Beilngries
"Talente sind das neue Gold"

Altmühl-Jura organisiert eine Informationsveranstaltung für Unternehmer aus der Region

21.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:54 Uhr

Foto: Fabian Rieger

Beilngries (DK) Unter dem Motto "Talente sind das neue Gold" hat das Regionalmanagement der Altmühl-Jura-Vereinigung am Dienstag einen Informationsabend abgehalten. Dabei ging es vorrangig um die Frage, wie kleine und mittelständische Unternehmen Auszubildende und Fachkräfte gewinnen können.

Traumhafter Sonnenschein, sommerliche Temperaturen bis spät in den Abend hinein und keine einzige Wolke am Himmel - es hätte sicherlich so manche Freizeitbeschäftigung gegeben, bei der man einen entspannten Dienstagabend hätte verbringen können. Dass dennoch mehr als 50 Unternehmer aus der Region nach Beilngries zur Firma Bühler gekommen waren, um dort dem Informationsabend von Altmühl-Jura beizuwohnen, ist der beste Beweis dafür, wie sehr den Firmenchefs das gewählte Thema auf den Nägeln brennt. "Der Titel ,Talente sind das neue Gold' mag auf den ersten Blick etwas hochtrabend wirken - er trifft aber die Realität", sagte Manfred Preischl, Vorsitzender bei Altmühl-Jura, den Zuhörern bei der Begrüßung. Federführend hatte Regionalmanagerin Kathrin Peter den Abend organisiert - und dazu diverse Referenten und Gesprächspartner eingeladen.

Eine der Kernbotschaften des Abends an die Unternehmer bestand darin, dass sie in der Regel nicht mehr die Wahl haben zwischen unzähligen Bewerbern. Stattdessen haben derzeit die Bewerber die Wahl, zu welchem Betrieb sie gehen möchten. Die international erfahrene Personalberaterin Ulrike Nussbaum zeigte den Zuhörern auf, dass laut einer Studie fast 50 Prozent der deutschen Mittelständler Umsatzeinbußen beklagen, weil sie nicht alle Posten besetzen können. Hier im ländlichen, süddeutschen Raum bestehe die Herausforderung für kleine und mittelgroße Firmen darin, dass rundherum große Städte mit finanzkräftigen Großfirmen seien. Außerdem herrsche in der Region Vollbeschäftigung, jeder Bewerber finde in der Regel problemlos einen Job.

Was können die Firmen in dieser Situation also tun? Auf diese Frage hatte Ulrike Nussbaum viele Antworten. Entscheidend sei, dass jedes Unternehmen für sich selbst einen klaren Plan aufstelle. Die Personalgewinnung dürfe nicht dem Zufall überlassen werden - in der Praxis geschehe das aber leider immer noch zu oft: "Personalmarketing wird viel zu wenig betrieben." Nussbaum erläuterte, dass fähige Bewerber heutzutage auch darauf achten würden, welche Werte ein Betrieb vermittelt, welche Aufstiegschancen es gibt und welcher Ruf der Firma anhaftet. Vor allem der letztgenannte Punkt sei entscheidend. Über die sozialen Medien seien gerade die jungen Menschen bestens vernetzt, betonte die Personalberaterin. Ein Lehrling, der schlecht behandelt wird, werde das sicherlich einen großen Teil seiner Kontakte wissen lassen - und in Zeiten des Internets gehe das eben noch viel schneller und weitreichender.

Die Bedeutung des Rufs einer Firma betonte auch Georg Stark, Sachgebietsleiter Wirtschaftsförderung am Landratsamt Eichstätt, am Rande der Veranstaltung im Gespräch mit unserer Zeitung. Außerdem gab er zu bedenken, ob jeder Schüler auch tatsächlich immer die für ihn richtige Schule besuche. Karl Scheuerlein von der Unternehmerfabrik im Landkreis Roth pflichtete ihm da bei. Die sehr hohe Abbrecherquote von Studenten in Deutschland zeige beispielsweise, dass junge Leute oftmals Wege einschlagen, die für sie gar nicht die richtigen seien. Auch eine Ausbildung in einem Betrieb könne eine Grundlage für ein erfolgreiches Berufsleben sein, wie die Experten betonten. Eine Weiterbildung samt Studium sei zudem immer möglich, wie Altmühl-Jura-Chef Preischl betonte.

Lukas Schönwetter, Geschäftsführer bei der Firma Bühler in Beilngries und Hausherr am Veranstaltungsabend, referierte ebenfalls zum Thema der Veranstaltung. Er habe sich vor seinem Dienstantritt in Beilngries vor einem guten Jahr viele Gedanken zu genau diesem Thema gemacht. Für ihn sei klar: Wenn er absolute Topleute von Außen anwerben möchte, habe er in Sachen Gehaltsvorstellungen keine Chance mehr, sobald auch Großbetriebe um diese Talente buhlen. Daher müsse er für sein Unternehmen einen anderen Weg finden. Dieser bestehe darin, junge Leute aus der Region zu gewinnen, sie sehr gut auszubilden und sie derart für das Unternehmen zu begeistern, dass sie über Jahre dabei bleiben. "Die Region ist wunderschön, die Menschen sind hier verwurzelt. Sie wollen abends ihren Kirchturm sehen und zum Sportverein gehen, aber trotzdem einen coolen Job haben und etwas von der Welt sehen." Genau diese Kombination könne eine Möglichkeit sein, sich in dem harten Kampf um die Talente zu behaupten, wie Schönwetter erläuterte.

Wie die Ausbildung in seinem Betrieb aussieht, zeigten er und seine Mitarbeiter anschließend bei einem Besuch in der neu eingerichteten Lehrwerkstatt. Der Ausbildungsverantwortliche Thomas Pappler und seine Truppe informierten über die Inhalte der Lehre und darüber, wie wichtig es sei, die jungen Leute für ihre Arbeit zu begeistern und ihnen Verantwortung zu übertragen.