Beilngries
Ein Bienenjahr mit zwei Gesichtern

Zuerst freuen sich die Beilngrieser Imker über reiche Erträge, dann bleibt der Waldhonig aus

23.07.2014 | Stand 02.12.2020, 22:26 Uhr

Eifriges Bienenvolk: Der Vorsitzende des Beilngrieser Imkervereins, Erwin Brunner, war mit den Erträgen beim Frühjahrshonig zufrieden. Der Waldhonig sei dagegen ausgeblieben, berichtet er - Foto: Fabian Rieger

Beilngries (DK) Die Bilanz der Beilngrieser Imker zum Honigjahr 2014 ist zweigeteilt: „Beim Frühjahrshonig war es gut, der Waldhonig ist ausgeblieben“, sagt Erwin Brunner, Vorsitzender des hiesigen Imkervereins.

Eine ganze Horde Bienen tummelt sich auf der Wabe, die der Imker aus dem Kasten am Arzberg nimmt. Brunner ist gerade damit beschäftigt, das Volk mit Zuckerwasser zu versorgen. „Das Bienenjahr ist schon fast vorbei“, sagt er. Jetzt wird als Vorbereitung auf den Winter gefüttert.

Fünf Völker besitzt der Vorsitzende der Beilngrieser Imker, zudem betreut er das Volk, das zum Informationsstand am Arzberg gehört. „Im Schnitt komme ich heuer auf 35 Kilogramm Honig pro Volk“, berichtet er. Ein ordentlicher Wert, für den Blütenhonig war das Wetter sehr gut. Das warme Frühjahr brachte hervorragende Bedingungen für die Bienen mit sich. Mit dem Ertrag seien er und seine Kollegen zufrieden, berichtet Brunner.

Ein Fazit, das er zum Waldhonig nicht ziehen kann. „Der ist heuer ausgeblieben.“ Warum das so ist? „Das hängt auch mit dem Wetter zusammen“, sagt der Vorsitzende der Beilngrieser Imker. Die Zusammenhänge seien aber alles andere als einfach zu durchschauen. „Da spielt schon das Wetter vom November des Vorjahres mit rein.“ Noch vor einigen Wochen habe man in Imkerkreisen eigentlich mit einer guten Waldhonigsaison gerechnet. Die Ergebnisse seien aber dann ernüchternd gewesen, so Brunner.

Vor einem Jahr habe man genau das Gegenteil erlebt. Wenig Frühjahrshonig, dafür eine reiche Ausbeute im Sommer. Da hätten er und seine Kollegen aber dann mit einem anderen Problem zu kämpfen gehabt. Die eine Hälfte sei hervorragender Waldhonig gewesen, die andere Melezitosehonig. Die landläufige Bezeichnung dafür ist Zementhonig. Das Problem: Der Honig klebt so fest in den Waben, dass man ihn kaum verarbeiten kann.

All diese Erscheinungen und Herausforderungen im Alltag eines Imkers diskutiert Brunner regelmäßig mit seinen Vereinskameraden aus Beilngries und Umgebung. Rund 20 Mitglieder zählt der Verein derzeit. Davon kommt allerdings nur ein Kern von sechs, sieben Imkern regelmäßig zu den Treffen. „Vor zwei Jahren haben wir einen Kurs angeboten“, berichtet der Vorsitzende. Auf diese Weise habe man einige junge Leute für die Imkerei gewonnen. Nicht ausgeschlossen, dass es ein solches Angebot auch in Zukunft wieder einmal gibt, sagt Brunner. Man brauche schließlich junge Nachwuchskräfte, um auf Dauer einen aktiven Verein zu erhalten. In diesem Zusammenhang ist auch der Bienenlehrstand auf dem Arzberg zu sehen, der die Bevölkerung über die Tiere informieren und im besten Falle Interesse an der Imkerei wecken soll (siehe eigener Bericht).

Ein Problem, mit dem die Imker landauf, landab zu kämpfen haben, ist die Varroamilbe. Sie gilt sogar als der bedeutsamste Bienenschädling weltweit. Brunner begegnet ihr mit großem Engagement: Regelmäßig kontrolliert er, ob – und wenn ja – wie viele Milben bei seinen Völkern zu entdecken sind. „Jede einzelne Milbe schreibe ich auf“, berichtet er. „Dann erstelle ich Diagramme.“ Oft werde er für diese Akribie von seinen Mitstreitern belächelt – er sieht seinen großen Aufwand aber als gerechtfertigt. Bislang habe er noch nie ein Volk aufgrund von Milbenbefall verloren.

Damit dies auch weiterhin so bleibt und zudem noch ein ordentlicher Honigertrag herausspringt, gebe es im Laufe des Jahres allerhand zu tun, wie Brunner berichtet. Jetzt werden die Völker auf den Winter vorbereitet – „von Ende Oktober bis Februar ist dann Ruhe, da kann der Imker in Urlaub fahren“, sagt er und schmunzelt. In dieser Zeit solle man es tunlichst vermeiden, die nützlichen Tierchen zu stören. Auch Spaziergänger sollten nicht an einen Bienenstand klopfen, rät der erfahrene Imker. Mitte März, wenn die Temperaturen wieder steigen und die Sonne länger scheint, beginnt die Bienensaison aufs Neue – und zwar stets mit einem spannenden Moment, wie der Vorsitzende der Beilngrieser Imker berichtet. „Wenn man das erste Mal wieder hineinschaut, sieht man wie es dem Volk geht und ob es überhaupt noch lebt.“