Beilngries
Wieder ein schwarzes Jahr auf den Straßen

Im Zuständigkeitsbereich der Beilngrieser Polizei passieren 1130 Unfälle Zwei Menschen sterben

20.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:47 Uhr

Einer der spektakulärsten Unfälle in der Großgemeinde Beilngries im vergangenen Jahr ist in der Bräuhausstraße passiert, als ein Autofahrer einen Gartenzaun durchbrach. Der Vorfall endete glücklicherweise für alle Beteiligten glimpflich. ‹ŒArchivfot - Foto: Fabian Rieger

Beilngries (DK) Die Beilngrieser Polizei hat im Jahr 2017 erneut einen negativen Rekord verbuchen müssen. Die Beamten wurden zu mehr Unfällen gerufen als je zuvor innerhalb eines Jahres. Die Zahl stieg von 1076 auf 1130. Zum Vergleich: Im Jahr 2009 waren es nur 772 Unfälle.

Geht es nach der Durchschnittsrechnung, dann passieren heute auf den Straßen im Zuständigkeitsbereich der Beilngrieser Polizei mindestens drei Unfälle. Ein äußerst unerfreulicher Wert, wie Polizeichef Maximilian Brunner und der Verkehrsexperte der hiesigen Dienststelle, Christian Gerner, gestern bei der Vorstellung der Verkehrsstatistik für 2017 betonten. Der Trend ist äußerst negativ; pro Jahr steigt die Zahl der Unfälle ungefähr um 50. Für Polizeichef Brunner gibt es dafür nur eine Erklärung: Die Einwohnerzahlen in der Region steigen kräftig an. Und wenn mehr Menschen in einer Gegend leben, herrscht dort auch auf den Straßen mehr Betrieb. Noch dazu sind viele Pendler im Zuständigkeitsbereich unterwegs, so Gerner.

Die Zahl der Autos alleine ist aber noch nicht das Problem. Würden alle Verkehrsteilnehmer mit angepasster Geschwindigkeit, nüchtern und rücksichtsvoll fahren, wären die Gesamtzahlen erfreulicher - viele tun das aber leider nicht. Die Raserei auf den Landstraßen ist nach wie vor die Hauptunfallursache. Sie spielt auch bei den Wildunfällen eine Rolle, die rund die Hälfte aller verzeichneten Unfälle ausmachen (573). Auch hier ist die Zahl inzwischen deutlich höher als noch vor wenigen Jahren. Die Wildunfälle passieren hauptsächlich in den Morgenstunden von 5 bis 7 Uhr sowie abends zwischen 21 Uhr und Mitternacht, besonders betroffen ist der Pförringer Raum.

Hier sieht die Polizei auch einen Ansatzpunkt, wie man die Zahl der Unfälle tatsächlich wieder senken könnte. "Künftig wird auch nachts geblitzt", kündigt Brunner an. In Zusammenarbeit mit der Verkehrspolizei aus Ingolstadt wollen er und seine Kollegen somit die nächtliche Raserei auf den Landstraßen eindämmen.

Zu schnell gefahren wird dem Gefühl vieler Menschen zufolge aber nicht nur außerorts, sondern auch in den Dörfern, wie bei nahezu jeder Bürgerversammlung in der Großgemeinde Beilngries beklagt wird. Diese Einschätzung kann Gerner jedoch nicht bestätigen. Die oftmals entworfenen Schreckensszenarien, in denen die Kinder auf den Ortsstraßen von Rasern erfasst werden könnten, habe es glücklicherweise seit Jahren nicht mehr gegeben. Auch die Geschwindigkeitsmessungen in den Dörfern würden diese Einschätzung der Bürger nicht bestätigen. Die Zahl der überführten Temposünder sei generell rückläufig. Waren vor zwei Jahren bei 217 Messungen noch 1913 Fahrer zu schnell unterwegs, so stehen diesmal bei 211 Messungen nur noch 1098 Verstöße in der Bilanz. Diese Entwicklung soll sich nun aber auch auf die Unfallzahlen auswirken, so die Hoffnung der Polizei.

Eine untergeordnete Rolle bei den Unfallursachen spielt das Thema Alkohol und Drogen. Zwölf Unfallbeteiligte waren im vergangenen Jahr alkoholisiert (21 im Vorjahr), eine Person stand unter Drogeneinfluss (genau wie im Vorjahr). Schulwegunfälle gab es erfreulicherweise nicht, bis auf einen Unfallfahrer - der wurde dann aber gleich aus seinem Wagen geschleudert und verletzt - wurden bei Zusammenstößen keine Verstöße gegen die Gurtpflicht festgestellt.

Als durchaus problematisch beschrieb Gerner die Situation bei den Radfahrern, Senioren seien hier bei den Unfallbeteiligten besonders stark vertreten. Sie würden bei Radunfällen auch die wesentlich schlimmeren Verletzungen erleiden, berichtete der Verkehrsexperte.

Der traurigste Bestandteil der Verkehrsstatistik ist stets die Zahl der Todesopfer. Im Jahr 2017 verloren auf den Straßen im Zuständigkeitsbereich der Beilngrieser Polizei zwei Menschen ihr Leben. Am 26. März verunglückte ein Motorradfahrer zwischen Niefang und Erlingshofen tödlich. Auf dem Weg von Beilngries nach Leising kam am 2. Juli eine 39-Jährige Autofahrerin von der Straße ab. Sie starb noch an der Unfallstelle.

Verletzt wurden insgesamt 214 Personen. Im Vergleich zum Jahr 2016 - da waren es noch 223 - stellt dies einen leichten Rückgang dar. Als weiterer besonders schwerer Unfall ist den Beilngrieser Bürgern sicherlich ein Vorfall aus dem vergangenen Herbst in Erinnerung geblieben. Ein Autofahrer erfasste zwischen Leising und Beilngries einen alkoholisierten Fußgänger, der auf der Straße unterwegs war. Der Mann schwebte zunächst in Lebensgefahr, letztlich überlebte er das Unglück aber.

Eher kurioser Natur war ein anderer Unfall in der Großgemeinde Beilngries. Im Frühsommer trudelte in Kottingwörth eine Frau mit ihrem Wagen rückwärts in die Altmühl. Eine Jugendliche aus dem Ort sprang beherzt ins Wasser, um die Unfallfahrerin aus ihrem Auto zu befreien. Die Feuerwehr holte das Unfallauto dann aus der Altmühl.