Beilngries
Die Diskussionen nehmen kein Ende

Wieder einmal müssen sich die Stadträte mit großen Wohnbauprojekten auseinandersetzen

17.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:12 Uhr

Die größten Diskussionen in Sachen Großbauten und Nachverdichtung werden in Beilngries um den Gaisberg geführt. Für das noch nicht fertige Gebäude wurde jetzt ein Baustopp verhängt, wie im Stadtrat auf Nachfrage mitgeteilt wurde. - Foto: Fabian Rieger

Beilngries (DK) Dass die Beilngrieser Stadträte leidenschaftlich über große Wohnbauprojekte diskutieren können, haben sie oft genug bewiesen. Die Sitzung am Donnerstagabend sollte da keine Ausnahme machen. Diesmal schmetterten die Stadtväter gleich drei Anträge ab.

So mancher Bürger dürfte sich im Vorfeld der Stadtratssitzung am Donnerstagabend gewundert haben, weshalb das große Wohnbauvorhaben am Gaisberg 16 noch einmal auf der Tagesordnung gelandet ist. Bekanntermaßen wurde dem Projekt bereits im Bauausschuss und später auch im Stadtrat ein Riegel vorgeschoben. Bei der letzten Abstimmung im Sommer fand sich nur noch ein Befürworter, der Rest des Gremiums war entschieden gegen das geplante Mehrfamilienhaus.

An dieser ablehnenden Haltung konnten auch die erneuerten Pläne nichts ändern, die am Donnerstagabend zu behandeln waren. Die einzige wesentliche Anpassung bestand laut Bürgermeister Alexander Anetsberger darin, dass die maximale Gebäudelänge von 26,47 auf 23,99 Meter verringert worden war. "Es ist enttäuschend, dass auf die Vorstellungen, die von uns hier im Gremium bereits geäußert wurden, so wenig eingegangen wird", kritisierte Jochen Maurer (CSU). Man habe am Gaisberg schon einen anderen Antrag abgesegnet, den man aus heutiger Sicht ablehnen hätte müssen. Das dürfte nicht noch einmal passieren, so der CSU-Politiker. Anton Bauer (BL/FW) sagte, dass er diesen Sinneswandel der CSU mit Erstaunen zur Kenntnis nehme - dass er Maurers Aussage aber vollumfänglich zustimmen könne. Anetsberger meinte, dass sich am "grundlegenden Charakter des Gebäudes" nichts geändert habe. Daher werde er erneut dagegen stimmen. Das komplette Gremium tat es ihm gleich. Anetsberger mutmaßte zudem, dass nicht auszuschließen sei, dass der Antragsteller das Vorhaben bereits mit dem Landratsamt besprochen habe. Er werde alles daran setzen, dass nicht der Fall eintritt, dass von Seiten des Landratsamtes das Votum der Stadt ersetzt wird. Man wolle sich hier "kein Ei ins Nest legen lassen", wählte Anetsberger kurz vor Weihnachten ein eher österliches Bild. Er verwies darauf, dass sich die Stadt bekanntermaßen auf den Weg gemacht hat, einen einfachen Bebauungsplan für die Kernstadt aufzustellen und dadurch Spielregeln und Leitplanken für die weitere Entwicklung in Sachen Nachverdichtung festzulegen. "Falls das keine Rolle spielen sollte, dann werde ich grantig", schickte der Bürgermeister bereits im Voraus eine Botschaft in Richtung Landratsamt.

Keine Zustimmung fand auch ein Tekturantrag für ein bereits genehmigtes Mehrfamilienhaus mit sieben Wohneinheiten in der Badstraße. Vor einigen Wochen hatte die Mehrheit des Gremiums die Pläne in ihrer ursprünglichen Form noch abgesegnet, es gab aber harsche Kritik an den vorgesehenen Duplexgaragen. Die waren nun in der neuen Planung nicht mehr enthalten, stattdessen sollte die Tiefgarage vergrößert werden. Das hätte aber Auswirkungen auf die Grundflächenzahl (GRZ), die als wichtiges Kriterium zur Entscheidung über Großbauten herangezogen wird. In der Bayerischen Bauverordnung sei festgelegt, dass ein Wert von 0,6 nicht überschritten werden sollte, wie am Donnerstagabend mehrfach geäußert wurde. Dies würde durch die vergrößerte Tiefgarage aber geschehen. Der Bauherr wollte dafür eine Wohnung streichen, die GRZ hätte aber selbst dann noch bei 0,67 gelegen. Ulrich Zucker (CSU) störte sich nicht daran: "0,6 oder 0,67 - wo ist da schon der Unterschied" Hauptsache, die Duplexgaragen wären aus den Plänen gestrichen. Der Rest des Gremiums sah das anders. Anetsberger fasste die Stimmung dahingehend zusammen, dass man - vor allem mit Blick auf die anstehenden Arbeiten am einfachen Bebauungsplan - nicht einen neuen Bezugswert schaffen dürfe. Mit Ausnahme von Zucker stimmte das Gremium dagegen. Damit hat die Genehmigung von vor ein paar Wochen Bestand und der Bauherr darf ausschließlich in der damals vorgesehenen Form bauen. Die Änderungen sind vom Tisch.

Wesentlich schwerer taten sich die Stadträte bei einem weiteren Bauantrag, der im Gremium schon einmal behandelt worden war. Es ging um vier Terrassenreihenhäuser, die zusammenhängend "An der Leitn" in Beilngries errichtet werden sollten. Bei der Septembersitzung wurde das Vorhaben von der Mehrheit der Stadträte zwar als gefällig, aufgrund seiner Massivität aber nicht zustimmungsreif angesehen. Nun hatte der Bauherr einige Änderungen vorgenommen: Die einzelnen Gebäude sollten jeweils etwas zurückversetzt werden, um keine glatte Front mehr zu erzeugen. Außerdem wurde die Gebäudeachse etwas gedreht. Helmut Schloderer (BL/FW) lobte die Architektur: "Das Vorhaben zeigt, wie man in sensiblen Hangbereichen bauen kann." Auch Bernhard Merkl (BL/FW) und Claudia Bach (parteilos) zeigten sich als Befürworter, was Vize-Bürgermeister Anton Grad (CSU) wunderte. Eine halbe Stunde vorher habe seine Fraktion noch Prügel bezogen, weil man früher für diverse Großbauten gestimmt habe - und jetzt wolle man plötzlich solch einem "Monsterbau" zustimmen. Die Befürworter verwiesen darauf, dass die Front vom Tal aus überhaupt nicht zu sehen sein werde - Jochen Grabmann (CSU) hielt dagegen, dass hier mit zweierlei Maß gemessen werde. Auch Anetsberger war gegen das Vorhaben, da er mit einer mehr als 40 Meter langen Gebäudefront keinen Präzedenzfall für weitere Vorhaben schaffen wolle. Bei sieben Gegenstimmen wurde der Antrag abgelehnt.