Beilngries
Einst teilte ein Zaun das Bierzelt

Das Beilngrieser Volksfest weist eine bewegte Geschichte auf Morgen wird das erste Fass angezapft

30.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:34 Uhr

Foto: Hans Nusko

Beilngries (DK) Ein kleines Jubiläum gibt es beim diesjährigen Volksfest in Beilngries, das morgen Abend beginnt. Dessen erste Auflage nach einer längeren Unterbrechung während des Zweiten Weltkriegs ging im Jahr 1948 über die Bühne. Heuer feiert man also das 70. Volksfest in Folge.

Aus diesem Anlass blickt unsere Zeitung auf einige Entwicklungen zurück. Im ersten Teil geht es um die Festwirte - aus gegebenem Anlass, zumal heuer ein neuer Festwirt Premiere feiert.

Bis vor rund 50 Jahren feierte man die Volksfeste in Beilngries auf der einstigen Bauernwiese, dem jetzigen Standort der Altmühltal-Realschule. Dort gab es zwei Festbrauereien und zunächst auch zwei getrennte Zelte. Beim Volksfest des Jahres 1960 schenkten die Brauereien Prinstner und Wagner ihr Wiesenbier dann erstmals in einem gemeinsamen Zelt aus. Es war in zwei Hälften geteilt und durch eine Art Zaun getrennt. Damit hatte die Altmühlstadt auch in dieser Hinsicht etwas Besonderes zu bieten. Als im Jahr 1972 nach vollzogener Gebietsreform das erste Volksfest der Großgemeinde Beilngries stattfand, gab es den Zaun immer noch. Während in der einen Hälfte Anton Wagner Regie führte, wechselten sich im Prinstnerzelt mehrere Gastronomen aus der Altmühlstadt als Festwirte ab. Veränderungen erfolgten damals beim Festbier. Im Wagnerzelt wurde Gerstensaft aus Ingolstadt ausgeschenkt, im Prinstnerzelt gab es Bier aus Nürnberg. Die Gäste beim Beilngrieser Volksfest hatten also auch weiterhin alljährlich die Wahl. Jedoch war die Trennung nicht nur von Vorteil. So wurde die freie Platzwahl im Zelt immer dann eingeschränkt, wenn jemand bestimmte Bierzeichen hatte. Nicht unglücklich über die Zweiteilung waren indes die Mitglieder des Beilngrieser Stadtrats. Schließlich gab es alljährlich gleich zwei Bierproben.

Im Jahr 1979 kam es sogar beim traditionellen Auszug zum Festplatz zu einer einmaligen Anpassung, um beiden Festwirten gerecht zu werden. Man marschierte zunächst vom Gasthaus Bauernbräu zum Gasthaus Wagnerbräu, um danach auf umgekehrtem Weg den Festplatz anzusteuern. Dort zapfte der damalige Bürgermeister Willy Muschaweck gleich zweimal an, zunächst offiziell im Bereich des Wagnerbräu, dann auch noch im Prinstner-Territorium.

Abgeschafft wurde der Zaun im Zelt im Jahr 1995. Jedoch blieb es bei zwei Festbrauereien und zwei Wirten. Sechs Jahre später war die Familie Wagner letztmals beim Beilngrieser Volksfest vertreten. Im Jahr 2002 teilten sich Siegfried Gallus sowie Lorenz Stiftl aus Rockolding das Festzelt. Beim Volksfest 2003 endete dann auch die Zweiteilung im Zelt. Seitdem sorgt nur noch ein Festwirt für die Bewirtung der Gäste. Bis zum Jahr 2006 übernahm Stiftl diese Aufgabe, wobei er im jährlichen Wechsel das Bier der beiden auch schon bislang vertretenen Festbrauereien ausschenkte. Zwei Jahre zuvor sorgte eine peinliche Panne weit über die Region hinaus für Schlagzeilen. Am Abend der Vereine und Betriebe ging überraschend das Festbier aus.

Im Jahr 2006 gab es am ersten Volksfestsonntag im Beilngrieser Bierzelt sogar eine Boxveranstaltung. Danach folgte ein zweijähriges Intermezzo von Festwirt Roland Rachinger aus Bieswang. Ausgeschenkt wurde fortan nur noch das Festbier der Brauerei Tucher aus Nürnberg. Einen erneuten Wechsel gab es im Jahr 2009. Damals feierte Gerhard Böckl aus Schwarzenfeld seine Premiere im Beilngrieser Bierzelt.

Auch als der Volksfestausschuss im Stadtrat Ende vergangenen Jahres einen Wechsel der Festbrauerei beschlossen hatte, schien es so, als würde Böckl weiterhin das Sagen unter dem Zeltdach haben. Dann jedoch kam es zur überraschenden Trennung. Offensichtlich gab es unüberbrückbare Differenzen bezüglich organisatorischer Neuerungen. Dazu sagte Bürgermeister Alexander Anetsberger bei der vor Kurzem erfolgten Probe des diesjährigen Festbiers, man sei mit Böckl zwar sehr zufrieden gewesen, habe sich aber letztlich nicht mit ihm einigen können. Aufgrund dieser Entwicklung ist in diesem Jahr erstmals Marco Härteis aus Pavelsbach Festwirt beim Beilngrieser Volksfest.