Beilngries
Heilsam und traditionsbewusst

Das Kloster Waldsassen bringt am Wochenende seine Zwiebelzuckerl nach Beilngries

04.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:24 Uhr

Mit Freude bei der Sache sind die Schwestern des Klosters Waldsassen, wenn sie ihre Zwiebelzuckerl herstellen. Am Wochenende kommen sie mit ihrem Produkt erstmals auch zum Bayerischen Zwiebelmarkt in Beilngries. - Foto: Kloster Waldsassen

Beilngries (DK) Sicher denkt nicht jeder bei einer Köstlichkeit aus Zwiebeln als Erstes an süße Bonbons. Dass das aber durchaus eine geschmackliche Offenbarung sein kann, beweisen die "Zwiebelzuckerl", hergestellt im Kloster Waldsassen. Die ungewöhnliche Köstlichkeit gibt es heuer am Zwiebelmarkt.

Heilend bei Erkältung sind sie, gut bei Halsweh, Husten oder Entzündungen im Rachenraum, denn die ätherischen Öle der Zwiebel bleiben auch in den Zwiebelzuckerln erhalten. "Außerdem schmecken sie so gut, dass man sie gern auch einfach nur so nascht", sagt Schwester Hanna-Maria. Gemeinsam mit der 31-jährigen Schwester Felicitas ist die 29-jährige Klosterschwester seit rund drei Jahren für die Zwiebelbonbon-Produktion in der über 300 Jahre alten Zisterzienserinnen-Abtei Waldsassen zuständig. Eine Aufgabe, die beide mit Feuereifer übernommen haben. Rezept und Zubereitungstipps haben sie von ihrer Vorgängerin, Schwester Teszelina, erhalten, die bis ins hohe Alter von 99 Jahren die Bonbons gekocht hat. Im Klosterarchiv gibt es sogar die schriftliche Fassung des alten Rezepts. Nachlesen mussten die Schwestern dort allerdings nie, denn ein großes Geheimnis sind die Zutaten nicht.

"Zwiebeln, Wasser und Zucker", verrät Schwester Felicitas. So einfach? "Ja, im Grunde schon. Wir verwenden ganz normale Zwiebeln aus der Region. Die Kunst ist dann die richtige Mischung der Zutaten, die ist enorm wichtig."

Gerade zu Beginn hätten sie da schon experimentiert, sagen die Zwiebelexpertinnen. "Die Bonbons haben anfangs recht geklebt. Das konnten wir aber im Laufe der Zeit richtig gut abstellen", sagen sie und lachen dabei. Zwiebelzuckerl brauen macht scheinbar fröhlich. Fließen denn keine Tränen, wenn sie die scharfe Knolle schneiden müssen? "Nein, daran haben wir uns gewöhnt, das macht uns nichts aus", bestätigen beide.

Dreimal in der Woche jeweils rund sechs Stunden stehen Schwester Felicitas und Schwester Hanna-Maria in der Küche im Gewölbekeller des Klosters, um ihre Bonbons frisch herzustellen. Erster Schritt dafür: Unmengen Zwiebeln in Scheiben schneiden und in Wasser rund eine Viertelstunde kochen. Dann kommt grobkörniger Zucker mit in den Topf und alles darf weiter über eine halbe Stunde kochen. "Danach beginnt das Schütten, da muss man schon aufpassen, sonst gibt es schmerzhafte Brandblasen", weiß Schwester Felicitas aus eigener Erfahrung. Eine große Granitplatte wird für das Schütten mit Pflanzenfett eingerieben. Darauf gießen die Schwestern dann langsam die heiße, klebrige Flüssigkeit. Mit einer Walze wird die rasch erkaltende Masse ausgerollt, bis sie komplett erstarrt ist. "Die Farbe dieser Platte muss schön bernsteinfarben leuchten. Wenn der Sud zu lange gekocht hat, ist die Farbe dunkel, dann sind die Zwiebelzuckerl zu würzig oder im schlimmsten Fall sogar ungenießbar", erklärt Schwester Hanna-Maria. Per Handarbeit werden die süßen Platten dann zu einzelnen Bonbons zerbrochen und in Päckchen von 150 Gramm verpackt. Rund 100 bis 120 dieser Päckchen stellen die Schwestern Woche für Woche her, für besondere Aktionen sogar noch mehr. Die Nachfrage ist riesig.

Und wie schmecken nun Zwiebelzuckerl? "Süß und nur ganz sanft nach Zwiebeln", ist die Antwort, die denjenigen, der noch nie eines probiert hat, trotzdem ratlos zurücklässt. Wer sich also selbst von dem ungewöhnlichen Geschmack überzeugen möchte, hat dazu beim Beilngrieser Zwiebelmarkt Gelegenheit. Aus einem eigenen Verkaufswagen des Klosters werden die Zwiebelzuckerl am kommenden Samstag und Sonntag verkauft. Schwester Hanna-Maria und Schwester Felicitas werden allerdings nicht dabei sein, denn sie stehen dann schon wieder in ihrer Küche und wollen weiter experimentieren. "Unser Ziel sind neben den Zwiebelzuckerln auch noch andere Geschmacksrichtungen, daran arbeiten wir momentan", sagen sie, verraten allerdings noch nicht, wohin sie dabei tendieren: "Das ist erst im Werden." Für die Zwiebelstadt Beilngries, die Schwester Hanna-Maria zumindest "vom Durchfahren" kennt, weil sie in Eichstätt studiert hat, kommen erst einmal eh nur die echten Zwiebelzuckerl in Frage.