Breitenbrunn
Matratze im Ehebett zersägt

Beim Haberfeldtreiben hagelt es Hohn und Spott für Zeitgenossen aus Breitenbrunn

28.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:35 Uhr

Breitenbrunn (swp) Beim Haberfeldtreiben am Faschingsdienstag in Breitenbrunn haben viele Zuhörer den Moritaten und lustigen Geschichten von Haberermeister Thomas Wittmann und seinen finsteren Gesellen gelauscht. Es wurde aber auch Hohn und Spott ausgeschüttet.

"Haberfeldtreiben € nannte man in früheren Zeiten ein geheimnisvolles bäuerliches Rügegericht, das liederliche Weibspersonen, meineidige Bauern, betrügerische Händler oder unfromme Pfarrer genauso an den Pranger stellte wie arglistige Beamte oder Bierpanscher. Im Marktflecken hält der Verein Faschingsfreunde Breitenbrunn die Tradition aufrecht. Dabei werden lustige Geschichten erzählt, die das Jahr über in der Gemeinde passiert sind.

So ziehen pünktlich um 15 Uhr rußgeschwärzte Gesichter unter ohrenbetäubendem Krach zum Bärbelbrunnen am Marktplatz. Zwei Musikanten spielen auf, zum Lied "Fliege mit mir in die Heimat" schunkeln sich die Menschen warm, Matthias Kellermeier, der Chef des Faschingsvereins, bringt Glühwein unter die Leute und dann geht es los.

Zunächst bekommt ein Autofahrer sein Fett weg, der nach einem abendlichen Wirtshausbesuch mit seinem Auto wegen Glatteis die steile Auffahrt zu seinem Wohnhaus in der Dürner Straße trotz mehrerer Versuche nicht erklimmen konnte. Er hat deswegen die Einfahrt von oben bis unten "gesalzen", aber das fruchtete nicht. Wie die Haberer berichten, lag das Problem darin, dass der gute Mann Kunstdünger statt Streusalz erwischt hatte. "Werden ihn halt im Sommer öfters beim Unkraut jäten in der Hofeinfahrt sehen", unkt der Haberermeister.

Ausgespielt wird der örtliche Feuerwehrkommandant, der sich bei der Erstellung des Übungsplanes für das laufende Jahr offenbar im Kalender vergriffen hat. "Der ist vor lauter Eifer kaum zu retten und hat Übungen am Unsinnigen Donnerstag, an Christi Himmelfahrt und an Fronleichnam angesetzt", nehmen ihn die finsteren Gesellen aufs Korn. Nur durch eindringliches gutes Zureden des gesamten Vorstands habe man Schlimmeres verhindern können.

Ferner verkünden die Haberer, dass sich die Gemeindeverwaltung aus Geiz in den eigenen Finger geschnitten habe. Zum Beweis dafür musste die Standesamtsschulung im neuen Gemeindesaal herhalten. Weil beim Umbau des Ökonomiegebäudes das Geld nicht einmal für eine kleine Küchenzeile mit Kaffeemaschine gereicht habe, hätten jetzt die Angestellten den ganzen im Rathaus gekochten Kaffee zum Feuerwehrhaus schleppen müssen. "Das nennt man dann wohl neudeutsch Effektivitätsabbau", hieß es.

Es geht Schlag auf Schlag. So erwischt es zwei junge Frauen, die dem Hörensagen nach bei der Vorkirchweih in Breitenbrunn im Klowagen beziehungsweise bei einer Brauerei-besichtigung auf der Damentoilette eingepennt sind - sowie die Feuerwehrjugend, die bei der Johannisfeier einen Achtelliter Wein für ein Viertel verkauft habe. Und außerdem hätten es sich ein ganzer Haufen Leute ihrer Neugier nach einem Überfall auf die örtliche Raiffeisenbank zuzuschreiben, dass ihre Fingerabdrücke jetzt bei der Parsberger Polizei registriert seien. Nach jeder Geschichte fragt der Haberermeister: "Is des wahr €. Worauf die Haberer mit "Ja, wahr is. € antworten. Dazu ertönt lauter Krawall von Waschbrettern, Blecheimern, Ratschen, Kochtöpfen und sonstigem Tand.

Bevor die wilde Horde ihre Wirtshausrunde dreht, wird Gericht gehalten. Verurteilt dazu, eine Runde Bier zu spendieren, wird der Inhaber eines Handyladens. Der hatte einer Frau vom Bucher Berg ein Smartphone verkauft, nachdem die zuvor ihr altes in der Waschmaschine kaputt gewaschen hatte. Als die Geschädigte nach einigen Tagen nachfragte, wo das neue Gerät bleibt, erhielt sie zur Antwort: "Ich habe dir doch eine SMS geschrieben, dass es schon abholbereit ist." Dazu das hohe Gericht: "Wenn das Handy kaputt ist, kann man keine SMS empfangen, so viel Hirn sollte man schon haben."

Ein Ehepaar hat sich, so die Haberer weiter, eine große Ehebettmatratze gekauft. Die Nächte darauf seien zu einer echten Zerreißprobe für das eheliche Miteinander geworden, weil sich die Frau des Hauses häufig im Schlaf gewälzt habe. Die Konsequenz: In einer "brutalen Aktion" habe der Gatte die Matratze mit einem Messer in zwei Teile gespalten. Er wurde für dieses Vergehen dazu verurteilt, mit dem Tatwerkzeug im Sommer eine Spansau zu zerlegen.