Beilngries
"Viel zu jung gestorben"

Reisegruppe mit Teilnehmern aus Beilngries und Dietfurt besucht Kriegsgräber in Ungarn

11.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:22 Uhr

Gegen das Vergessen: Auf dem Friedhof in Budaörs gedachten Bernd Nester (v. l.), Karl Metz, Heribert Fehlner, Franz Meyer und Martin Zucker gefallener Soldaten der letzten Kriegsjahre in Ungarn. - Foto: Nester

Beilngries (nes) Eine Gruppe von Interessierten aus der Großgemeinde Beilngries und dem benachbarten Dietfurt hat sich wieder an einer Fahrt des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge beteiligt. Gemeinsam wurde der "viel zu jung gestorbenen Soldaten" gedacht.

Nach bereits absolvierten Reisen in die Normandie, die Bretagne, nach Belgien, Italien, Südfrankreich und Polen mit der Slowakei führte der Weg diesmal nach Ungarn, wo man an fünf Friedhöfen den vermissten und gefallenen Soldaten mit Grabschmuck, Gebeten und Liedern gedachte. Als neuer Reiseleiter überzeugte Hauptmann a. D. Ulrich Winterhalter durch sein allen Situationen gewachsenes Organisationstalent.

Ein furchtbares Kapitel der letzten beiden Jahre des Zweiten Weltkrieges - die verzweifelten Rückzugskämpfe in Ungarn - ist Karl Metz aus Aschbuch, Heribert Fehlner aus Zell bei Dietfurt, Martin Zucker aus Kevenhüll, Bernd Nester aus Beilngries und Franz Meyer aus Wolfsbuch vor Augen geführt worden. Die hohen Verluste der meist noch jungen Soldaten waren an den vielen Grabkreuzen erkennbar. So erinnerte Fehlner auf dem Friedhof Budaörs westlich von Budapest an den Obergefreiten Alois Bachhuber aus Meihern. Hier ehrte Metz dazu den im November 1944 gefallenen, in Breslau geborenen Obergefreiten Kurt Bänke, dessen Sohn nach dem Krieg in Kottingwörth eine neue Heimat fand, mit Kranz, Kerze, Bild und Heimaterde.

Dank des von Hans Ottmann gepflegten Totenbuchs der Krieger- und Soldatenkameradschaft Beilngries-Hirschberg war es Nester möglich, mit Erich Stadler und Josef Pollety zwei Beilngrieser ausfindig zu machen, die in Ungarn und bei Wien ihr Leben lassen mussten. Erich Stadler ist nach dem Sterbebildchen im Totenbuch "am 11. Januar 1945 bei den Kämpfen in Ungarn im Alter von 18 Jahren und acht Monaten" gefallen, bei der Online-Recherche beim Volksbund wurden erstaunlicherweise "keine exakten Übereinstimmungen gefunden". Pollety fand seine letzte Ruhestätte in Wien. An beide wurde zusammen mit Kurt Bänke in Budaörs gedacht. Mit Hilfe des Online-Suchdienstes war es möglich, die letzte Ruhestätte des Onkels von Ulrike Nester, den im Januar 1945 im Alter von 19 Jahren gefallenen Grenadier Bernhard Mayr, im Soldatenfriedhof Veszprém zu lokalisieren.

Darüber hinaus informierte sich die Reisegruppe aber auch über Land und Leute. Der Gegensatz der Städte mit pulsierendem Leben zu den zum Teil verlassen erscheinenden Straßendörfern war offensichtlich. Höhepunkte des Begleitprogramms waren der Besuch der nationalen Gedenkstätte der ungarischen Landnahme im zehnten Jahrhundert in Ópusztaszer, die Gedenkstätte der Schlacht von Mohács mit der totalen ungarischen Niederlage gegen die Türken im Jahr 1526 und der Besuch des Nationalparks Hortobágy mit typischen Puszta-Vorführungen, die an Liselotte Pulver als Piroschka erinnerten.