Beilngries
Bei Anruf Betrug

Zwei Beilngrieser Firmen werden Opfer von Hackern – 9500 Euro Schaden

20.06.2013 | Stand 03.12.2020, 0:00 Uhr

Beilngries (DK) 9500 Euro Schaden sind zwei Beilngrieser Firmen entstanden, deren Telefonanlagen am Wochenende einem Hackerangriff zum Opfer gefallen sind. Der Schreck bei den Beschädigten ist groß, die Polizei tappt im Dunkeln.

Das Prozedere ist jeden Freitag das gleiche: Die Firma verabschiedet sich ins Wochenende, an der Telefonanlage wird die Mailbox zugeschaltet. Am vergangenen Freitag allerdings loggte sich um 12.10 Uhr ein unbekannter Anrufer ein und änderte mit Hilfe eines vierstelligen Codes die Einstellungen der Mailbox. Statt des Anrufbeantworters gab es fortan eine Rufumleitung – auf eine Nummer in der Ukraine. Von dort aus erhält der Telefonanbieter eine Rechnung, deren Betrag er vom Kunden einfordert – fertig ist der Betrug.

Um an den Code zu kommen, mussten der oder die Täter gar keine großen Anstrengungen unternehmen. Der geschädigte Betrieb hatte die Standardeinstellungen nicht geändert, sprich den ursprünglichen und laut Firmenchef „sehr einprägsamen“ Pin in Benutzung.

Bemerkt hat der Chef des mittelständischen Betriebes, dem ein Schaden in Höhe von 2500 Euro entstanden ist, das Ganze am Montag. Als eine Mitarbeiterin die Mailbox ausschalten wollte, sei sie über 800 Anrufe mit 8000 Einheiten aus Italien gestolpert. Diese erschienen mit einem Zeitfenster von zweieinhalb Minuten über das ganze Wochenende. „Nicht auszudenken, wenn das zu Beginn oder während des Betriebsurlaubs passiert“, ist der Unternehmer entsetzt. „Da kommst du aus dem Urlaub und bist pleite.“ Ebenso wie die Überraschung, dass ein derartiges Vorgehen technisch überhaupt so einfach möglich ist, treibt ihn das Phänomen um, dass „das auch mit jedem Privatanschluss oder dem Handy passieren kann“.

Aufgefallen sind die vielen Verbindungen mit dem sonderbaren Muster auch dem Anbieter Telekom. „Die haben mir eine Mail geschrieben“, berichtet der Beilngrieser. Einerseits ist er erleichtert, dass jemand wachen Auges auf seinen Anschluss schaut, andererseits aber erstaunt über die Kontrolle.

Nicht nur wegen seines finanziellen Schadens hat der Unternehmer nicht gezögert, zur Polizei zu gehen. Es sei ja nicht auszuschließen, dass es sich um kriminelle Machenschaften handle. „Und wir stellen dann dafür die Leitung...“, äußert er sich besorgt. Hinzu käme aber auch der Wunsch, die Öffentlichkeit für die Problematik zu sensibilisieren. „Das kann so gut wie jeden treffen“, ist der Firmenchef überzeugt. Ihm sei durch den Vorfall noch etwas deutlich vor Augen geführt worden: „Wir leben in Beilngries nicht auf einer Insel der Glückseligkeit, auch wir sind Hackerangriffen ausgesetzt“. Eine Versicherung zahlt übrigens nicht, wie der Mann in Erfahrung gebracht hat. Er hofft allerdings auf eine Kulanzregelung der Telekom. Denn diese hatte nach Bekanntwerden des Falles angeboten, eine neue und sicherere Software aufzuspielen. „Das heißt ja, dass der Sicherheitsstandard vorher nicht optimal war“, umschreibt es der Geschädigte vorsichtig.

Wie ihm ist es im gleichen Zeitraum einer zweiten Firma in Beilngries ergangen. Mit noch größerem Schaden: 7000 Euro haben die Verantwortlichen des Unternehmens bei der Polizeiinspektion (PI) Beilngries angegeben. Diese hat laut deren Chef Georg Schießl die Fälle an die Kripo Ingolstadt weitergeleitet. An ähnliche Betrügereien kann sich der Polizeihauptkommissar nicht erinnern und spricht von „komischen Geschichten, aus denen wir nicht recht schlau werden.“ Im zweiten Fall, so berichtet er, habe der Verbindungsnachweis drei Telefonate gleichzeitig nach Kuba ausgewiesen. In der betroffenen Firma aber könne gar nicht an drei Apparaten gleichzeitig gesprochen werden, erklärt der PI-Chef.

Er räumt ein, dass „da Spezialisten gefragt sind“ und appelliert an das Sicherheitsdenken der Bürger. „So ein vierstelliger Code ist keine sehr hohe Hürde“, unterstreicht er. Vor allem dann nicht, wenn er nicht gelegentlich geändert würde. Was im Übrigen nicht nur für Telefonanlagen, sondern alle geheimen Nummernkombinationen und Passwörter gilt.