Beilngries
"Ein absoluter Schock"

Die erwarteten Kosten für den Bau der Umgehungsstraße steigen um 5,2 Millionen Euro

15.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:04 Uhr

Der Bau der Umgehungsstraße, die am Beilngrieser Westen vorbeiführen wird, dürfte ein sehr teures Unterfangen werden. - Foto: Fabian Rieger

Beilngries (DK) Die Kostenerwartung für den ersten Bauabschnitt der Umgehungsstraße in Beilngries ist förmlich explodiert. Statt einer bislang angenommenen Investitionssumme von 7,4 Millionen Euro geht man jetzt von 12,6 Millionen Euro aus.

Überraschungen gehören genauso zur Weihnachtszeit wie Plätzchen, Glühwein und "Last Christmas". Und so passte es ins Bild, dass auch Bürgermeister Alexander Anetsberger am Donnerstag eine Überraschung für die Stadträte im Gepäck hatte - allerdings keine erfreuliche. Von einem massiven Anstieg bei den erwarteten Kosten für den ersten Bauabschnitt der Umgehungsstraße musste er berichten. Das Großprojekt soll nun 5,2 Millionen Euro mehr verschlingen als bislang gedacht. "Diese Auskunft ist ein absoluter Schock", stellte Manfred Thoma (BL/FW) fest.

Anetsberger und die beiden anwesenden Vertreter des Planungsbüros Schüßler-Plan gingen detailliert auf die Gründe für diese Entwicklung ein. Bekanntlich liegt dem Vorhaben ein nach wie vor gültiger Bebauungsplan aus dem Jahr 2008 zugrunde. Der basiert auf Informationen und Planungen aus der Zeit von 2006 bis 2008, wie Anetsberger erläuterte. Auch die Kostenschätzung von 7,4 Millionen Euro stammt aus dieser Zeit. Als dann Anfang 2016 überraschenderweise - durch die zugesicherte Entkopplung der beiden Bauabschnitte - die Tür für das zwischendurch beinahe totgesagte Projekt wieder aufging, habe man laut Anetsberger zunächst mit dieser Grundlage arbeiten müssen. Die Zeit drängte. Bis zum 1. September 2016 mussten die Grundstücksverhandlungen unter Dach und Fach sein, um einen aussichtsreichen Förderantrag stellen zu können. Nur so konnte man sich einen Fördersatz in Höhe von 85 Prozent sichern. Parallel dazu auch noch die Kostenschätzung zu aktualisieren, sei weder möglich noch nötig gewesen.

Erst bei der detaillierten Planung im Laufe dieses Jahres hätten sich zahlreiche Punkte ergeben, die das Straßenbauprojekt nun deutlich teurer machen. Das tatsächliche Ausmaß der Kostensteigerung könne man erst seit Kurzem absehen, ließ der Rathauschef wissen. Die Gründe sind vielschichtig. Bereits vor einigen Monaten hatte sich das Gremium aufgrund eines neuen Gutachtens dazu durchgerungen, eine Schallschutzwand zu errichten. Außerdem muss den Anforderungen des Krötenschutzes Rechnung getragen werden. Auch zahlreiche Regularien wurden in den vergangenen zehn Jahren verschärft, beispielsweise zur Fahrbahnbreite. Sie muss nun sieben Meter betragen - und nicht wie bislang geplant 6,50 Meter.

Außerdem liegt seit Kurzem ein aktualisiertes Baugrundgutachten vor. Darin wird ausdrücklich auf die schlechte Bodenbeschaffenheit hingewiesen. Vereinfacht ausgedrückt: Der Boden ist in seiner jetzigen Form nicht geeignet, um eine Straße zu tragen. An manchen Stellen müssen bis zu 70 Zentimeter Humus abgetragen, durch eine neue Bodenschicht ersetzt und mit weiteren Sicherungen versehen werden. Dieser Gesamtvorgang schlägt alleine mit Mehrkosten in Höhe von 1,5 Millionen Euro zu Buche. Außerdem muss der belastete Boden entsorgt werden, auch das kostet. Dass sich die Baupreise im vergangenen Jahrzehnt generell erhöht haben, wollten die Planer ebenfalls nicht unerwähnt lassen.

Thoma brachte sein Unverständnis zum Ausdruck. Er verstehe nicht, wie man mit der bisherigen Kostenerwartung dermaßen falsch liegen konnte. Anetsberger verwies auf alle zuvor vorgetragenen Punkte - "entweder Sie verstehen diese Erklärung oder Sie verstehen sie nicht". Er selbst habe auch jeden einzelnen Schritt noch einmal hinterfragt, ließ der Rathauschef wissen. Er sei aber zu dem Ergebnis gekommen, dass man nicht anders hätte vorgehen können. Trotz dieser unerfreulichen Entwicklung werde wohl niemand im Gremium das Projekt grundsätzlich in Frage stellen. Das bestätigte "Oppositionsführer" Anton Bauer, der Fraktionssprecher der Bürgerliste: "Bei der Realisierung werden wir an einem Strang ziehen." Jochen Maurer (CSU) verwies auf die Verdienste Anetsbergers in Sachen Umgehungsstraße. Bei solchen Großprojekten sei immer mit unerwarteten Kostentwicklungen zu rechnen - selbst dann, wenn sie nicht Elbphilharmonie oder Stuttgart 21 heißen. "Die Unterstützung unserer Fraktion haben sie nach wie vor", betonte Maurer.

Der massive Anstieg der Kosten relativiere sich zudem beim Blick auf den hohen Fördersatz, so Anetsberger. Sollten die kompletten Kosten förderfähig sein, müsste die Stadt 1,9 Millionen Euro selbst zahlen. Ein Teil ist über die Grundstückskäufe schon abgeleistet. Welcher Anteil der Kosten aber tatsächlich förderfähig ist, wird aktuell von der Förderstelle geprüft. Außerdem gibt es für die Stadt noch ein weiteres Risiko. Man bekommt die Förderung auf die jetzt gemeldete Kostenschätzung. Sollte die Ausschreibung höhere Kosten ergeben, würde das allein auf die Stadt zurückfallen. Man habe aber sehr gewissenhaft kalkuliert, weitere böse Überraschungen sollte es tunlichst nicht geben.

Zu den nächsten Projektschritten ließ der Bürgermeister wissen, dass nächste Woche die Ausschreibung für die Straßenbauleistungen endet. Die Vergabe ist für Mitte Januar vorgesehen, Baubeginn soll noch im ersten Quartal sein. Beim Brückenbauwerk dauert es jeweils ein paar Wochen länger.