Breitenbrunn
"Ohne Scheu auf die Menschen zugehen"

Der Gefängnisseelsorger Pater Clemens Habiger berichtet in Breitenbrunn von seiner Arbeit

22.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:46 Uhr

Von seiner Arbeit als Gefängnisseelsorger berichtete der Kapuzinerpater Clemens Habiger anlässlich der Sebastianswoche in Breitenbrunn. - Foto: Kraus

Breitenbrunn (swp) In der Pfarrei Breitenbrunn haben die Katholiken das neue Jahr mit einer Glaubenswoche begonnen. Damit ehrten sie den Patron ihrer Wallfahrtskirche, den heiligen Sebastian.

Es ist eine Tradition, dass die Pfarrei Breitenbrunn zu Jahresbeginn eine Woche lang täglich in der Wallfahrtskirche am östlichen Ortseingang Eucharistie feiert. Immer am Nachmittag treffen sich die Gläubigen in dem Gotteshaus, um miteinander den Rosenkranz zu beten. Zur sonntäglichen Andacht am Beginn der Sebastianswoche wurde den Gläubigen von Pfarrer Jacek Machura die Reliquie des Heiligen aufgelegt. An den Werktagen wanderten Schulklassen hinauf zur Wallfahrtskirche, um an der Eucharistiefeier teilzunehmen.

Pfarrer Machura, der Ruhestandsgeistliche Georg Schmid und Diakon Franz Kraus gestalteten abwechselnd die Gottesdienste und Rosenkränze. Diakon Kraus erläuterte den Schulkindern im Anschluss an die Gottesdienste die Besonderheiten des Festes im historischen Marktflecken. Er zeigte ihnen die Reliquie des Heiligen sowie den Kelch mit dem Pfeil, mit dem früher den Gläubigen gesegneter Wein gereicht wurde.

Der Festtag des Märtyrers ist am 20. Januar, seinem Namenstag. An diesem Tag erzählte Pfarrer Schmid den Kindern sowie den zahlreich erschienen Gottesdienstbesuchern aus der Gemeinde und den umliegenden Orten vom Leben und Sterben des Märtyrers sowie die Geschichte seiner Verehrung. Die ist der Überlieferung nach in Rom schon im vierten Jahrhundert nachgewiesen. Spätestens seit dem siebten Jahrhundert wird Sebastian als Schutzheiliger gegen die Pest angerufen, da man seiner Fürbitte das schnelle Erlöschen der Pest 680 in Rom zusprach.

Ebenfalls seit Jahren ist es Brauch in Breitenbrunn, dass sich die Menschen am Sebastianstag nach dem Kirchgang im Wirtshaus treffen, um einen geistlichen Impuls für das neue Jahr zu bekommen. Dazu begrüßte die Vorsitzende des Sachausschusses Erwachsenenbildung im Pfarrgemein-derat, Marianne Schels, heuer Pater Clemens Habiger aus Regensburg, der zuvor schon am Gottesdienst teilgenommen hatte. Der Kapuzinermönch ist unter anderem als Gefangenenseelsorger in Regensburg tätig. Sein persönlicher Einsatz gilt neben den Strafgefangenen auch Obdachlosen. Nicht umsonst bezeichnet ihn das christliche Magazin "Stadt Gottes" als "Engel der Abgestürzten". Habigers Vortrag stand unter dem Motto: "Gott verurteilt nicht." Dabei erzählte der Pater von seiner Arbeit als Gefängnispfarrer und Seelsorger für Drogenkranke und Alkoholiker. Er gab seiner Überzeugung Ausdruck, dass in jedem Menschen sowohl das Gute stecke, wie auch ein Schlupfwinkel des Bösen. "Die Verurteilung eines Menschen steht uns nicht zu, egal was dieser auch verbrochen hat", sagte der Pater und begründete das so: "Wir kennen nicht die Hintergründe, die einen Menschen haben schuldig werden lassen." Jeder Mensch sehne sich nach einem beglückenden Leben, wolle geschätzt und geachtet werden sowie geborgen sein. Der Kapuziner ermunterte die zahlreichen anwesenden Zuhörer, ohne Scheu und Vorurteile auf alle Menschen zuzugehen.