Beilngries
Rathaus ist Großbaustelle

14.07.2010 | Stand 03.12.2020, 3:51 Uhr

Per Aufzug werden die im Dachgeschoss werkelnden Arbeiter unterstützt. Alle Zwischenwände müssen heraus, da ein großer Sitzungssaal, Toiletten und ein kleiner Sozialraum eingebaut werden.

Beilngries (DK) Auf der Hauptstraße im Herzen der Altstadt ist für Verkehrsteilnehmer und Fußgänger Vorsicht geboten. In unmittelbarer Nähe zur Kaiserbeck-Dauerbaustelle ist in den vergangenen Tagen eine zweite Großbaustelle entstanden. Die Stadt lässt die Rathaus-Obergeschosse sanieren.

Über das entstandene Nadelöhr ist Bürgermeisterin Brigitte Frauenknecht (BL/FW) nicht glücklich. "Wir schaffen durch unsere Baustelle schon eine besondere Situation, die sich aber nicht vermeiden lässt, denn mit den weiteren Rathaussanierungsmaßnahmen muss begonnen werden, damit die Zuschusskriterien für die Zuwendungen aus dem Konjunkturpaket II erfüllt werden. Da sind Termine gesetzt", berichtete sie im Gespräch mit dem DONAUKURIER. Die Gerüstanlage mit Holzvorbau vor dem Eingang zum Rathaus sei erforderlich, denn man müsse aus Platzgründen auf einen Kran verzichten. "Es wird von den Handwerkern ein Lasten- und Personenaufzug benutzt. Der Gerüstvorbau für den Treppenturm gewährleistet einen sicheren Aufgang für die Arbeiter", ergänzte Stadtbaumeister Setfan Böll.
 

Insgesamt 679 500 Euro Zuwendung erhält die Stadt Beilngries aus dem Konjunkturpaket II der Regierung für die energetische Sanierung des Rathauses. "Diese einmalige Zuschuss-Chance mussten wir nutzen. Für kommunale Bauten gibt es sonst keinen Zuschusstopf", berichtete Brigitte Frauenknecht.

Laut Bürgermeisterin und Stadtbaumeister belaufen sich die Gesamtkosten für die letzten Sanierungsmaßnahmen auf rund 1,2 Millionen Euro. Rund 230 000 Euro wurden seit Oktober vergangenen Jahres bereits in das Rathaus-Rückgebäude investiert. Dort ließ die Stadt das Nebengebäude aufstocken und mit dem Dach sanieren. Das Werk ist seit rund fünf Wochen gelungen: Der erweiterte und sanierte Rückbau beherbergt jetzt die Registratur und das Archiv der Stadtverwaltung. Das Archiv der Stadtgeschichte verbleibt im ehemaligen Amtsgericht. "Der Umzug war schon ein Kraftakt für die Verwaltung, die auch in den kommenden Monaten durch die Sanierungsarbeiten im Hauptbau beeinträchtigt wird", sagte die Bürgermeisterin und bat auch die Bürger um Verständnis wegen Behinderungen durch die Großbaustelle.

Besserung in Sicht

Noch vor dem "Grande Finale des Italienischen Sommers" werde der Kran bei der Kaiserbeck-Baustelle des "Fuchsbräu" abgebaut, was die Verkehrssituation auf der Hauptstraße wieder verbessere. Dies bestätigte gestern auf DK-Anfrage Denise Amrhein, Geschäftsführerin des Fuchsbräu: "Das Notdach wird voraussichtlich in der ersten Augustwoche abgebaut, der Kran kommt danach weg. Im Monat August wird auch die Straßenverengung rückgebaut."

Laut Frauenknecht und Böll wird das Rathaus mit dem Gerüstvorbau bis Frühjahr nächsten Jahres Baustelle bleiben. In den vergangenen Tagen wurde ein Schutzdach errichtet, damit wetterunabhängig die Dachhaut entfernt, das Dachgebälk saniert und mit Isolierung neu eingedeckt werden kann. Im Dachgeschoss werden laut Stadtbaumeister "alle Wände und Zwischendecken herausgerissen, damit der Sitzungssaal, Toiletten und ein kleiner Sozialraum entstehen können". "Dieser Sitzungssaal im Rathaus ist für die Stadt und den Stadtrat schon wichtig. Dort können auch Empfänge erfolgen", freut sich Brigitte Frauenknecht schon auf die Fertigstellung.

65 neue Fenster

Heuer sollen noch alle 65 Fenster erneuert werden. Die neuen Holzfenster werden in Absprache mit dem Denkmalschutzamt nach historischen Vorlagen gefertigt. Laut Frauenknecht sind die Fenster an der Wetterseite undicht, die Erneuerung sei wahrlich kein Luxus.

2011 werden der Einbau des Aufzugs und die Neugestaltung des Treppenaufgangs vom zweiten Obergeschoss ins Dachgeschoss erfolgen. Brigitte Frauenknecht: "Viele Bürgerinnen und Bürger, vor allem ältere Semester, freuen sich schon auf diesen Aufzug."

Mit den Arbeiten für die Fortführung der Rathaussanierung wurden nach beschränkter Ausschreibung Firmen aus der Region beauftragt. Die Planung hat das Architekturbüro Kühnlein, für die Bauleitung ist Stadtbaumeister Stefan Böll zuständig. Das heutige Rathaus wurde von 1740 bis 1742 als hochstiftisches Oberamtsgebäude von dem eichstättischen Baudirektior Gabrieli erbaut und diente von 1741 bis 1802 als Sitz des fürstbischöflichen Pflegers, war bis 1862 Sitz des Landgerichtes, ab 1862 Bezirksamt beziehungsweise Landratsamt bis 1971. Seit der Gebietsreform wird es als Rathaus genutzt.