Beilngries
Mehr als nur Steinsplitter

Leonhard Beitler und Rudi Lobmeier teilen eine ganz besondere Sammelleidenschaft

08.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:32 Uhr

"Da hast du ja ein schönes Stück gefunden!" Wenn Leonhard Beitler (l.) und Rudi Lobmeier sich ihre Schätze zeigen, versinken sie schnell in Fachgespräche über Handwerksmaterial aus lange vergangenen Zeiten. Die beiden Sammler haben ein außergewöhnliches Hobby: Sie spazieren mit wachsamen Augen über Felder und Äcker der Umgebung, um von unseren Vorfahren bearbeitetes Steinwerkzeug zu finden. - Foto: Adam

Beilngries (DK) Für die einen mögen es "ein paar unansehnliche Steinbrocken" sein. Für andere - wie Leonhard Beitler und Rudi Lobmeier - sind es wertvolle Relikte unserer Geschichte. Beide sammeln mit Begeisterung und Leidenschaft archäologische Steinwerkzeuge auf den Äckern und Wiesen in Beilngries und dem Altmühltal.

Was für Unkundige erst einmal nach simplen Steinsplittern aussieht, entwickelt sich nach genauerem Hinsehen und Erklärungen der Fachherren zum faszinierenden Einblick in das Leben unserer Vorfahren.

Die Schätze, die Beitler und Lobmeier vor sich ausbreiten, stammen überwiegend aus der Jungsteinzeit. Steinbeile sind dabei und Steinklingen, bei denen der typische Sichelglanz noch deutlich zu erkennen ist, aber auch Silexstücke, Feuersteine, und vieles mehr. Gefunden haben die Heimatforscher alles rund um Beilngries. "Beste Voraussetzungen für gute Funde herrschen im Frühjahr, wenn gerade der Schnee weggeschmolzen ist", erklärt Beitler. Optimal sei dann ein Feld, das noch im Herbst vor Wintereinbruch umgeackert worden war. "Und es sollte in den Tagen, bevor man losgeht, geregnet haben, dann liegen die Sachen meist oben", weiß der 56-Jährige.

Ein geübtes Auge und Ahnung von der Materie ist trotz optimaler Bedingungen allerdings schon erforderlich. "Man braucht einen Blick für Details, muss auch wissen: Was passt auf diesen Acker und was ist eher ungewöhnlich. Letzteres muss man dann genauer anschauen", erklärt Lobmeier. Überwiegend sind es natürlich normale Steine, die zu sehen sind. "Aber wenn man dann ungewöhnliche Farben sieht oder Formen, hat man oft Glück. Eigentlich findet man immer etwas Interessantes." Lobmeier kam 2003 zu seinem ungewöhnlichen Hobby, als er in einem Urlaub in Süditalien einen altsteinzeitlichen Schaber im Erdreich entdeckte - allerdings nicht wusste, was genau er da in Händen hielt. "Also habe ich nach dem Urlaub Leonhard Beitler gefragt, der mir viel erklärt hat und mich dann auch einmal auf einen Acker bei Kevenhüll mitgenommen hat", erzählt Lobmeier und schmunzelt: "Ab da war es passiert."

Regelmäßig zieht der 55-Jährige los und hat mittlerweile "schon eimerweise gutes Material zu Hause". Fachmann Leonhard Beitler beschäftigt sich mit den Funden im weiten Umkreis von Beilngries bereits seit 1982. Ihm genügt schon ein kurzer Blick auf die Fundstücke, um einzuschätzen, woher das Material stammt. Arnhofer Filex, Bayersdorfer Filex, Hämatit oder Tempelhofer Material bewertet er ohne Zögern und Lobmeier freut sich über den anerkennenden Blick von Beitler zu einem bestens erhaltenen Steinbeil: "Der ist nicht schlecht, gell"

So begeistert die Sammler über ihre Schätze sind, beide sagen: "Wir sehen unsere Funde nicht als unser Eigentum an, das alles gehört der Öffentlichkeit." Deshalb verfolgen sie schon seit Jahren das Ziel, ihre Sammlungen beispielsweise der Stadt Beilngries zur Verfügung zu stellen. "Allerdings nur, wenn die dann etwas daraus macht. Wir hätten locker ein Museum zu bestücken", sagt Beitler. "Beilngrieser Funde sind über ganz Bayern verteilt. Es gibt Ausstellungen in Amberg, Regensburg, Ansbach, Ingolstadt und Thierhaupten, nur leider nicht bei uns direkt hier", bedauert Beitler. Der Großteil der Funde aus Beilngries und dem Altmühltal werde bei der Archäologischen Staatssammlung in München aufbewahrt. "Natürlich könnten wir unsere Sammlungen auch dorthin geben. Aber es ist doch zu schade, wenn sie dann für die Öffentlichkeit verschlossen sind", sagt Lobmeier. Gerade für Kinder und Jugendliche, ganze Schulklassen, könnte ein entsprechendes Museum "erlebbare und faszinierende Geschichtseinblicke geben", ist er sich sicher.

Zumindest in einem "virtuellen Museum" können Interessierte sich schon über geologische und archäologische Funde der Region unter www.archaeologie-beilngries.de informieren. Leonhard Beitler und Rudi Lobmeier wollen weiter auf den Feldern nach Zeugnissen der Vergangenheit Ausschau halten. Und ihren Traum vom realen Museum weiter verfolgen.