Beilngries
Neue Fragen und persönliche Schicksale

Helferkreis Asyl zieht Zwischenbilanz: Die Aufgabenfelder haben sich massiv gewandelt

12.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:18 Uhr

Beilngries (DK) Ehrenamtliche Flüchtlingshelfer gibt es in der Großgemeinde Beilngries schon lange. Seit einem guten halben Jahr befinden sie sich aber nun unter dem offiziellen Dach des Helferkreises Asyl. Die führenden Köpfe der Gruppe ziehen im Gespräch mit unserer Zeitung eine Zwischenbilanz.

Tausende Menschen kommen täglich über die deutsche Grenze. Außer einer Tragetasche haben sie nichts bei sich. Sie verstehen kein Wort Deutsch. Sie frieren, haben Hunger und brauchen medizinische Betreuung. Die Städte und Dörfer, in die sie gebracht werden, sind ihnen völlig fremd. Der Kühlschrank in ihrer Unterkunft ist leer. Jetzt stellen sich viele Fragen: Wo ist der nächste Supermarkt? Gibt es eine Busverbindung? An welchen Arzt kann man sich wenden? Und wer hilft mir mit den Briefen, die mir von Behörden zugeschickt werden?

All diese Probleme, all diese Fragen sind in der Zeit von Herbst 2014 bis Frühjahr 2016 unzählige Male aufgetreten - auch in der Großgemeinde Beilngries. Die Asylbewerber, die in Deutschland ankamen, waren auf die Hilfe der Einheimischen angewiesen. Es ging um eine Erstversorgung, an weitreichende Integrationsmaßnahmen war noch gar nicht zu denken. Es ging erst einmal nur darum, dass die Flüchtlinge in ihrer neuen Heimat ankommen und halbwegs geregelt über den Tag kommen.

Dass diese Hilfe von staatlicher Seite nicht geleistet werden kann, wurde schnell deutlich. Und so war man auch in Beilngries froh, als sich von Beginn an viele Freiwillige fanden, die den Asylsuchenden zur Seite standen. Vor allem die Mitglieder der Nachbarschaftshilfe taten sich hier bekanntermaßen hervor.

Inzwischen ist viel Zeit vergangen. Es kommen kaum noch neue Flüchtlinge an. Diejenigen, die hier leben, kennen Beilngries meist schon sehr gut. "Und somit haben sich auch unsere Aufgaben komplett verschoben", sagt Rolf Drießen, eine der führenden Kräfte im Helferkreis Asyl. Er und seine Mitstreiter haben sich schon vorher für die Flüchtlinge eingesetzt, seit einem guten halben Jahr firmieren sie offiziell als Helferkreis Asyl. 30 Mitstreiter sind dabei. Die Motivation ist nach wie vor groß, wie Drießen, Anja Ouakili und Regina Hartig-Drelse im Gespräch mit unserer Zeitung erläutern. Der Aufgabenberg ist aber auch gewaltig, wenngleich sich die Themen stark verändert haben.

Inzwischen haben viele der Flüchtlinge, die in Beilngries leben, ihre Briefe mit einer Anerkennung beziehungsweise einer Ablehnung erhalten. Diejenigen, die bleiben dürfen - derzeit vor allem die Menschen aus Syrien - würden nun natürlich liebend gerne arbeiten. Gleichzeitig dürfen sie eigentlich nicht mehr in ihrer Flüchtlingsunterkunft bleiben, sie sind dort offiziell Fehlbeleger. Allerdings ist es in Beilngries kaum möglich, günstigen Wohnraum zu finden. Bei all diesen Themen versuchen die Mitglieder des Helferkreises, den Flüchtlingen helfend zur Seite zu stehen. Einige der neuen Mitbürger haben inzwischen Arbeit gefunden - zum Beispiel die zwei jungen Männer, über die unsere Zeitung jüngst berichtet hatte.

Emotional sehr fordernd sind hingegen die Ablehnungsbescheide, die derzeit eine Vielzahl der in Beilngries lebenden Afghanen erhalten, wie die drei Mitglieder des Helferkreises berichten. Menschen, die man über ein bis zwei Jahre hinweg begleitet hat, die einem ans Herz gewachsen sind und die man in ehrenamtlichen Sprachkursen vorangebracht hat, erfahren nun, dass sie Deutschland verlassen und zurück in ihr Heimatland müssen. Dies sei für die Helfer oft schwer zu ertragen, berichtet Drießen. Man versuche nun, den Flüchtlingen beizustehen und sie zu Terminen bei Anwälten zu begleiten.

Hierfür würde man gerne weitere Helfer in den eigenen Reihen begrüßen, die bestenfalls juristisch bewandert sind. Darüber hinaus gilt weiterhin: Jede helfende Hand ist willkommen. Wer sich in irgendeiner Form vorstellen kann, sich für Flüchtlinge einzusetzen, kann sich per E-Mail an orga@beilngries.de wenden. Gleiches gilt für Firmen, die gerne Flüchtlinge beschäftigen möchten. Weitere Informationen und Kontaktmöglichkeiten gibt es im Internet unter www.fluechtlingshilfe.beilngries.de.