Beilngries
"Ohne Sprache ist man einsam und isoliert"

22.12.2009 | Stand 03.12.2020, 4:23 Uhr

Nach dem Abschluss des Integrationskurses wurden viele Erinnerungsfotos geschossen. - Foto: Behringer

Beilngries (DK) Nach 900 Unterrichtsstunden ist bei der Volkshochschule ein Integrationskurs zu Ende gegangen. 20 Teilnehmer erhielten die Zertifikate ausgehändigt. Der nächste Kurs beginnt am 1. März kommenden Jahres.

Zum Zahnarzt gehen, weil Zahnschmerzen plagen, auf der Bank etwas überweisen, oder einfach nur im Rathaus Gelbe Säcke holen. Alles das sind Dinge, welche für die meisten Bürgerinnen und Bürger selbstverständlich und alltäglich sind. Sie machen sich darüber gar keine großen Gedanken. Doch was wäre, wenn man die Sitten und Gebräuche dieses Landes nicht kennen würde, gar die Landessprache nicht beherrschte. Dann gestaltet sich das schon viel schwieriger. Mit Problemen haben da Ausländer zu kämpfen, die in Beilngrieser eine neue Heimat gefunden haben und hier teilweise schon länger leben.

900 Unterrichtsstunden

Um in Deutschland zurechtzukommen und ein vollwertiges Mitglied der Gesellschaft zu werden, dafür gibt es Integrationskurse. Alle ausländischen Bürger, die nach 2005 nach Deutschland kamen und dauerhaft bleiben möchten, müssen einen Integrationskurs absolvieren, für alle anderen ist er freiwillig. Ein solcher Kurs, veranstaltet von der Volkshochschule Beilngries, ist kürzlich zu Ende gegangen. Nach über 900 Unterrichtsstunden zur Sprache mit vielen praktischen Übungen und einem 45-stündigen Orientierungskurs über deutsches Recht und zu deutscher Kultur war es endlich so weit: Die Zeugnisse konnten verteilt werden. Gespannt warteten die rund 20 Teilnehmer in einem Lehrsaal im ersten Stock des ehemaligen Amtsgerichtsgebäudes auf den Erhalt ihrer Zertifikate. Eine bunt gemischte Gruppe, denn aus allen Winkeln der Welt stammten die Sprachschülerinnen und Sprachschüler dieses Lehrganges, aus dem Kosovo oder der Türkei, aus Südamerika und Fernost. Erst seit 21 Monaten lebt Rosintha Weber aus Indonesien in Beilngries, hat seitdem viele Fortschritte gemacht. Dank ihres Fleißes, denn es waren da ja nicht alleine die Unterrichtsstunden bei der Volkshochschule, darüber hinaus mussten Hausaufgaben gemacht werden, und auch das Lernen daheim forderte. Schwer sei Deutsch schon, befand Rosintha, die kleine Tochter Lauren auf dem Arm.

Alle haben beim Integrationskurs gut abgeschnitten. Darüber freuten sich besonders Kursleiterin Anna Fanderl und Petra Pfaller von der Volkshochschule Beilngries. In ihren einführenden Worten, mit denen sie den kleinen Festakt der Zertifikatsübergabe eröffnete, sagte Pfaller: "Wir haben mit den Integrationskursen so positive Erfahrungen gemacht, darum gab es jetzt diesen Sonderkurs. Er ist sehr gut gelaufen, hat zwar etwas länger gedauert, aber hier im Kurs sind eben viele junge Eltern, da hat man nicht immer so viel Zeit." Ein Blick in die Runde genügte, um sich von dem Gesagten zu überzeugen. Bestimmt jede Zweite der Absolventinnen war mit Tochter oder Sohn erschienen, die ganz artig neben ihren Muttis saßen oder in Tragekörbchen lagen. "Für sie haben sie das auch mit gemacht, für ihre kleinen Kinder und süßen Babys, damit diese in der Zukunft eine Chance haben. Die Sprache ist das wesentliche Merkmal einer Kultur und darum wichtig." Mit diesen Worten richtete sich Bürgermeisterin Brigitte Frauenknecht (BL/FW) an die Prüflinge. Johann Sack, zuständiger Regionalkoordinator vom Bundesamt für Migration, gab seinen "Schützlingen" mit auf den Weg: "Es gab viel Arbeit, sie haben durchgehalten, darum so gut abgeschnitten. Der erste Schritt ist vollzogen für ein Leben in Deutschland. Sprache ist die Grundlage, ohne Sprache ist man einsam und isoliert, von vielen schönen Dingen ausgeschlossen. Sie haben ein Zuhause in ihrem Herkunftsland, nun sollen sie sich ebenso hier zu Hause fühlen."

Man bleibt in Kontakt

Für die Caritas-Kreisstelle Eichstätt war die betreuende Psychologin Irene Groborz – selbst keine gebürtige Deutsche, sondern hierher migriert – zugegen. Nachdem Johann Sack die Zertifikate überreicht hatte, hieß es Abschied nehmen, reihum noch Fotos zu schießen. Eine Menge Zeit haben die Teilnehmer in den vergangenen Monaten zusammen verbracht. Man versprach, Kontakt zu halten.

Der nächste Integrationskurs an der Volkshochschule beginnt ab 1. März 2010, Anmeldungen hierzu können im Büro der Volkshochschule unter der Rufnummer (0 84 61) 2 66 erfolgen.