Beilngries
Handel im Wandel der Zeit

04.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:27 Uhr

Beilngries (DK) Der Internethandel und die großen Einkaufscenter sind eine starke Konkurrenz für die kleineren Einzelhändler. Die Beilngrieser Geschäftsleute sind dennoch zuversichtlich, dass sie auch in zehn Jahren noch eine wichtige Rolle spielen werden.

Beilngries im Jahre 2005: Die Sulzrenaturierung ist in vollem Gange. Die alte Grundschule steht noch, der Neubau mit zahlreichen Geschäftsräumen ist in weiter Ferne. Noch einmal einige Jahre länger wird es dauern, bis in Beilngries eine große Mehrzweckhalle in die Höhe wächst. Das Haus des Gastes muss ebenfalls noch einige Zeit auf eine Sanierung warten. Und in der Altstadt sieht es noch ganz anders aus als heute.

Viel hat sich in Beilngries getan in den vergangen gut zehn Jahren. Auch für die ortsansässigen Einzelhändler haben sich die Voraussetzungen immer wieder aufs Neue verändert. Vor diesem Hintergrund fällt es schwer, stichhaltige Prognosen abzugeben, wo die Beilngrieser Geschäftswelt nach einem weiteren Jahrzehnt stehen wird. Die hiesigen Händler sind aber durchaus optimistisch, wie Markus Schmidt, Sprecher des Werbekreises, und sein Mitstreiter Gerhard Gietl im Gespräch mit unserer Zeitung erläutern. Für sie steht fest: Es kann auch im Jahr 2025 in der Beilngrieser Innenstadt noch eine gut funktionierende Geschäftswelt geben.

Klar ist für Gietl aber auch: "Wir müssen wachsam sein." Die Herausforderungen sind groß. Das Einkaufen im Internet ist inzwischen für viele Menschen ein fester Bestandteil des täglichen Lebens geworden. Fünf Mausklicks am PC, und schon sind die Schuhe auf dem Weg - mit den neuen Medien haben sich zweifellos die Voraussetzungen für die Inhaber kleiner Verkaufsläden geändert. Wird der Einzelhandel in der ländlichen Region dadurch irgendwann ganz überflüssig? Schmidt und Gietl antworten hier mit einem vehementen "Nein". "Im Gegenteil. Wir können etwas bieten, was in Zukunft immer wichtiger werden wird: Persönliche Gespräche", sagt Gietl. In Zeiten, in denen die Kommunikation immer mehr über Smartphones oder E-Mails abläuft, wolle man für die Kunden nicht nur ein Verkäufer, sondern auch ein Ansprechpartner sein. "Viele unserer Kunden kennen wir seit Jahrzehnten", sagt Gietl. Ein solches Vertrauensverhältnis sei durch keine Technik zu ersetzen. Jetzt zwanghaft auf den Internetzug aufzuspringen, könne nicht die Lösung sein, so Schmidt. Selbst in den Weiten des Internets zeichne sich ein klarer Trend ab: Die großen Anbieter reißen immer mehr Marktanteile an sich, während kleinere Geschäfte kaum bestehen können. Für den Händler vor Ort gehe es deshalb darum, das eigene Profil zu schärfen und auch weiterhin das anzubieten, was die Menschen brauchen.

Einen entscheidenden Vorteil der Beilngrieser Geschäftswelt sehen Schmidt und Gietl im guten Miteinander aller hiesigen Institutionen, wie sie betonen. Alle Bürgermeister der vergangenen Jahrzehnte - der aktuelle mit eingeschlossen - hätten stets ein offenes Ohr für die Belange der Einzelhändler gehabt. Die Zusammenarbeit zwischen Stadt, Handel, Gastronomie und Tourismus sei der Schlüssel für den bisherigen Erfolg der Altmühlstadt - und auch eine Chance für die Zukunft. Hier müsse niemand darum kämpfen, dass seine Belange gehört werden. Vielmehr werde gemeinsam versucht, die Stadt voranzubringen, schwärmen Gietl und Schmidt. Bester Ausdruck dieser Kooperation seien die großen Veranstaltungen, für die Beilngries über die Region hinaus bekannt ist - allen voran der Zwiebelmarkt. Bei schönem Wetter waren die Straßen im vergangenen Jahr am Veranstaltungssonntag derart gut gefüllt, dass kaum noch ein Durchkommen war. Für die Geschäftsleute, die an diesen Tagen geöffnet haben, ist das entscheidend. Es geht nicht nur um den Umsatz in diesen Stunden. Vielmehr könne eine Stadt einen bleibenden Eindruck bei Gästen hinterlassen, um diese für weitere Besuche anzulocken - zum Essen, Schlendern und auch Einkaufen. Als weitere entscheidende Faktoren sehen die Beilngrieser Händler die breite Schullandschaft mit dem 2002 eingeweihten Gymnasium sowie den Tourismus mit mehr als 250 000 Übernachtungen pro Jahr.

Bei aller Zuversicht sei aber dennoch Vorsicht geboten. Oft würden sich Fehler, die heute begangen werden, erst in einigen Jahren auswirken, so Gietl - dann aber so heftig, dass man nur noch schwer darauf reagieren kann. Eine große Herausforderung für Beilngries wird in den kommenden Jahren das Vermeiden von weiteren Leerständen in der Altstadt sein. Diese Sorge treibt auch Bürgermeister Alexander Anetsberger um, wie er im Gespräch mit unserer Zeitung erläutert. Bereits bei der Erstellung des Integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzeptes - kurz Isek - vor einem guten Jahr hatten sich Stadt und Planungsbüro mit der Rolle und dem Potenzial des Einzelhandels befasst. Dies soll im Zuge des Tourismuskonzeptes, das die Stadt in den kommenden Monaten gemeinsam mit Experten ausarbeiten will, noch vertieft werden. Eine Innenstadt, in der bei einem erklecklichen Teil der Gebäude die Erdgeschosse leerstehen, sei tödlich, darin sind sich Bürgermeister und Einzelhändler einig. Daher müsse man schon jetzt viele Gespräche führen. Wo gehen Inhaber auf absehbare Zeit in den Ruhestand? Haben sie Nachkommen, die das Geschäft übernehmen möchten? Und falls nicht: Wie sehen die Pläne aus, was aus dem Geschäft werden könnte?

All diese Fragen sollen jetzt beantwortet werden, solange es noch die Möglichkeit gibt, Lösungen zu zimmern. Und nicht erst dann, wenn das Gebäude schon seit Monaten leer steht. Im Jahr 2025 soll es schließlich heißen: Auch für die nächsten zehn Jahre kann man zuversichtlich sein.