Beilngries
Ein Prosit auf die Stadtgeschichte

Gästeführung und Brauereimuseum erinnern an die lange Historie des Bieres in Beilngries

27.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:45 Uhr

Gepanscht ist der herzhafte Tropfen ganz sicher nicht, der bei der Erlebnisführung "Die gepanschte Schweinerei" ausgeschenkt wurde. - Fotos: Adam

Beilngries (DK) Bier war schon in frühester Zeit ein begehrter Durstlöscher. Anfangs war es nur den Klerikern und dem Adel vorbehalten, zu späteren Zeiten gab es aber bis zu 33 Braustätten in Beilngries. Im Brauereimuseum und bei einer Stadtführung wird diese Zeit auch heute noch lebendig.

Was muss das für ein Genuss gewesen sein! Gewöhnt waren die Beilngrieser essigsaueren Wein aus den Reben des Weinbergs unterhalb von Schloss Hirschberg, wohl Durst löschend, aber nicht unbedingt wohlschmeckend. Und dann gab es plötzlich Bier: süßlich, mit gaumenschmeichelnder Malznote und - lustig wurde man auch davon, je mehr man trank. Na dann: Prost!

Gästeführerin Anneliese Wein leitet die Erlebnisstadtführung "Die gepanschte Schweinerei" in Beilngries und kennt viele Anekdoten rund um Wein und Bier in der Altmühlstadt. Eine ihrer liebsten: der Besuch zweier Pagen aus dem Stab des Herzogs von Savoyen, hohe Herren also, die mit ihrem fünf Mann starken Gefolge im Jahr 1719 Station in Beilngries machten. Nur eine Nacht verbrachten die sieben Männer hier, und die Zeche am nächsten Morgen ist heute noch nachzulesen im Stadtarchiv: Alleine acht Maß Bier tranken die zwei Pagen, 52 Maß die fünf Bediensteten. Dazu ließen sie sich zweieinhalb Liter Branntwein schmecken. Ob auch etwas gegessen wurde, ist nicht bekannt, aber die Weiterreise am nächsten Morgen dürfte sehr gedämpft verlaufen sein.

Schon im Jahr 1450 gab es in Beilngries das fürstbischöfliche Brauhaus, die spätere J.B. Prinstner-Privatbrauerei. Dort wurde das Bier gebraut und in Felsenkellern kühl gelagert. Getrunken wurde der Tropfen allerdings nur auf Schloss Hirschberg, denn Bier war der kirchlichen Obrigkeit vorbehalten, das gemeine Volk trank Wein. Erst nach und nach wurde dieses Privileg aufgeweicht, und als Bier auch in Beilngries zum "Nationalgetränk" geworden war, gab es zu Spitzenzeiten bis zu 33 Bierbrauer in der Altmühlstadt. Anfangs braute jeder davon "sein eigenes Süppchen", ohne große Erfahrung und mit oft eher ungenießbaren Resultaten, später gab es das städtische Brauhaus in der Altstadt, wo nach dem Reinheitsgebot gebraut wurde: mit Hopfen, Gerste und frischem Quellwasser.

Im Felsenkeller der einstigen Brauerei Prinstner ist heute das Brauereimuseum eingerichtet. Wöchentlich finden Führungen statt, bei denen alte Bierbrauergerätschaften, vom Kessel bis zu Hopfenerntegeräten, zu sehen sind und viel über die Geschichte des Bieres zu erfahren ist. Nur ein Teil des 350 Meter langen Kellers mit einer Fläche von 1010 Quadratmetern, zwei Haupt- und 21 Seitenstollen wird für das Museum genutzt. Der Prinstner-Keller war der größte in Beilngries, gefolgt vom Schattenhofer-Keller, der heute letzten noch existierenden Brauerei in Beilngries, mit rund 550 Quadratmetern. Weitere 17 kleinere Keller wurden zugemauert oder sind zugewachsen.

Die ersten Bierbrauerfahrungen, so ist im Museum von Gästeführer Frank Weber zu erfahren, gehen bis zu den Ägyptern 1500 vor Christus zurück, als Zufallsprodukt bei der Brot-herstellung. Weber kennt auch einen der ersten "Bierqualitätstests": "Ehe das Bier probiert wurde, wurde der Sud auf eine Holzbank geschüttet, und Klosterbrüder mussten mit Lederhose dort ein paar Stunden sitzen. Dann standen sie gemeinsam auf. Blieb die Bank an den Lederhosen hängen, hatte das Bier genug Malz und passte."

Bier und Mönche, das ist eine ganz eigene Geschichte, davon kann auch Anneliese Wein viel erzählen. Fünf bis acht Maß Bier pro Mönch am Tag waren keine Seltenheit für die Klosterbrüder, zumal Flüssiges das Fasten nicht brach und unbegrenzt, soweit verträglich, getrunken werden durfte. Rund um die Kirche stehen heute noch überwiegend die Wirtshäuser eines Ortes. "Zuerst die Mess, dann die Maß" kennt Anneliese Wein ein altes Sprichwort, das volle Gottes- und Wirtshäuser bescherte.