweihmontag zu einer Waldbegehung mit Förster Dütsch treffen. Im Gemeindewald bei Kevenhüll erfuhren die Teilnehmerinnen diesmal viel über die richtige Auswahl der Baumarten - von der Buche über die Tanne bis hin zur Vogelkirsche.

Förster Dütsch und Kreisbäuerin Christa Weber begrüßten 22 interessierte Waldbesitzerinnen. In die Gruppe hatten sich auch vier Männer "eingeschmuggelt". Der Biberbacher Forstexperte nannte zunächst drei wichtige Dinge, die bei der Auswahl der Baumarten eine Rolle spielen: Wie groß ist das Loch? Brauchen die Bäume mehr Licht oder Schatten? Und welche Vorstellungen hat der Waldbesitzer von der Art der Bepflanzung?

Generell solle man sich allerdings von größeren Fichtenbeständen verabschieden. "Aktiv Fichten zu pflanzen, muss man sich sehr gut überlegen. Durch den Klimawandel wird es der Fichte einfach zu warm", erläuterte der Förster.

Im Gemeindewald trafen die Waldbesitzerinnen gleich unweit des Eintrittsbereichs auf eine größere, bereits wieder aufgeforstete Windwurffläche. Hier hatte der Orkan Kyrill am 18. Januar 2007 gewütet und eine riesige Schneise in den Fichtenbestand geschlagen. Dütsch ging auf die ökologischen Auswirkungen von Kahlflächen ein. Durch die starke Erwärmung der bodennahen Luftschichten tagsüber und eine beträchtliche nächtliche Ausstrahlung bestehe die Gefahr von Hitze- und von lokalen Frostschäden. Bei verdichteten Böden trete eine starke Vernässung ein, da die Pumpwirkung des Altholzes fehle. Auf nährstoffreichen Standorten explodiere förmlich die Konkurrenzvegetation und auf vergrasten Flächen könne man eine Vermehrung von Mäusen beobachten. "Durch die Mineralisierung des Auflaghumus kommt es zu einem Abbau des Nährstoffvorrates - auf großen Kahlflächen haben Schattbaumarten, wie zum Beispiel die Buche und die Tanne, nur wenig Entwicklungschancen", so der Forstexperte.

Danach ging Dütsch auf die wirtschaftlichen Auswirkungen von Kahlflächen ein. Die Wiederaufforstung sei in der Regel teurer als unter dem Schirm stabiler Bäume. Große Schadflächen seien nur schwer wilddicht zu halten und häufig komme es auch zu Nachbrüchen oder Borkenkäferbefall an untersonnten Rändern. "Kahlflächen bieten aber auch die Chance für lichtliebende Baumarten wie Eiche, Edellaubhölzer, Lärche, Kiefer oder Douglasie", informierte Dütsch.

Anhand einer kleineren Lücke zeigte der Biberbacher die standortgerechte Bepflanzung auf. Hier gedeihen Tanne, Rotbuche und auf dem trockenen Boden die Vogelkirsche. Die Tanne sei als Tiefwurzler wesentlich trockenheitsresistenter als die Fichte. "Die Birke saust beispielsweise los wie wild, gibt aber bereits mit 60 Jahren auf. Hingegen lässt sich die Tanne viel Zeit beim Wachsen und fängt nach 60 Jahren erst so richtig an", so Dütsch. Die Buche sei kalkliebend und passe fast auf jeden Standort, die Sommerlinde mäuseresistent und sehr bodenpfleglich.

Dütsch ging auch auf die Praxis der Wiederaufforstung ein. Wurzeln solle man beim Pflanzen keinesfalls kürzen. "Das Loch muss so beschaffen sein, dass die Wurzel gerade darin steht", lautete ein Rat des Experten. Stabile Bäume, sofern noch vorhanden, solle man als Schirm belassen. Bei starkem Verbiss sei es sinnvoll, mit dem Jagdpächter wegen einer Schwerpunktbejagung zu reden. Den Waldrand könnte man aus Sträuchern anlegen.

Alle klimatoleranten Baumarten seien förderfähig. Die Stückzahlförderung betrage bei Laubholz/Tanne 1,10 Euro und bei Mischkulturen 0,85 Euro pro Pflanze. "In Mischkulturen darf der Nadelholzanteil maximal 50 Prozent der Fläche betragen", fügte Dütsch hinzu. Der Antrag müsse allerdings vor der Pflanzung bewilligt sein und die Bindefrist sei auf fünf Jahre gedeckelt. Nach der Waldbegehung ließen die Teilnehmer den Nachmittag bei Kaffee und Kuchen in einer Oberndorfer Gaststätte ausklingen.