Beilngries
Ein liebevoll gefertigtes Erbstück

Eva Bock und Elisabeth Bassler halten eine alte Krippe der Familie in Ehren

06.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:57 Uhr

Foto: Regine Adam

Beilngries (DK) 30 Krippen schmücken derzeit Schaufenster und Verkaufsräume von Beilngrieser Geschäften. Ein altes Familienerbstück steht beim Brillenmacher in der Ringstraße. Geschnitzt und gestaltet hat es der Firmengründer und Urahn der Familie: Hans Bock.

Schon die Kiste, in der Familie Bock ihr Kripperl aufbewahrt, zeigt: Es ist kein moderner Plastiktand, der bei ihnen Jahr für Jahr zur Weihnachtszeit aufgebaut wird. Aus stabilem alten Holz ist die Kiste zusammengezimmert, fest und haltbar, damit auch das Kripperl und die Heilige Familie, die Hirten mit allen Tieren und die Heiligen Könige während des Jahres darin gut aufbewahrt werden können. Rund 100 Jahre ist ihre Krippe schon alt, meinen Eva Bock und Elisabeth Bassler. Das gute Erinnerungsstück ist selbst gefertigt von Hans Bock.

Jedes einzelne Stück hat der einst handgeschnitzt, sicherlich eine zeitintensive und meditative Arbeit. Das Gebäude, das wie eine Höhle gestaltet ist, wurde aus Pappe geformt, mit Felsen, auf einem Hügel und mit üppiger Wiese davor. Aber auch jede Figur, jeder Hirte, Maria, Josef, alle haben handgeschnitzte Hände, Füße und Gesichter. Jedes Teil ist anders, ganz individuell, so wie der Künstler einst das Schnitzmesser führte.

"Man sieht an manchen Füßen und Händen noch die Rohform der kleinen Holzklötzchen, aus denen er dann die Gliedmaßen herausarbeitete", zeigt Eva Bock. Auch die Tiere - Schafe, Hund, Ziege, Ochs und Esel - sind alle handgeschnitzt. Dass es ein echtes Familienerbstück ist, das auch weitere Generationen nicht nur andächtig betrachten durften, sondern liebten und pflegten, ist gerade an den Schafen zu sehen. "Mein Sohn Martin war etwa elf Jahre alt, als er die Schafe restaurieren wollte. Er hat sie dann alle ganz vorsichtig neu angemalt, so wie sie auch heute noch sind", erzählt Eva Bock. Deshalb leuchten die kleinen Schafe noch heute besonders weiß, genauso wie die Lämmer und das Ferkelchen. Eva Bock selbst hat sich der Kleidung der Figuren angenommen. Das ist mittlerweile bereits 35 Jahre her. "Als wir die Figuren damals auspackten, hatten die Motten die Originalkleider angegriffen. Also habe ich die Figuren vorsichtig ausgewickelt und dabei gesehen, dass die Körper nur aus Draht bestanden und aus Händen, Gesicht und Füßen aus Holz. Das alles war in Stoff gewickelt zu Figuren. Ich habe dann vorsichtig ausgebessert, was kaputt war." Manche Unterkleidung sei aber noch das Original und über 100 Jahre alt. Das alles seien schöne Erinnerungen, wegen denen man die alte Krippe umso mehr in Ehren halte.

Eine weitere "Familienentscheidung": Das Original-Jesukindlein war aus Wachs und sehr empfindlich. "Wir haben deshalb einen Ersatz in die Wiege gelegt und die Kinder haben darauf bestanden, dass es nicht nackt da liegen darf, sondern in ein Stofftuch gewickelt werden muss. Das haben wir so beibehalten." Jedes Jahr wird die Krippe im Wohnzimmer bei Eva Bock und ihrer Familie unter dem Christbaum aufgestellt. Heuer darf die Heilige Familie aber erst für alle sichtbar im Schaufenster von Elisabeth Bassler bei Der Brillenmacher stehen. "Dafür haben wir das Kripperl mit einer modernen elektrischen Beleuchtung ausgestattet, die wir sonst zu Hause nicht haben. Aber man soll ja alles richtig sehen können", erklärt Bassler.