Beilngries
Die Angst vor dem nächsten Starkregen

Mit verschiedenen Maßnahmen soll das Kanalnetz in Stadt und Ortsteilen entlastet werden

24.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:38 Uhr

Stadt unter Wasser: Bei heftigen Regenfällen hat sich in der jüngeren Vergangenheit mehrfach das Wasser auf Beilngrieser Straßen gestaut. Auch in vielen Kellern stand das Wasser. ‹ŒArch - foto: Fabian Rieger

Beilngries (DK) Auf zahlreichen Straßen und in vielen Kellern in der Großgemeinde Beilngries ist in den vergangenen Wochen mehrfach das Wasser gestanden. Die Stadt will nun eine Prioritätenliste erstellen, mit welchen Maßnahmen das Kanalnetz entlastet werden kann.

Die Angst ist groß. In zahlreichen Gesprächen betonten Bürger in den vergangenen Wochen gegenüber unserer Zeitung, dass sie schon mit Sorgen an den nächsten Starkregen denken. Wie mehrfach berichtet, hatte es massive Probleme mit Wasser auf Straßen und in Häusern gegeben. Die Bilder glichen teilweise fast der schlimmen Überflutung im Sommer 2014.

Am Donnerstagabend befassten sich nun die Stadträte mit dieser Thematik. Wie bereits bei einer Bauausschusssitzung im vergangenen Winter war Josef Goldbrunner vom gleichnamigen Ingenieurbüro anwesend. Bereits im Vorjahr war der Generalentwässerungsplan überarbeitet worden. Die Ergebnisse und auch Ratschläge für das weitere Vorgehen stellte Goldbrunner dem Gremium und den Zuhörern vor. Zunächst müsse man festhalten, dass es sich bei den jeweiligen Starkregenereignissen um besonders heftige Unwetter gehandelt habe, so Goldbrunner. Er habe die Niederschlagsdaten betrachtet und festgestellt, dass in Beilngries mehrfach die Menge eines sogenannten "hundertjährigen Regens" überschritten worden war. Solche Wassermassen könne ein Kanalnetz schlicht und ergreifend nicht aufnehmen.

Dennoch gebe es für die Stadt Möglichkeiten, Verbesserungen zu erzielen, so Goldbrunner. Wie bereits 2015 festgestellt, gebe es diverse Mängel im Kanalnetz. Ein Problem besteht beispielsweise darin, dass viel Oberflächenwasser von Hirschberg und Arzberg ins Tal schießt und dort eine zusätzliche Belastung darstelle. Zudem gebe es im Netz mehrere Engstellen, so das Ergebnis der Überprüfung. Würde man dies alles beheben, sei man bereits ohne die Maßnahmen in den Ortsteilen bei Kosten in Höhe von 5,5 Millionen Euro.

"Wir haben es hier mit komplexen Wechselwirkungen und relativ begrenzten Möglichkeiten für uns zu tun", sagte Anetsberger. Die Stadt erfülle zudem alle rechtlichen Vorgaben, hier gebe es keine Missstände. Nichtsdestotrotz betonte der Rathauschef aber: "Wir haben eine Aufgabe und der stellen wir uns." Jedes Mal, wenn Wasser in ein Gebäude eindringe, sei das für die Betroffenen zumindest ein Ärgernis, bisweilen sogar eine echte Katastrophe. Durch die Häufung der Ereignisse sei jetzt natürlich auch die Stadt gefordert, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um Verbesserungen im Kanalnetz zu erzielen, so Anetsberger. Jede einzelne Maßnahme könne hier einen Beitrag leisten, wenngleich natürlich klar sei, dass man nicht alles auf einmal machen könne. Zudem betonte er, dass die Kosten für entsprechende Maßnahmen über Gebühren oder Bescheide auch auf die Bürger umgelegt werden müssten.

Für den weiteren Fahrplan erklärte Anetsberger, dass die Verwaltung nun bis zur nächsten Sitzung in zwei Wochen eine Prioritätenliste erstellen werde. Diese soll dann aufzeigen, welche Maßnahmen besonders dringend sind - sowohl in der Stadt als auch in Ortsteilen. Bereits in der Umsetzung befindet sich ein Bauprojekt, das Oberflächenwasser vom Hirschberg vor dem Eintritt in das Kanalnetz ableitet.

Anton Bauer (BL/FW) sagte, dass man allen Kosten zum Trotz auf jeden Fall handeln müsse. "Das sind wir unseren Bürgern und deren Hab und Gut schuldig." Er begrüße es, dass es in zwei Wochen bei einer weiteren Stadtratssitzung ausführlich um dieses Thema gehen soll.

Vize-Bürgermeister Anton Grad (CSU) ging bei seiner Wortmeldung auf die Utzmühlsiedlung ein, in der viele Anwohner regelmäßig betroffen sind. Immer wieder tauche die Frage auf, ob der Grund für die dortigen Probleme im Baugebiet "Im Waller" liegen könne (wir berichteten). Stadtbaumeister Thomas Seitz betonte abermals, dass 80 Prozent des Oberflächenwassers aus dem Baugebiet von der Utzmühlsiedlung weggeleitet werden und somit keine zusätzliche Belastung entstehen dürfe. Anetsberger sagte, dass in diesem Zusammenhang auch immer benachbarte Großbauprojekte angesprochen würden. Auch hierin sehe er aber eher keinen gravierenden Grund für die Wasserprobleme in der Utzmühlsiedlung.

Als allgemeines Angebot an die Bürger erklärte der Rathauschef, dass jeder sich an die Bauabteilung wenden und ein persönliches Gespräch für sein Haus beantragen könne. Dabei könne man dann besprechen, welche Schutzmöglichkeiten es gibt - beispielsweise eine Rückstauklappe. Einen ausdrücklichen Dank richtete Anetsberger an die Feuerwehren, die stets mit großem Engagement für die Bürger und den Schutz der Gebäude im Einsatz seien.