Beilngries
"Der Advent ist keine Glühweinseligkeit"

Nachdenkliches zum vorweihnachtlichen Seniorennachmittag im Haus des Gastes

18.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:03 Uhr

Foto: Daniela Hieke

Beilngries (DK) Der Seniorennachmittag der Pfarrei St. Walburga ist auch heuer am dritten Adventsonntag eine gern besuchte Veranstaltung gewesen. Dabei ging es im Beilngrieser Haus des Gastes teils besinnlich, teils heiter zu.

Die Beilngrieser Stubnmusi sorgte in bewährt ansprechender Weise für den musikalischen Rahmen, die Kolpingjugend für gefällige Tischdekoration. Kaplan Christof Schaum sprach in seinem Grußwort passend zum Gaudetesonntag über die echte Freude, die "immer göttlichen Ursprungs und mehr als nur Spaß ist". Und weiter: "Wir freuen uns, dass wir heute beisammen sind, und bitten Gott, er möge uns ein weites Herz schenken."

Vize-Bürgermeister Anton Grad betonte die Wichtigkeit der Senioren für eine Gesellschaft. "Der heutige Nachmittag soll ein Zeichen sein, dass Sie angesehen sind", meinte er und blickte kurz auf das Jahr 2017 zurück. Grad erwähnte Krieg, Terror und Katastrophen weltweit und den Stillstand in Deutschlands Regierung. "Auch in der Stadtpolitik konnte nicht alles fertiggestellt werden", bekannte er, kündigte aber die barrierefreie Umgestaltung der Pfarrgasse und der Langen Gasse definitiv für 2018 an (wir berichteten). "Besonders hinweisen möchte ich auf die am 16. Januar um 14 Uhr stattfindende Seniorenbürgerversammlung. Kommen Sie recht zahlreich, Sie haben da Gelegenheit, Beschwerden und Anliegen vorzutragen", sagte der stellvertretende Bürgermeister. Er dankte den "netten Damen vom Offenen Kreis für Vorbereitung und Bewirtung", betonte die Wichtigkeit des ehrenamtlichen Engagements und wünschte allen - auch im Namen des Bürgermeisters Alexander Anetsberger - besinnliche Stunden im Kreise von Familie und Freunden.

Ernste Worte fand Kaplan Schaum zum Thema Zeit, die den Menschen von Gott geschenkt sei. "Wie oft sagen wir, dass wir keine Zeit haben, auch keine Zeit für Gott", fragte er - und veranschaulichte in einer nur allzu wahren Geschichte, dass auch eine vom Himmel geschenkte 25. Tagesstunde diesbezüglich keine durchgreifende Änderung bringen würde. Seine Schlussfolgerung: "Gebet ist eine Frage der Liebe, keine Frage der Zeit. Advent ist keine Glühweinseligkeit, es geht darum, das große Ziel des Lebens, die Ankunft Jesu in meinem Herzen, nicht aus den Augen zu verlieren."

Sichtlich erfreut lauschten die knapp 100 Senioren den Liedbeiträgen des Franziskuskindergartens. "Eine kleine Kerze" trugen die Mädchen und Buben eher verhalten vor. "Weihnachten ist wunderbar, wunderbar wie jedes Jahr" trauten sie sich dann schon engagierter zu singen. Ausgerüstet mit Rasseln schmetterten sie schließlich "Kling, Glöckchen, klingelingeling € und "Hört ihr alle Glocken läuten".

Die originelle Adventgeschichte "Tausendundein Nikolaus" las die Ministrantin Katharina Thiel vor. Darin litt der Bub Nikolaus Schnee unter seinem "zu weihnachtlichen" Namen, bis er eine Frau Ungeheuer und einen Mann namens Ruprecht Knecht traf und durch sie erfuhr, dass Namen kostbar sind. Die Drei machten aus ihrer Not eine Tugend und gründeten im Internet einen Club für "alle, die sich grämten, mit einem falschen Namen ausgestattet zu sein".

In der Pause ließen sich die Besucher das gewohnt reichhaltige Kuchenbüfett und die belegten Brote des Offenen Kreises schmecken. Gemeindereferentin Juliane Gerl übernahm die Moderation des zweiten Teils, in dem es um viele Arten von Wünschen ging. Die Kommunionkinder Elia, Cornelius und Anna brachten das Gedicht "Der Laden" zu Gehör. Ministrant Johannes Heinloth spielte mit der Trompete "Leise rieselt der Schnee" und "Alle Jahre wieder" beeindruckend sicher. Juliane Gerl ließ die Besucher an ihren Gedanken über Sinn und Zweck von persönlichen Wünschen teilhaben und ermutigte, alle Wünsche vor Gott zu bringen. "Sie werden wahr, aber nicht unbedingt nach menschlichem Ermessen", zeigte sie sich zuversichtlich.

In der Geschichte "Drei Wünsche", die Tom und Thalia Geiser vorlasen, ging es um den Besuch eines Jungen beim Jesuskind in der Krippe. "Bring mir immer alles, wo ungenügend drunter steht, was in deinem Leben zerbrochen ist und all deine Lügen und deinen Trotz. Ich nehme dich an in deiner Schwäche. Willst du dir das schenken lassen", lautete dessen Frage, die den Schenkenden zum Beschenkten machte.

Für Heiterkeit sorgten "Lauter Wünsche an das Christkind", die Kinder der Pfarrei vortrugen. Da kam die "zu laute Stimme von Papa" vor, die einen Abstellknopf nötig mache. Oder das Kochbuch für die Mutter, "damit nicht immer alles gleich schmeckt - ich schenke dir dafür eine Woche lang die Hälfte von meinem Essen, liebes Christkind", versprach ein Kind im Gegenzug.

Ernster waren wieder die Schlussworte von Kaplan Schaum, der die Wartenden im Advent mit denen auf einem Bahnhof verglich. "Auf Christus warten heißt, empfindsam und aufmerksam zu werden und Zeiten der Stille und des Gebets einzuplanen." Nach Gebet, Segen und gemeinsamem Lied bedankte sich der Kaplan "bei allen, die diesen Nachmittag vorbereitet und gestaltet haben".