Beilngries
Mit dem Bier durch die Jahrhunderte

Von einst mehr als 30 Brauereien in Beilngries ist nur der Schattenhofer übrig geblieben

20.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:39 Uhr

Foto: Regine Adam

Beilngries (DK) Zu Hoch-Zeiten gab es über 35 Brauereien in Beilngries, nur eine hat überlebt: Die Brauerei Schattenhofer wurde zum Vorzeigebetrieb technisch und energetisch saniert. Braumeister Dominik Kraft lässt hier sein "Hahn-" und "Hirsch"-Bier entstehen, kraftvolles Pils und würziges Helles.

Elisabeth Schattenhofer ist eine Frau der Tat, das hat sie ihr Leben lang als Unternehmenschefin bewiesen. Um dem großen elterlichen Betrieb gerecht werden zu können, hat sie in jungen Jahren gleich drei Ausbildungen absolviert, zur Köchin, Hotelfachfrau und als eine der wenigen Braumeisterinnen. Damit war sie bestens gerüstet, jahrzehntelang die Brauerei und den Brauereigasthof Schattenhofer äußerst erfolgreich alleinverantwortlich zu führen.

Der heimliche Berufswunsch der heute 64-Jährigen ging allerdings in eine völlig andere Richtung: Von einem Job im Bereich "Grafik und Design" habe sie als junges Mädchen gern geträumt, erinnert sich Elisabeth Schattenhofer. Zur ernsthaften Diskussion stand dieser Traum allerdings nie, denn Hotel, Brauerei und Landwirtschaft forderten ihren vollen Einsatz. Das sieht sie heute nicht negativ: "Mal ehrlich: Wenn man etwas so lange, ein Leben lang, macht, dann kann man es ja gar nicht so ungern getan haben. Ich hatte viele Jobs, meine Aufgaben waren immer vielschichtig und spannend."

Die Geschichte der Braufamilie Schattenhofer beginnt bereits 1363 in München mit dem Urahnen Ulrich Schattenhofer. Seit dieser Zeit brauen die Schattenhofers ihr Bier selbst, seit 1640 auch in Beilngries. Matthias Schattenhofer ehelichte damals die Erbtochter des Martin Lederer aus Beilngries. Die Braut brachte das Anwesen in die Familie, in dem heute noch die Brauerei und der Brauereigasthof Schattenhofer geführt werden. In den 1980er Jahren übernahm Elisabeth Schattenhofer das Anwesen, das zuvor ihre Eltern Anita und Franz Schattenhofer leiteten. Mit ihr endet allerdings die Schattenhofer-Dynastie, denn weitere Nachfahren gibt es nicht. Sowohl die Brauerei als auch der Gasthof werden dennoch weitergeführt, dafür hat Elisabeth Schattenhofer rechtzeitig vorgesorgt: Seit 2010 ist Dominik Kraft für die Brauerei verantwortlich, den Gaststättenbetrieb hat das Pächterpaar Stefan und Marion Weber übernommen.

Im Brauereibetrieb ist Elisabeth Schattenhofer, die heute sowohl in Beilngries als auch in München zu Hause ist, weiter nicht nur gern gesehener Gast, sondern auch aktive Hilfe für Braumeister Kraft. Verändert, versichern beide, hat sich im Grunde nichts, "es wird nach wie vor streng nach dem Reinheitsgebot gebraut", und doch alles: "Die Technik hat schon große Fortschritte gemacht." So wurde erst 2013 das Sudhaus mit hochwertiger Automation ausgestattet, der Gär- und Lagerkeller mit neuen Kesseln bestückt. Abschnittsweise wurden die Dachstühle renoviert, die Fassade saniert. Heute verbirgt sich hinter den alten Mauern modernste Brautechnik. 2014 wurde schließlich ein zukunftsfähiges Energiekonzept verwirklicht. Das Brauereigebäude wurde energetisch saniert, die noch alten Lagertanks durch isolierte ausgetauscht, der Heißwasserkessel von Öl auf Gas umgestellt und eine speicherprogrammierte Steuerung sowie eine Abgasklappe zur Vermeidung von Stillstandsverlusten eingebaut. Zudem wurde die in die Jahre gekommene Kühlmaschine durch eine energieeffiziente mit integriertem Kältesatz ersetzt.

Von der einstigen Kühlmaschine hängt in den Büroräumen heute eine große Fotografie. "Diese Kühlmaschine war damals fast eine kleine Sensation, denn zuvor konnte das Bier ja nur in Kellern gekühlt werden. Mein Vater war enorm stolz auf diese damals hochmoderne Technik", erinnert sich Elisabeth Schattenhofer. Aufbewahrt wird das gute Stück zur Erinnerung auch weiterhin, genauso wie viele andere Brauereirelikte.

Einen Schluck frisch gebrautes Bier kostet Elisabeth immer wieder gerne: Das Schattenhofer Helle, der "Hirsch", oder das herbe Pils, der "Hahn". Und für Braumeister Kraft ist ihr zufriedenes Nicken dann Bestätigung: Es passt alles.