Beilngries
Nachhaltigkeit im Instinkt

Rainer Ludwig referierte über Populationssicherung bei Tieren

09.02.2014 | Stand 02.12.2020, 23:06 Uhr

Über Nachhaltigkeit in der Fauna sprach Rainer Ludwig - Foto: nur

Beilngries (nur) Dass das Prinzip der Nachhaltigkeit auch in der Tierwelt eine große Rolle spielt, hat der ehemalige Förster Rainer Ludwig aus Haun-stetten bei einer Veranstaltung des Bundes Naturschutz in Beilngries verdeutlicht. Am Beispiel der Beutegreifer zeigte er auf, wie ausgeprägt Strategien zur Populationssicherung bei Tierarten entwickelt sind.

Wie der Referent eingangs sagte, sei der heutzutage viel gebrauchte Begriff der Nachhaltigkeit vor 300 Jahren erstmals durch den Forstwissenschaftler Hans Carl von Carlowitz formuliert worden. Zunächst habe er sich auf die Vermeidung von äußerst nachteiligen Folgen großflächiger Entholzungsaktionen bezogen. Dagegen sei die Notwendigkeit einer langfristigen Vorsorgeerhaltung bei Tieren erst relativ spät entdeckt worden.

Allerdings, so Ludwig, hätten Tiere „das Nachhaltigkeitsprinzip seit Urzeiten in ihrem Instinktrepertoire abgespeichert“. Ein Beleg dafür sei die Rückkehr des Wolfes nach Deutschland. Er habe sich in den vergangenen drei Jahrzehnten in Ostdeutschland wieder „in recht vitaler Weise“ ausgebreitet. Dies sei dem Luchs deutlich weniger gelungen, da er im Gegensatz zum Wolf einen wesentlich höheren Hegebedarf habe.

Dem Referenten zufolge ist diese Wiederansiedlung von Beginn an von Befürchtungen der Jäger begleitet gewesen. Dies sei zwar nachvollziehbar, letztlich aber nicht haltbar. Weltweite Forschungsprogramme hätten nämlich gezeigt, dass kein Beutegreifer daran interessiert sei, seine eigene Nahrungsgrundlage dauerhaft zu reduzieren.

Vielmehr würden die vermeintlichen Räuber alles daran setzen, um genau diese Entwicklung zu vermeiden. Sowohl Wölfe als auch Luchse würden sich nur solche Lebensräume zum dauerhaften Aufenthalt suchen, die ihren Anforderungen entsprechen. Dies gelte vor allem für die vorhandene Wilddichte ihrer bevorzugten Beutetiere sowie für das Vorhandensein geeigneter Rückzugsräume.

Letztlich entscheidend für die Ansiedlung von Beutegreifern sei das Verhältnis von Aufwand zu Ertrag, hob Ludwig hervor. Werde der Erlegungsaufwand zu groß, könne sich ein Beutegreifer nicht dauerhaft am Leben erhalten, da er zu viel Kraft verliere. Letztlich ergebe sich daraus die Folgerung, dass der Bejagungsdruck gegenüber Beutegreifern so gering wie möglich bleiben solle, so Ludwig ebenfalls.

Er sagte ferner, dass Wölfe allein schon, um das Verhältnis von Aufwand zu Ertrag zu wahren, in erster Linie kranke, alte, junge und schwache Beutetiere erlegen. Sollten sie keine weiteren Lebensräume erschließen können, setze bei den Tieren „die zweite Stufe der innerartlichen Regulation“ ein. Dies könne auch zur Tötung von Artgenossen führen. Insgesamt, so Ludwig, seien mit der Rückkehr großer Beutegreifer etliche menschliche Urängste verbunden. Diese seien jedoch unbegründet.

Dennoch, so Ludwig, hätten die Naturschützer diesbezüglich der gemeinsamen Lobby von Jagd und Landwirtschaft wenig entgegenzusetzen. So sei bei der Einrichtung des Nationalparks Berchtesgaden „sogar die Ansiedlung des Luchses verhindert“ worden.

Im Gespräch mit seinen Zuhörern ging Ludwig auch auf die Gründe ein, warum sich der Luchs in unserer Gegend kaum sehen lasse. Als einen wichtigen Aspekt nannte er in diesem Zusammenhang die teilweise sehr starke Verbreitung von Wildschweinen. Diese würden immer wieder vom Luchs erlegte und dann versteckte Beutetiere aufspüren und buchstäblich mit Haut und Haaren fressen.