Beilngries
"Der Vortrag hat mich sehr beruhigt"

Fortbildungsreihe für ehrenamtliche Asylhelfer: Sieben Besucher bei Veranstaltung zum Thema "Gesundheit geht vor"

21.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:09 Uhr

Vor sieben Zuhörern: Zum Thema Gesundheit referierten Christine Pietsch (links) und Verena Eubel. - Foto: Patzelt

Beilngries (pa) Mit dem Thema "Gesundheit geht vor - sich selbst und andere schützen" ist im Beilngrieser Haus des Gastes die Fortbildungsreihe für Ehrenamtliche und Interessierte im Bereich Flucht und Asyl fortgesetzt worden. Organisiert wurde die Veranstaltung von Christine Pietsch, Ehrenamtskoordinatorin vom Amt für Soziales und Senioren, Fachbereich Asyl des Eichstätter Landratsamtes.

Als Referentin fungierte Medizinaloberrätin und Amtsärztin Verena Eubel vom Gesundheitsamt Eichstätt. Ziel der Veranstaltung war es, den Ehrenamtlichen die Angst vor möglichen Krankheiten zu nehmen und sachlich aufzuklären. Die Fortbildung war allerdings mit sieben Personen nur spärlich besucht.

"Asylbewerber sind keine Aliens, sondern Menschen wie du und ich": Mit diesen Worten wollte Pietsch Vorurteilen den Wind aus den Segeln nehmen. Die Referentin betonte, dass beim Umgang mit diesem Personenkreis im Rahmen normaler sozialer Kontakte in der Regel kein höheres Infektionsrisiko als im Alltagsleben, beispielsweise bei der Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel, bestehe. Gleiches gelte auch für Tätigkeiten mit möglichem Hautkontakt, die der Sachbearbeitung von Asylverfahren dienen. Besondere Schutzmaßnahmen seien daher nicht notwendig. "Zu beachten sind lediglich allgemeine Grundsätze der Hygiene: gründliches Händewaschen, insbesondere nach Toilettenbesuchen sowie vor und nach dem Zubereiten oder Verzehr von Mahlzeiten." Grundsätzlich sei es empfehlenswert, den eigenen Impfschutz aktuell zu halten. Dieser umfasst Impfungen gegen Tetanus, Diphterie, Kinderlähmung, Keuchhusten, Masern-Mumps-Röteln und Grippe. Ferner würden bei beruflicher Indikation, also auch bei ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, Impfungen im Bereich Hepatitis A und Hepatitis B empfohlen.

"Insgesamt besteht nur ein geringes Infektionsrisiko, da Asylbewerber durch das Gesundheitsamt nach dem Asylverfahrensgesetz gründlich auf übertragbare Krankheiten untersucht werden", sagte Eubel. Der Gesundheitscheck umfasse neben einer Untersuchung zum Ausschluss einer Tuberkulose der Atmungsorgane oder einer Infektion mit dem HI-Virus auch eine Untersuchung auf typische Krankheitserreger. Die drei häufigsten Erkrankungen im Jahr 2014 waren Windpocken, Masern und Skabies, im Volksmund Krätze genannt. "Dabei wurden 87 Prozent der Infektionen in Deutschland erworben und wären größtenteils durch Impfungen und gute Händehygiene vermeidbar gewesen", stellte Eubel klar.

Einige Infektionskrankheiten können bedingt durch die räumliche Nähe einer Aufnahmeeinrichtung oder Gemeinschaftsunterkunft und der fehlenden Impfung der Asylbewerber in deren Heimatland verstärkt auftreten. "Hierzu zählen besonders Masern, Windpocken und Keuchhusten. Für diese und weitere Erkrankungen stehen wirksame Impfstoffe zur Verfügung", so Eubel. Sie wies dabei auf den Impfkalender des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege hin, der unter der Internetadresse www.impfen.bayern.de" class="more"%> bereit stehe. Stets meldepflichtig sei das Auftreten oder der Nachweis von Windpocken, Masern, Hepatitis A, akute Hepatitis B, HIV und Tuberkulose.

Grundsätzlich hätten Gemeinschaftsunterkünfte für Asylbewerber einen Hygieneplan zu erstellen und infektionspräventive Maßnahmen festzulegen. "An diesem Plan könnt ihr euch orientieren", so die Referentin. Sollten Maßnahmen notwendig sein, werde das zuständige Gesundheitsamt sie veranlassen und mit den Verantwortlichen der Einrichtung kommunizieren.

Asylbewerbern bis zu einem Aufenthalt von 15 Monaten steht der eingeschränkte Zugang zur medizinischen Versorgung mit Behandlungsschein zur Verfügung. Flüchtlinge mit einem Aufenthalt länger als 15 Monate erhalten über die Krankenkassen Krankenversicherungskarten.

"Der Vortrag hat mich doch sehr beruhigt", lautete das Resümee einer Teilnehmerin und eine weitere freiwillige Helferin fügte hinzu: "Es ist nur schade, dass sich so wenig dafür interessiert haben."