Beilngries
Abschied von der "Walhalla"

Die Ausflugsschifffahrt auf dem Main-Donau-Kanal zwischen Beilngries und Berching wird eingestellt

18.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:56 Uhr
Der Linienverkehr auf dem Main-Donau-Kanal zwischen Beilngries und Berching wird zur neuen Saison eingestellt. −Foto: Rieger, Fabian, Beilngries

Beilngries (DK) Die "Walhalla" wird in der neuen Saison nicht mehr auf dem Main-Donau-Kanal zwischen Beilngries und Berching fahren. Das hat Karin Steibl-Lotter von der zuständigen Schifffahrtsgesellschaft unserer Zeitung bestätigt. Bürgermeister Alexander Anetsberger zeigte sich enttäuscht.

Der Main-Donau-Kanal hat ein aufregendes Jahr hinter sich. Anlässlich des 25. Geburtstages war die Wasserstraße in aller Munde. Heuer sollten die Schlagzeilen in Sachen Kanal eigentlich deutlich rarer gesät sein. Gleich zu Beginn des Jahres ereilt die Menschen in der Region allerdings eine unerfreuliche Nachricht. Die Linienschifffahrt zwischen Beilngries und Berching wird mit sofortiger Wirkung eingestellt. In der Sommersaison wird die "Walhalla" nicht mehr zwischen den beiden Städten verkehren.

Diese Information bestätigte Karin Steibl-Lotter von der Personenschifffahrt Steibl in Kelheim nun im Gespräch mit unserer Zeitung. Man habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht. Letztlich sei die Linie aber nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben gewesen. Das Aus für die "Walhalla" zwischen Beilngries und Berching gelte auf jeden Fall für die bevorstehende Saison. Ob es danach irgendwann - möglicherweise mit einem anderen Schiff - eine Rückkehr gibt, ließ Karin Steibl-Lotter offen. Man habe grundsätzlich auf jeden Fall auch weiterhin Interesse an der Region. In der bisherigen Form sei das Konzept einer Ausflugsschifffahrt zwischen Beilngries und Berching für das Unternehmen aber nicht mehr rentabel. In Sachen Investitionen müsse man sich auf stärker frequentierte Linien konzentrieren.

Die Fragezeichen rund um die Freizeitlinie zwischen den beiden Altmühl-Jura-Städten gibt es bereits seit Längerem. Schon vor gut zwei Jahren hatte die Nachricht von einem möglicherweise bevorstehenden Ende der "Walhalla" die Runde gemacht. In einem gemeinsamen Kraftakt zimmerten die Bürgermeister der beiden Orte und die Schifffahrtsgesellschaft dann noch einmal an einer Lösung. 2016 wurde die Linie in gewohnter Form beibehalten und kräftig die Werbetrommel gerührt, unter anderem mit einer Pressefahrt zum Saisonauftakt. 2017 galt dann bereits ein eingeschränkter Fahrplan. In den Sommerferien und rund um einige Feiertage fuhr die "Walhalla" regelmäßig zwischen Beilngries und Berching, die restliche Saison über war sie nicht zu sehen. Letzteres wird nun zum Dauerzustand. Der Beilngrieser Bürgermeister Alexander Anetsberger bedauert diese Entwicklung, wie er gestern bei einem Gespräch mit unserer Zeitung zum Ausdruck brachte. Aus touristischer Sicht sei der Wegfall dieses Angebotes ein herber Verlust. Vollkommen aus dem Nichts kommt die Entwicklung freilich nicht, wie auch Anetsberger betonte. Er sprach vom "Ende eines langen Niedergangs". Er könne sich noch erinnern, dass vor vielen Jahren sogar regelmäßig eine Schifffahrt von Beilngries bis Weltenburg möglich war. Stück für Stück sei das Angebot dann eingeschränkt worden - und jetzt habe es auch noch das Teilstück zwischen Beilngries und Berching erwischt. Aus wirtschaftlicher Sicht könne man diese Firmenentscheidung sicher nachvollziehen, so Anetsberger. Er sei aber enttäuscht über die mangelhafte Kommunikation. Von der aktuellen Entscheidung habe er beispielsweise nicht persönlich durch die Schifffahrtsgesellschaft erfahren. Auch in den vergangenen Jahren hätte man sich einen intensiveren Austausch gewünscht, so der Beilngrieser Bürgermeister.

Wie es nun in Sachen Ausflugsschifffahrt auf dem Kanal weitergeht, steht in den Sternen. In den nächsten Wochen soll der Abschlussbericht der Potenzialanalyse, die von den Altmühl-Jura-Gemeinden in Auftrag gegeben worden war, vorliegen, berichtete Anetsberger. Mit diesem Papier könne man sich dann eventuell an Schifffahrtsunternehmen wenden und deren Interesse an der Region abfragen. Dass die Kommunen ein Schiff kaufen und das Freizeitangebot selbst stemmen, schloss der Beilngrieser Bürgermeister derweil aus. "Das Engagement müsste von privater Seite kommen." Für 2018 wird es definitiv keine schnelle Lösung mehr geben.

Fraglich ist nun auch, in welcher Form der erneuerte Anlegesteg bei Gösselthal genutzt werden soll. In der historischen Gösselthalmühle wurde 2017 bekanntermaßen ein Erlebnis- und Informationszentrum eingerichtet. Damit dieses nicht nur von Land, sondern auch auf dem Wasserwege angesteuert werden kann, ließ die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes den dortigen Anlegesteg ertüchtigen. Er wäre nun für Ausflugsschiffe mit einer Größe der "Walhalla" geeignet - die wird sich bei Gösselthal aber so schnell nicht mehr blicken lassen.

AUS MEINER SICHT

In ganz Deutschland kennt man Beilngries als attraktives Urlaubsziel. Ein Teil des touristischen Angebotes geht mit der Ausflugsschifffahrt auf dem Main-Donau-Kanal nun aber leider - zumindest vorerst - verloren. Überraschend kommt diese Nachricht nicht, die Linie hing bekanntlich bereits seit Jahren am Tropf. Schmerzhaft ist der Verlust aber dennoch.

Aus wirtschaftlichen Gründen erscheint es durchaus nachvollziehbar, dass es sich auf Dauer einfach nicht mehr rechnet, mit einem recht alten und kleinen Schiff wie der "Walhalla" permanent zwischen Beilngries und Berching hin- und herzufahren - auch dann, wenn es im Sommer mal wochenlang regnet. Und doch ist es schade, dass nun bereits vor dem Abschluss der Potenzialanalyse Nägel mit Köpfen gemacht wurden. Diese Erhebung hatte schließlich genau die Aufgabe, Lösungen aufzuzeigen, wie die Ausflugsschifffahrt zwischen Beilngries und Berching weiter rentabel zu betreiben sein könnte.

Ob diese Ergebnisse jetzt eine andere Schifffahrtsgesellschaft anlocken, erscheint fraglich. Möglichkeiten, ein attraktives Angebot zusammenzustellen, gäbe es aber durchaus. Immerhin wurde erst im vergangenen Jahr das neue Erlebniszentrum in der Gösselthalmühle eröffnet, das sogar per Schiff angesteuert werden könnte. Es wäre ärgerlich, wenn diese Anlegestelle nicht kostenlos, aber letztlich doch umsonst ertüchtig worden wäre. Dass die Städte Beilngries und Berching aus touristischer Sicht einiges zu bieten haben, steht sowieso außer Frage. Das alles mit einem schlüssigen Konzept für eine rentable Schifffahrt zu kombinieren, wäre der Königsweg.

Ob ihn auf Dauer jemand beschreitet, bleibt abzuwarten. Auf alle Fälle sollte aber nicht das passieren, was so oft geschieht: Nach dem ersten Aufschrei gewöhnt man sich an den Verlust und irgendwann wird nicht mehr über das Thema gesprochen. Dem sollten die Kommunen entgegenwirken, indem sie ihr bislang gezeigtes Engagement für die Ausflugsschifffahrt fortsetzen und weiterhin den direkten Kontakt zu potenziellen Betreibern suchen. | | Fabian Rieger