Beilngries
Gaffer, Autobrände und Terror

Führungskräfte der Feuerwehren aus ganz Oberbayern diskutieren in Beilngries über aktuelle Themen

20.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:20 Uhr
Ein Saal voller Feuerwehrleute: Zwei Tage lang befassen sich Führungskräfte der Feuerwehren auf Einladung der Regierung von Oberbayern in Beilngries mit aktuellen Aufgaben und Herausforderungen. Auch der Kontakt untereinander soll dadurch gepflegt werden. −Foto: Rieger

Beilngries (DK) Von Terroranschlägen bis zur afrikanischen Schweinegrippe reichen die Themen, mit denen sich die Kreis- und Stadtbrandräte sowie -inspektoren aus Oberbayern bei ihrer Herbstdienstversammlung in Beilngries auseinandersetzen. Das Fazit: Die Feuerwehren sind unersetzlich.

Ein Heckenbrand am Nachmittag, ein schwerer Verkehrsunfall mit stundenlanger Straßensperre am Abend - erst am Donnerstag hat sich in Beilngries wieder gezeigt, wie wichtig die Feuerwehren für das gesellschaftliche Zusammenleben sind. Um diesen unersetzbaren Dienst möglichst gut leisten zu können, treffen sich die Führungskräfte der Feuerwehren regelmäßig, um wichtige aktuelle Themen zu erörtern und um die Vorgehensweise bei künftigen Einsätzen abzustimmen.

Wie komplex diese Aufgaben sein können, erläuterte am Freitagvormittag Christian Emrich von der Branddirektion München. Er befasste sich mit einem Thema, das tragischerweise zu einem festen Bestandteil des öffentlichen Diskurses geworden ist: Amoklagen und Terroranschläge. "Das kann leider überall passieren", sagte Karl Traunspurger, der als Leitender Regierungsdirektor für öffentliche Sicherheit und Ordnung durch das Programm führte. Umso wichtiger sei es, dass sich alle beteiligten Einsatzgruppen - Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienst - bestmöglich auf einen solchen Notfall vorbereiten. Als wichtigsten Aspekt stellte Emrich heraus, dass die Einsatzkräfte stets an einem Strang ziehen und anhand einer klaren gemeinsamen Ausrichtung arbeiten müssten.

Um die Bereitschaft zu einem solchen engen Austausch zu untermauern, war auch Herbert Wenzl, Präsident des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord, nach Beilngries gekommen. "Das Geheimnis des Erfolgs lautet: Man kennt sich vor Ort", warb auch er für ein gutes Verhältnis zwischen den Einsatzgruppen. Wenzl gewährte zudem einen kurzen Einblick in die aktuellen Statistiken. Erfreuliche Trends würden sich im bisherigen Jahresverlauf in Sachen Kriminalität und Verkehrsunfälle abzeichnen. Bei letzterem Thema würden sich vor allem die ergriffenen Maßnahmen auf dem Autobahnteilstück zwischen Gelbelsee und Stammham bezahlt machen. Seit dort Tempo 120 gilt und der Fahrbahnbelag verbessert wurde, habe sich eine äußerst erfreuliche Entwicklung eingestellt: Während im Jahr 2016 auf dieser Strecke 203 Unfälle passierten, waren es in den ersten neun Monaten dieses Jahres exakt 40. Erfreulicherweise sei dabei auch noch kein Todesopfer zu beklagen gewesen.

Deutlich negativer sei die Entwicklung in Sachen Brände. Dabei mache sich unter anderem eine Serie von Autobränden im Raum Fürstenfeldbruck bemerkbar, betonte Wenzl. Polizei und Feuerwehr seien im Zusammenspiel stets stark gefordert, so sein Fazit.

Dass dieses Engagement bei den Feuerwehren vorrangig auf ehrenamtlicher Basis geleistet wird, bedachte Andrea Degl als Vizepräsidentin der Regierung von Oberbayern mit einem großen Lob. "Sie setzen sich Tag für Tag unermüdlich für die Gesellschaft ein. Das kann man nicht hoch genug einschätzen." Der Ruf der Feuerwehren in der Gesellschaft sei ausgesprochen gut, sagte Andrea Degl. Das sei für die Aktiven Auszeichnung und Verpflichtung zugleich, denn: Vertrauen sei hart zu erarbeiten und leicht zu verspielen.

Harte Worte fand die Regierungsvizepräsidentin in Richtung der "elenden Gaffer". In Zeiten des Smartphones kenne die Sensationsgier an Einsatzorten keine Grenzen mehr. Oft würden dadurch sogar die Helfer behindert. Da man das Fehlverhalten der Menschen nicht auf die Schnelle beheben könne, müsse man sich als Feuerwehr mit technischen Maßnahmen - beispielsweise Sichtschutzwänden - behelfen. In einigen Gemeinden des Landkreises Eichstätt werde das bereits erfolgreich praktiziert.

Um den vielen lobenden Worten auch künftig gerecht werden zu können, stürzten sich die versammelten Feuerwehrkräfte dann in zahlreiche Fachvorträge. Am Freitag ging es neben den Amok- und Terroreinsätzen auch um die Pressearbeit der Feuerwehren, Aktuelles aus der Feuerwehrschule, einen Ammoniakaustritt im Eisstadion Bad Tölz, Erkenntnisse aus einem Brandeinsatz im Klinikum Großhadern, den Einsatz von Drohnen und die afrikanische Schweinegrippe. Der Eichstätter Kreisbrandrat Martin Lackner stellte den Einsatzbericht zum Kirchenbrand in Steinsdorf vor.

An diesem Samstag beschäftigen sich die Feuerwehrleute mit aktuellen Informationen vom Landesfeuerwehrverband, Neuigkeiten von der Frauenbeauftragten sowie erneut mit dem Thema Drohneneinsatz bei Hilfsorganisationen. Den Abschluss des zweitägigen Treffens, zu dem auch ein Rahmenprogramm für die Partner der Tagungsteilnehmer gehört, bildet die Vollversammlung des Bezirksfeuerwehrverbandes Oberbayern.

SITUATION IM LANDKREIS EICHSTÄTT

Als gastgebender Kreisbrandrat ist Martin Lackner am Freitag auch auf die Situation im Landkreis Eichstätt eingegangen. Er sei sehr stolz, dass er mit 145 freiwilligen Feuerwehren nach wie vor einen absoluten Spitzenwert im ganzen Regierungsbezirk vermelden könne, ließ Lackner wissen. Rund 6100 Männer und Frauen bringen sich derzeit mit aktivem Dienst ein. Außerdem sind 1050 Jugendliche mit Feuereifer bei der Sache. Die Zahl von zwei Kinderfeuerwehren könne wohl bald ausgebaut werden, teilte Lackner darüber hinaus mit.

Als besondere Gefahrenstellen im Landkreis nannte er die 29 Kilometer Autobahn, 70 Kilometer Eisenbahn, zehn Kilometer Main-Donau-Kanal sowie Erdöl- und Gasleitungen. Außerdem gebe es im Landkreis viel Wald, jeweils drei Kliniken und Flugplätze sowie elf Seniorenheime. | rgf