Beilngries
"Der Kontakt zu den Gästen macht Spaß"

Die Flüchtlinge Ibrahim Kamara und Ahmadbilal Rashidi berichten von ihrer Arbeit in einem Beilngrieser Hotel

03.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:22 Uhr

Foto: Fabian Rieger

Beilngries (rgf) Ibrahim Kamara und Ahmadbilal Rashidi freuen sich auf jeden Arbeitstag. Er bedeutet für sie keine Pflichterfüllung, wie sie im Gespräch mit unserer Zeitung berichten. Vielmehr bietet er ihnen die Perspektive auf ein "normales" Leben.

Die beiden jungen Männer arbeiten im Beilngrieser Hotel Fuchsbräu. Kamara ist dort als Küchenhelfer beschäftigt - und das immerhin schon seit fast zwei Jahren. Im Sommer 2015 trat er seinen Dienst an. "Er wurde uns empfohlen", so die Geschäftsführerin Denise Amrhein. Ibrahim Kamara hatte sich bereits als fleißiger Arbeiter hervorgetan, als die Flüchtlinge mit Unterstützung der Nachbarschaftshilfe Fahrräder reparierten. Dieser gute Eindruck habe sich bei seiner ersten "richtigen" Arbeit in Deutschland dann bestätigt, so Amrhein. Der junge Mann aus Sierra Leone habe sich schnell eingearbeitet, sei stets pünktlich und habe sich in der Anfangszeit bei Wind und Wetter mit dem Fahrrad von seinem damaligen Wohnort Kottingwörth nach Beilngries gekämpft. Im Januar 2016 konnte Kamara dann in das Personalhaus des Betriebs einziehen, wo er seitdem lebt.

In seinem Heimatland war der junge Mann Automechaniker. Die Umstellung auf eine völlig andere Berufssparte sei kein größeres Problem gewesen, berichtet er. Vielmehr habe ihm die neue Sprache vor einige Herausforderungen gestellt, so Kamara. Er war Teilnehmer am ersten ehrenamtlichen Sprachkurs für Flüchtlinge in Beilngries, der vor genau zwei Jahren gestartet war. "Jetzt geht es schon ganz gut", sagt er auf Deutsch. Er könne sich inzwischen mit den Kollegen sehr gut verständigen, der Kontakt sei freundschaftlich. Ob Ibrahim Kamara dauerhaft in Beilngries bleiben darf, ist aber noch unklar. Er wartet nach wie vor auf eine offizielle Beurteilung seines Gesuchs auf Bleiberecht. Denise Amrhein möchte ihren fleißigen Mitarbeiter unbedingt halten, wie sie betont. "Er ist komplett erwerbstätig, er wohnt eigenständig" - für die Beilngrieser Geschäftsfrau ist die Integration des Mannes aus Sierra Leone bestens gelungen.

Ähnlich gute Prognosen sieht sie für Ahmadbilal Rashidi. Der Afghane kam im Dezember 2015 nach Beilngries und wohnt seitdem in einer dezentralen Flüchtlingsunterkunft in der Stadt. Er arbeitet im Rahmen einer sogenannten Einstiegsqualifizierung im Hotel Fuchsbräu. Das bedeutet, dass er sich nun in einem halbjährigen Vorlauf bewähren muss, um dann eine Ausbildung antreten zu können. Diese Maßnahme wird vom Arbeitsamt bezuschusst. Amrhein sieht aktuell keinen Grund, weshalb sie den jungen Mann nicht in eine geregelte Ausbildung zum Hotelfachmann übernehmen sollte. Durch seine guten Sprachkenntnisse bereite ihm auch der Gastkontakt keine Probleme, berichtet die Chefin. Ganz im Gegenteil. Auf die Frage, was ihm an seinem neuen Beruf am meisten Spaß macht, antwortet Rashidi: "Wenn ich mich mit den Gästen unterhalten kann."

Mit seiner eigentlichen Ausbildung hat der Job im Hotel nichts zu tun. Der Afghane hatte in seiner Heimat zwei Jahre Jura studiert und als Hilfskraft im Logistikbereich gejobbt. Die Umorientierung sei kein Drama, betont er. "Die Arbeit im Hotel macht mir Spaß."

Denise Amrhein berichtet, dass sie bislang gute Erfahrungen mit Asylbewerbern in ihrem Betrieb gemacht habe. Genau wie unter den Deutschen gebe es zwar immer auch mal Fälle, wo man zu der Erkenntnis komme, dass es nicht klappt. Probleme habe es bislang aber nicht gegeben. Im Gegenteil: Die unterschiedlichen Kulturen würden den Betrieb bereichern, betont die Beilngrieserin.

Bei Ingrid Dütsch, seit Langem eine aktive Unterstützerin der Asylbewerber in Beilngries, rennt sie damit offene Türen ein. Die Biberbacherin hofft, dass noch viele weitere Flüchtlinge den Schritt in die Arbeitswelt schaffen - trotz aller Herausforderungen und Unsicherheiten, die damit verbunden sind. Beim Helferkreis Asyl gibt es eine entsprechende Sparte, die sich um das Thema Arbeitswelt kümmert. Dabei könnten sich gerne weitere Unterstützer einbringen, so Dütsch. Auch alle Unternehmer, die sich vorstellen könnten, einen Asylbewerber zu beschäftigen, könnten sich an den Helferkreis wenden. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.fluechtlingshilfe.beilngries.de.