Beilngries
Fröhliches Begegnungsfest

Asylbewerber danken ihren ehrenamtlichen Helfern – Musik, Tanz und nigerianisches Essen

02.08.2015 | Stand 02.12.2020, 20:57 Uhr

Afrikanische Trommelmusik, persischer Gesang und internationale Gerichte: Das Begegnungsfest im Innenhof des Rathauses, bei dem die Flüchtlinge gemeinsam mit ihren Lehrern, mit Stadtbediensteten, Stadtratsmitgliedern und Bürgermeister Alexander Anetsberger feierten, war eine sehr gelungene Veranstaltung. - Fotos: Adam

Beilngries (DK) Wenn es mit Worten noch nicht ganz klappt, führen lebhafte Gesten, Mimik und ein freundliches Lächeln weiter. Das haben die Flüchtlinge, die in Beilngries derzeit Unterkunft gefunden haben, und ihre ehrenamtlichen Lehrer bei einem fröhlichen Begegnungsfest am Wochenende bewiesen.

Es geht auch anders. Anders, als sich gegenseitig misstrauisch zu beäugen und von vorneherein abzulehnen. Anders, als mit Unverständnis bis hin zu Hass und Gewalt zu reagieren. Anders durch menschlich sein: sich kennenlernen, im Gespräch annähern, Verständnis entwickeln. Und das auf beiden Seiten.

Beilngries hat es bisher geschafft, anders zu sein als viele Orte in den Schlagzeilen, in denen Flüchtlinge in Deutschland um ihre Sicherheit fürchten müssen. Menschen aus Afghanistan, Syrien oder Afrika leben in der Altmühlstadt und den Ortsteilen, werden von ehrenamtlichen Helfern in deutscher Sprache unterrichtet und unterstützt. Dass sie diese Hilfe hoch einschätzen und dafür dankbar sind, das haben sie bei einem Begegungs- und Kommunikationsfest, initiiert von der Stadt und den ehrenamtlichen Lehrern, deutlich gezeigt. „Lehrer – Danke für Ihre Hilfe“ hatten sie auf Shirts drucken lassen, die sie alle stolz an dem Abend trugen.

Afrikanisches Trommeln leitete das internationale Fest ein. Noah Rotimi aus Nigeria beherrscht das Instrument – als einziger der neuen Bewohner von Beilngries. „Damit räumen wir schon einmal mit einem Vorurteil auf. Denn nicht jeder Afrikaner kann automatisch trommeln, so wie auch nicht jeder Bayer Schuhplatteln kann“, erklärte Ingrid Dütsch, die durch den Abend führte.

Wenn auch nicht mit Trommeln, mitgestalten wollten und konnten die Flüchtlinge gerne. Osman Ibrhim Ahmin aus Eritrea bewies seine Gelenkigkeit mit einer Turneinlage, Esmaray Wafa aus Kabul in Afghanistan sang ein persisches Lied und zum Ende des Abends zeigte der zwölfjährige Eri Ribaj aus Albanien eine schwungvolle Tanzeinlage.

So fröhlich die Stimmung war, beim Vortrag von Ruth Okosum und Noah Rotimi wurde es nachdenklich und still im Innenhof des Rathauses. Die beiden Nigerianer lasen einen Teil der berühmten Rede von Martin Luther King „I have a dream“ vor, der 1963 darin seinen Traum von Freiheit und Gleichheit ausgedrückt hatte.

Bürgermeister Alexander Anetsberger hieß die Flüchtlinge noch einmal willkommen in Beilngries und bedankte sich bei allen, „die mitgeholfen haben, dass die Integration bei uns so gut funktioniert“. Gemeinsam mit Ingrid Löw überreichte er Zertifikate an die Teilnehmer des Deutschunterrichts. „Wir planen im Herbst einen Fortgeschrittenenkurs und einen zweiten Kurs für neu angekommene Flüchtlinge. Weitere Lehrer, und sei es nur stundenweise, sind uns dazu sehr willkommen“, erklärte der Gemeindechef.

Dann gab es eine Überraschung für die Ehrenamtlichen und den Bürgermeister: Die Flüchtlinge bedankten sich bei jedem persönlich mit einem Geschenk. Beim gemeinsamen Essen, zu dem Noah Rotimi sogar einen afrikanischen Eintopf, Egusisuppe mit Huhn und Fufu, mitgebracht hatte, entstand dann – nach anfänglich noch scheu getrennter Sitzordnung – das, wofür das Fest gedacht war: langsame Annäherung, Gespräche zwischen den „neuen und alten“ Bewohnern von Beilngries.