Beilngries
"Wohnen, wo andere Urlaub machen"

Mitglieder des Beilngrieser Verschönerungsvereins informieren sich in Breitenbrunn

24.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:46 Uhr

Zu Gast bei Freunden: Die Frauen und Männer des Verschönerungsvereins Beilngries stellten sich vor dem Tillyschloss in Breitenbrunn zu einem Erinnerungsfoto auf. Altbürgermeister Josef Köstler und Ortsheimatpfleger Kurt Martens gaben den Besuchern einen dreistündigen Einblick in die Ortsgeschichte. - Foto: Sturm

Beilngries/Breitenbrunn (swp) Die Mitglieder des Verschönerungsvereins Beilngries haben den Marktflecken Breitenbrunn besucht. Altbürgermeister Josef Köstler und Ortsheimatpfleger Kurt Martens zeigten ihnen geschichtsträchtige Baudenkmäler. Dazu gab es Wissenswertes über die Ortsgeschichte.

Der Verschönerungsverein wurde 1893 als "Bürgerinitiative für Beilngries" gegründet. Heute widmet er sich schwerpunktmäßig Themen wie Denkmalschutz, Stadtgeschichte, Traditionspflege, Naherholung, Naturschutz und Volksbildung. Unter dem Motto "Liegt das Gute doch so nah" besuchen die Heimatfreunde um ihre Vorsitzenden Wolfgang Brand, Helmut Schloderer und Edeltraud Maget immer wieder benachbarte Orte und begeben sich dort auf die Suche nach Originellem, Typischem, Verstecktem und Unbekanntem. Im Tillyschloss, dem heutigen Rathaus der Marktgemeinde, begrüßten Köstler und Martens rund 25 Gäste aus Beilngries. Eigentlich, so Köstler, müsse der Verschönerungsverein die Bezeichnung "Bewahrungsverein" tragen, denn: "Es ist unsere Aufgabe, Kulturgut für die kommenden Generationen zu bewahren."

Seine Ausführungen begann Köstler mit dem Hinweis, dass die heutige Gemeinde Breitenbrunn in ihrer Form im Groben schon vor vielen Jahrhunderten bestanden habe. Damals sei Breitenbrunn aufgrund seiner Zentralität ein Mittelpunkt des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens gewesen. Mitte des 19. Jahrhunderts habe das Handwerk in Breitenbrunn seine Blüte erreicht. Nach der Gebietsreform habe der Ort das erste Freibad und die erste Schulturnhalle im Landkreis Neumarkt besessen und bis zur Wiedervereinigung Übernachtungszahlen im hohen fünfstelligen Bereich zu verzeichnen gehabt. "Heute liegt Breitenbrunn zwar immer noch zentral zwischen den Metropolregionen Ingolstadt, Regensburg und Nürnberg", erklärte Köstler, es sei aber trotzdem weit weg von Autobahn, Bahnlinie und vor allem von ausreichend Arbeitsplätzen. "Und Arbeitsplätze sind heute nun einmal oft ausschlaggebend dafür, wo sich junge Familien niederlassen", so Köstler.

Grundsätzlich vertrat der Altbürgermeister die Auffassung, dass der Markt auf keinem schlechten Weg sei. Die Errichtung des neuen Naturbads oder die Ausweisung von neuem Bauland seien wichtige Schritte in die richtige Richtung. Trotzdem müsse die Gemeinde, wie alle anderen Kommunen im ländlichen Raum, ihre Stärken noch mehr herausstellen. Dazu gehöre beispielsweise die wunderschöne Natur. Ferner gelte es, genügend Wohnungsangebot für junge Familien, Senioren und Alleinerziehende zu schaffen. "So etwas fehlt fast komplett in unseren ländlichen Kommunen", so Köstler. Einen kleinen Seitenhieb auf Beilngries mochte sich der engagierte Kommunalpolitiker nicht verkneifen: "Was dort so alles gebaut wird, findet nicht meine Zustimmung." Für diese Worte gab es viel Beifall von den Besuchern.

"Wir wohnen da, wo andere Urlaub machen" ist eine nicht seltene Bemerkung stolzer Bewohner im Altmühltal - so auch der Breitenbrunner. Nachdem Ortsheimatpfleger Martens den Gästen vom Verschönerungsverein in einem bebilderten Vortrag den Ort vorgestellt hatte, machte man sich bei hochsommerlichen Temperaturen auf den Weg zur wunderschönen Wallfahrtskirche Sankt Sebastian. Am Fuße der Kirche entspringt die Sebastiansquelle, deren Wasser heilende Qualitäten zugesprochen werden. "Ich kenne viele Beilngrieser Familien, die sich hier Wasser holen, um zum Beispiel ihren Tee damit zu kochen", so Martens. Auf dem Besichtigungsprogramm standen außerdem die imposante Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt und die Friedhofskirche Mater Dolorosa. Das 1738 eingeweihte Gotteshaus beeindruckte die Besuchergruppe besonders mit seiner hölzernen, in 33 Felder eingeteilte Leistendecke mit Gemälden in volkstümlicher Malerei.

Der Rundgang führte auch am historischen "Saumoak", dem Unteren Markt, vorbei. Dort konnten sich die Beilngrieser ein Bild davon machen, wie es der Gemeinde Zug um Zug gelingt, diesen historischen Teil des Ortes wieder zu beleben. Beispiele dafür sind private Wohnhäuser, das Haus der Musik, das kurz vor der Fertigstellung stehende Feuerwehr- und Gemeindehaus und das Häuschen, in dem die Gemeinde eine Heizzentrale und eine kleine Wohnung eingebaut hat.